Die Herausforderung

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Nur zwei Tage später stand ich ehrfürchtig im Laden.

Ich hatte Dad schon oft begleitet, aber zum ersten Mal würde ich die Verantwortung für das Geschäft übernehmen. Mit allen Bereichen. Nur ich und dreihundert Gitarren, Saiten und weiteres Equipment.

Ich war stolz wie ein kleines Kind, das im Sportwettkampf den ersten Platz belegt hatte, als mich Dads Kollege und ehemaliger Manager Bill Schneider in die allgemeinen Geschäftsprozesse einweisen wollte.


„Du musst die Seriennummern der Gitarren notieren. Die Instrumente haben im Gegensatz zu den kleineren Artikeln keine Scannummern. Außerdem solltest du Rechnungen schreiben. Das machen wir ganz retro wie früher. Mit der Hand. Damit die Kunden einen Beleg haben und wir wissen, wie viel wir einnehmen konnten. Und zum Schluss wird noch ein Stempel drauf gesetzt mit Original Autogramm", machte er mir vor und heftete die Blätter in den Ordner ab.


„Ab 100 Dollar bekommen die Kunden Gratisplektren mit dem Logo unserer Bude dazu. Werbeartikel quasi."

Er zeigte mir die Schachtel mit verschieden farbigen Plektren.


„Und immer schön nett und freundlich sein und niemanden angiften. Aber das weißt du ja."


„Na, hör mal. Ich bin doch immer die Freundlichkeit in Person."

Er grinste ironisch.


„Was ist eigentlich mit Reklamationen? Was mache ich, wenn irgendjemand sein Zeug umtauschen will?"

„Dann lässt du dir die Quittung zeigen. Für die Retoure gibt's Extraformulare."

Er öffnete einen der Schränke und holte ein mehrfach bedrucktes Blatt hervor.


„Spezielle Mängel sind Fehlkonstruktionen, falsch aufgezogene Originalsaiten oder Fabrikatsfehler. Letzteres greift logischerweise nur bei eingeschweißten Tüten mit Gitarrensaiten. Sonst könnte ja jeder kommen. Lackkratzer oder derartige Dinge sind von vornherein vom Umtausch ausgeschlossen. Lass dich da bloß nicht übers Ohr hauen. Es gibt immer wieder Kunden, die dich bescheiße wollen. Ach und noch was", er sah mich mit ernster Miene an.


„Kinder unter 7 Jahren sind noch nicht geschäftsfähig. Gleiches gilt bei größeren Beträgen für Teenager bis zu 16 Jahren. Also, wenn dir einer ne 1000 Dollar Fender abkaufen will, erst 12 ist und dir die Scheine vorzeigt, winkst du dankend ab. Der soll dann besser seine Eltern mitbringen. Der Scanner für Falschgeld ist hier. Es gibt nämlich immer wieder besonders nette Menschen, die dir gefälschte Scheine andrehen wollen. Und wir nehmen keinen Euro. Sonst muss ich nach meinem Urlaub wieder den halben Tag bei der Bank anstehen und das Geld umtauschen."


„Und was ist wenn jemand klaut? Hol ich dann die Cops?"

Er seufzte.


„Ist hier bisher noch nie passiert. Aber ich hab früher schon Pferde kotzen sehen. Du drohst mit Anzeige und wenn es gar nicht anders geht, holst du die netten Männer in blau."

Dann trat er etwas näher und begann leise zu flüstern.


„Und lass dich ja nicht von deinem Dad abholen. Der verschenkt mit seiner sozialen Ader manchmal die ganzen Instrumente. Wenn der hier arbeiten würde, wären wir in einer Woche pleite", scherzte er und zwinkerte mir zu.

Broken Guitars (Green Day fanfiction)Where stories live. Discover now