6 | Rhys-Rhys

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• Dermot Kennedy - Power Over Me •

Einige Tage vergehen, in denen nichts Spektakuläres passiert. Ich verbringe sie entweder mit Elliot und Mira oder mit Rhys, der sich inzwischen mehr Mühe gibt. Jedenfalls dachte ich dieses Mal, dass alles gut werden wird. Dass unsere Beziehung endlich die Kurve kriegt.

Bis ich schließlich Wochen später an einem Samstagabend in meinem Zimmer sitze und versuche, ihn zu erreichen. Er meinte, er würde heute Abend feiern gehen und hat mich gefragt, ob ich mitkommen möchte. Zuerst habe ich abgelehnt, aber jetzt hat Mira mir die Sache doch irgendwie schön geredet. Ich versuche ihn seit einer halben Stunde zu erreichen, um ihm Bescheid zu geben, dass ich doch komme, aber Rhys hat sein Handy vermutlich auf stumm gestellt.

Ich seufze und rufe Mira an. »Hey, ich glaube das mit heute Abend wird nichts. Rhys geht nicht ran.«

Sie lacht ins Telefon. Vielleicht ist sie schon ein wenig angetrunken. »Na und?«, sagt sie. »Der Typ kann uns mal. Wir gehen da jetzt hin. Du und ich. Und wer weiß, vielleicht sehen wir ihn da. Du kannst ihn ja überraschen.«

Ich bin nicht sicher, ob das so eine gute Idee ist, aber am Ende lasse ich mich wie immer überreden.

»Zieh was Süßes an«, ruft sie in den Hörer. »Dieses dunkle Sommerkleid. Darin siehst du toll aus. Er muss wissen, was er verpasst.«

Ich lache, stimme zu und lege auf.

Eine halbe Stunde später stehe ich in einem überfüllten Raum mit tausenden von Studenten, die ich noch nie gesehen habe. Ich schaue mich direkt nach Rhys um und scanne jedes Gesicht ab.

»Komm schon, Eve, hab doch mal ein wenig Spaß«, ruft Mira, die Augen voller Aufregung aufgerissen, aber ich schüttele nur den Kopf. An Spaß ist gerade überhaupt nicht zu denken, dafür sind mir viel zu viele Menschen auf einem Fleck. Die Musik ist so laut, dass ich das Gefühl habe, dass der Boden unter mir zu beben beginnt. Am liebsten würde ich mir Rhys schnappen und hier abhauen.

Eigentlich habe ich kein großes Problem mit Partys. Es ist nicht so, als würde ich jedes Wochenende auf eine gehen, aber wenn ich doch eine besuche, lasse ich mich meistens von der Menge mitreißen. Wie dem auch sei, heute ist wohl nicht so ein Tag. Mir tut der Kopf weh von der Musik. Die Enge im Raum schnürt mir die Kehle zu. Vielleicht liegt es auch einfach nur daran, dass ich noch komplett nüchtern bin, aber bevor ich Rhys nicht gefunden habe, rühre ich keinen Alkohol an.

Mira zuckt bloß mit den Schultern, zwinkert mir zu und verschwindet dann in der tanzenden Menge. Ich wünschte, sie würde bei mir bleiben und mit mir nach Rhys suchen, aber ich möchte ihr auch nicht den Abend verderben.

Ich weiß, dass Rhys hier ist. Er muss hier irgendwo sein.

Als ich Atticus sehe, bahne ich mir einen Weg durch die Menge. Er steht direkt neben den Boxen und redet mit ein paar Leuten. Wenn jemand weiß wo Rhys ist, dann Atticus. Die beiden sind nicht nur beste Freunde, sondern fast schon so etwas wie Brüder.

»Hey, hast du zufällig Rhys gesehen?«, brülle ich, in dem Versuch gegen die laute Musik anzukommen. Atticus sieht mich an und lächelt, als er mich erkennt, doch dann schüttelt er den Kopf und nippt weiter an seinem Bier. Seine blonden Haare stehen in alle Richtungen ab, als er in einer übertriebenen Geste den Kopf von links nach rechts dreht und wieder zurück.

Gerade als ich mich umdrehen möchte, um weiter nach Rhys zu suchen, hebt er wieder den Kopf und sieht mich eindringlich an. Ich halte mitten in meiner Bewegung inne und schaue ihn mindestens genauso intensiv an, wie er mich. Er kneift die Augen zusammen, als könnte er mich nicht richtig erkennen. Plötzlich erhellt sich seine Miene und er fängt an zu glucksen. Ich verziehe das Gesicht und trete, angesichts des streng riechenden Alkoholgeruchs, der Atticus umgibt, einen Schritt zurück.

Kickass [PAUSIERT] Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt