„Bist du von allen guten Geistern verlassen?"
Dad tobte vor Wut, nachdem ich ihm am gleichen Abend davon erzählt hatte.
„Du kannst doch nicht einfach bezahlte Instrumente verkaufen!"
„Hör auf mich so anzuschreien!"
Ich schob den Teller in die Mitte der Tischplatte und sah ihn getroffen an, während er mir hasserfüllte Blicke zuwarf.
„Nun mach kein Drama daraus. Ich hab das einfach übersehen, okay?"
„Übersehen? Das kann man nicht einfach übersehen. Da war ein Zettel dran."
„Billie Joe, es reicht. Feena hat Recht. Das kann man auch leise klären. In Zimmerlautstärke", mahnte ihn Mom, aber er war völlig in Rage.
„Du, das ist jetzt kein Spaß mehr. Die Gibson war Jason White versprochen. Der hat mir dafür 1400 Tacken gegeben."
„Ja, schön und was soll ich jetzt machen?", verschränkte ich schuldbewusst die Arme vor der Brust.
„Meinst du, ich hab das mit Absicht getan?"
„Du hast sie dem Kunden für 750 mitgegeben. Verkauf mich nicht für blöd."
Shit, er hatte die Abrechnung gesehen.
„Sieh zu wie du aus der Sache wieder heraus kommst. Dieses Modell gibt's nur in dieser Form. In der ganzen Bay Area. Da war ne Gravur dran. Die hat bis vor zwei Jahren Paul McCartney gehört."
Mir entglitt das Gesicht.
„Du machst jetzt Witze oder?"
„Für Witze ist das Thema ein kleines bisschen zu ernst, glaubst du nicht?"
Ich sah ihn an und wusste: Es handelte sich definitiv nicht um einen Scherz.
„Finde den Kunden und nimm das Geld zurück. Mehr kann ich dir nicht sagen. Wenn du das in 2 Tagen nicht geschafft hast, lernst du mich von einer anderen Seite kennen."
Ich sah ihn völlig entgeistert an.
„Und wie soll ich das bitte anstellen?"
„Das weiß ich doch nicht. Das hättest du dir vor der unreifen Aktion überlegen sollen. Und eins sag ich dir, rühre mir ja nicht die drei Fender Gitarren in Richtung Personalraum an. Die sind aus dem Hardrockcafe aus Los Angeles und aus Toronto. Die haben den Ramones gehört."
Ich seufzte und sah meine Eltern hilfesuchend an. In was hatte ich mich da nur hinein geritten.
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Die Suche gestaltete sich natürlich als Großkatastrophe.
Der hatte sie doch nicht mehr alle. Wie sollte ich im Großraum der Bay Area diesen Typen ausfindig machen?
Nach etlichen Überlegungen hatte ich einen ersten Anhaltspunkt, denn er hatte einen Sticker des Gilman auf der Gitarre gehabt, den man nur bekam, wenn man regelmäßig mit seiner Band spielte.
Ich fuhr also nach Berkeley und legte dort einen kurzen Stopp ein, bevor ich am nächsten Tag den Laden betrat.
Ich wurde von Corbett Redford begrüßt, der oft Veranstaltungen organisierte und in der Szene hoch angesehen war.
„Was gibt's denn? Du hast mir geschrieben."
„Du musst mir helfen", fiel ich sogleich mit der Tür ins Haus, nachdem ich das Gilman betreten hatte.
„Ich hab Mist gebaut und Dad killt mich, wenn ich das nicht ausbügele."
Er machte ein ernstes Gesicht, grinste dann.
Jetzt folgte der unangenehme Teil. Ich musste ihm sagen worum es ging.
„Ich helfe im Moment im Laden aus. Broken guitars und hab versehentlich eine Gitarre verkauft, die schon versprochen war. Und jetzt muss ich irgendwie den neuen Besitzer ausfindig machen."
„Na, da hast du dir aber was vorgenommen. Wie sah er denn aus?"
„Dunkel blonde Haare, ein bisschen verfilzt, braune Augen. Kam aus der Ecke Philadelphia. Und er hatte diesen Sticker. Den mit der Gitarre und dem Peace Zeichen in der Mitte."
„Charlie. Da hast du Glück gehabt. Der spielt bei den Bronkos. Ist ne Punkband, aus der Ecke New York."
„Echt? Du kennst den?"
„Die sind hier schon aufgetreten. Aber wo der wohnt, frag mich was Besseres."
Meine Euphorie fand ein rasches Ende.
„Na, ja aber das ist ja schon ein erster Anfang. Hat der nicht irgendwelche Kontaktdaten hinterlassen?"
Corbett sah mir tief in die Augen, legte mir die Hände auf die Schultern, ehe er seinen Blick löste.
„Feena, meine Gute. Was glaubst du wie viele Bands hier ein und ausgehen? Du stehst hier im Gilman, DEM Punkschuppen der Bay Area."
Ich zog ein unglückliches Gesicht.
„Jetzt schaust du wie dein Vater", schmunzelte Corbett, weshalb ich meinen Blick verstärkte, bis er irgendwann einknickte.
„Okay, überredet. Ich gehe noch einmal in mein Büro und schaue nach. Vielleicht finde ich eine Adresse."
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Broken Guitars (Green Day fanfiction)
Fanfiction(Green Day) Feena jobbt in den Sommerferien bei Broken Guitars. Was das für Folgen für sie und ihr Leben hat, erfahrt ihr in dieser Geschichte...