Lunandere

14 3 5
                                    

Andy steht beeindruckt vor einem schönen Bücherregal.

"Der Kanren ist wirklich ein kluger Mann, wenn er das alles gelesen hat. Du hast doch bestimmt nichts dagegen, wenn ich mir eine Karte borge", sagt Andy mit einem Grinsen in Gesicht.

'Sonst finde ich Serebra und Jackey nie', denkt er in Gedanken weiter.

"Mag man denken, der vorherige Kanren ist aber eben kein kluger Mann gewesen, denn diese Bücher hat er wie Müll behandelt und weggeworfen. Ich habe sie alle aufgegabelt und geordnet", eine junge Frau mit stark gelocktem lila Haar, das in zwei Zöpfen vor ihren Schultern baumelt, sitzt auf einem Tisch, ihre kurzen Beine baumeln spielerisch vor Freude bei Andys Anblick.
"Hast du mich vermisst, Mako?", fragt sie mit geneigtem Kopf.

Eine Möglichkeit zur schnellen Flucht gibt es in ihren Versteck unter der Erde nicht. Andy steckt seine Nase tief in ein Buch. Peinlich berührt gibt er keine Antwort.

"Mako?", fragt sie nochmal.

"Lunandere, ich heiße Andy", antwortet er und versinkt mit dem Gesicht noch tiefer im Buch. 

"Achja, richtig", sie kichert, "also 'Andy', hast du mich vermisst?"

"Oh, ja", sagt er und schlägt eine Buchseite um, "wie kann ich dich bloß nicht vermissen. Ich meine, du bist mir damals immer auf Schritt und Tritt gefolgt - wer vermisst das nicht.."

Sie kichert, ihren Mund höflich mit der Hand verdeckend. Ihre Wangen nehmen einen rosigen Ton an.

"Sag, Andy, ich bin doch hilfreich für dich, oder?", wieder neigt sie ihren Kopf grinsend, "ich habe dir schließlich so oft geholfen. Vergiss nicht, dass du ohne mich niemals die Welt gerettet hättest. Oder das Schlangenreich"

Mit zusammengepressten Lippen sieht er zu Lunandere. Die junge Frau ist kaum gealtert, sie gleicht nach wie vor einem Mädchen. Es ist fast so, als wäre sie im Körper eines aufgeweckten Kindes gefangen, während sie in Wahrheit sogar um ein Jahr älter als Andy ist. Vielleicht ist es ihre geringe Größe, durch die man sich in ihrem Alter verschätzt, oder es ist doch ihre niedliche Ausstrahlung, die einen dazu bewegt.

Andy lacht, auch wenn er nie romantisches Interesse für sie empfand, findet er sie nach wie vor symphatisch. Er kann sich nicht erinnern, warum er sie nicht schon früher gesucht hat. Wobei er zugeben muss, dass sie ihn gefundet jat und nicht er sie.

"Du warst und bist immer noch unglaublich hilfreich, Lunandere. Deine Zukunftsvorraussagungen werden immer genauer", gibt Andy mit Schulterzucken zu.

Ihre Augen glänzen. Man sieht deutlich, wie sie in bewundert, das tat sie immer. "Freust du dich, mich zu sehen?"

Andy kratzt sich an der Schläfe. Auf irgendeine Weise empfindet er schon Freude, seine alte Freundin wiederzusehen:
"Ja, Luna-", setzt er an, doch bringt den Satz aus Überraschung nicht zuende.

Auf ihren Ballen schlich sich Lunandere von hinten für eine Umarmung an.

Sie presst ihren dünnen Körper an seinen Rücken: "Ich wusste es! Deshalb habe ich dich auch gesucht, Ma- ich meine Andy. Ich wusste, dass du nach Tokkeh kommen wirst und bin dir zuvorgekommen! Ich hab mir ein Versteckt nach meinen Bedürfnissen eingerichtet"

Andy zuckt mit den Schultern und versucht sich so sanft wie möglich von ihrer Umarmung zu lösen, was Lunandere allerdings als Erwiderung ansieht und ihn noch doller an sich drückt. Andy seufzt unauffällig: "Ich freu mich...Kannst du mich loslassen?"

Sie kichert: "Erst, wenn wir heiraten!"

Andy legt das Buch, was er nach wie vor in der Hand hielt zur Seite und blickt über seine Schulter. Aus dem Augenwinkel sieht er eine glänzende Schüssel gefüllt mit kristallklarem Wasser auf einem unauffälligen Tisch.

I.ShanixWo Geschichten leben. Entdecke jetzt