Spiegel und das wahre Ich

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"Hm...der nächste MaO - Generator sollte per Karte in der Nähe des Verteidigungsturms stehen", murmelt Criss beim Anblick der gelblichen, alten, zerknitterten Karte, die vor ihm auf dem Tisch liegt.

Er seufzt und stützt seinen Kopf ab: "Nein, in den Verteidigungsturm können wir nicht eindringen. Nicht zu zweit"

Er lehnt sich zurück und starrt an die Decke: "Das würde dem Reich aber ungemein helfen - bei der miesen Verteidigung im Drachenreich. So ein MaO - Generator ist schon einiges wert. Mit der Maschine würde dem Drachenreich eine enorme Last entfallen. Und dem Kanren auch"

Der Kanren.
Auch ein Mysterium für sich.
Bisher hat er immer noch nicht erwähnt, warum er sich vor der Bevölkerung versteckt und sie glauben lässt, ihre Feudalherren sind die Herrscher.

Criss schielt nach rechts zum Regal. Das Büro wurde seit gefühlten Generationen nicht entstaubt oder aufgeräumt. Wen wundert es. Er sitzt im eingebrochenem Büro des alten Rathauses. Das hat kaum Schaden erlitten, da es abseits der Provinz steht.

Auch eine seltsame Sache. Warum steht ein Rathaus so weit entfernt vom Zentrum.

Was auch immer der Grund ist, das Rathaus wurde von den hungrigen Flammen der Schlangen bewahrt.

Er seufzt wieder und sieht auf die Karte, die mit der Zeit nur mehr Fragen aufwirft.

Warum ist das Drachenreich bloß durchgestrichen?

Die Karte hat auf jeden Fall einige Jahre hinter sich, doch sie scheint aktuell zu sein, was die Provinzen betrifft. Das einzige, was auf gewöhnliche Karten nicht markiert ist, sind die Verteidigungsanlagen und die Türme der Kanren.

"Wenn der Turm des Drachenreich - Kanren markiert ist, heißt es, dass der Kanren früher kein Geheimnis war. Aber das war von Vornherein klar. Wieso aber ist das gesamte Drachenreich durchgestrichen?", sagt Criss und hofft auf einen Gedankenblitz.

"Vielleicht...heißt es einfach nur, dass das Drachenreich das einzige Reich ohne ordentliche Verteidigung ist", er beißt sich auf die Lippe, "Dann muss ich wohl auf Shanix vertrauen, dass sie die MaO Energie spüren wird.

Die Schlangen nahmen uns alles. Wenn wir ihnen nun eine Maschine nehmen, ist ihre Schuld nicht mal zum Viertel beglichen"

Er streckt sich und drückt die Ausgangstür vor sich, als er sich selbst im Spiegel, der neben ihm hängt, sieht.

Er betrachtet seine blonden Haare und seine hellen Augen. Sind sie heller geworden? Nein, sie haben eher die Farbe verloren. Sein Himmelblau hat sich in ein farbloses Grau verwandelt.

"Das liegt am Licht..", sagt er zu sich selbst.

Je länger er sich anstarrt, desto wütender wird er.

Das Drachenreich, Shanix, Mirare..
Es ist zu viel.

Die Worte kommen wie von selbst, als er zu seinem eigenem Spiegelbild spricht: "...du Monster"

Der Gedanke an Shanix und was er ihr antat macht ihn umso wütender. "Das bin nicht ich!", schreit er, drückt die Tür gewaltsam weg und verlässt das Rathaus so schnell er kann.

Währenddessen

Sie legt das kleine Tagebuch in ihre volle Reisetasche. Sie bereitet sich auf ihre Abreise vor.

"Das sollte jetzt alles gewesen sein", murmelt sie, "Der Meister hat mir einen Monat gegeben, um Ishanna zu ihm zu bringen. Das sollte reichen. Und wenn nicht..."

Sie schaudert und lenkt sich schnell ab, indem sie in ihren Spiegel guckt. Wie von ihm angezogen geht sie auf ihn zu und bleibt für eine Weile stehen.

I.ShanixWo Geschichten leben. Entdecke jetzt