Spagetti mit Tomatensauce

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Für den Rest des nächsten Morgens bewegte ich mich wie in Trance. Ich stand auf, aß mein Frühstück, half meinen Eltern, die Umzugskartons in den Umzugswagen zu transportieren, schminkte mich und stieg dann in den Wagen meiner Eltern ein. Es war soweit - ein neuer Abschnitt meines Lebens würde beginnen.

Die ganze Autofahrt über dachte ich über mein bisheriges Leben nach. Ich hatte schon in einigen Städten gewohnt, aber noch nie in einer, wo es bereits eine sehr dominante Gang gab. Meistens war ich das Badgirl gewesen, welches Unruhe in den Städten gestiftet hatte und Gangs gegründet hatte. Es war noch nie passiert, dass ich meine Stärke und mein Badgirl-Level beweisen musste. Obwohl ich es nie zeigen würde - ich machte mir leichte Sorgen.

Als wir nach endloser Fahrt endlich ankamen und vor unserem neuen Haus standen, musste ich erst mal schlucken - die Gegend, in der wir jetzt lebten, war das absolute Nobelviertel. Kein Ort für ein Badgirl wie mich. Ich stieg aus unserem Auto aus und sah mich in der Nachbarschaft um. Die Häuser um uns herum waren, genau wie unsers, hoch und modern gebaut, mit vielen Fenstern und grünen Grasflächen. Es war eine ruhige Gegend, die ich in den nächsten Wochen noch aufmischen sollte.

Mit einem Seuftzen drehte ich mich zu meinen Eltern um, die gerade begonnen hatten, unsere Möbel auszuräumen. Obwohl ich mich eigentlich sonst immer weigerte, im Haushalt zu helfen, beschloss ich, ihnen zu helfen - je schneller wir fertig waren, desto besser.

Für einige Stunden schleppten wir also die Möbel in unser neues Haus. Ich hatte eine Dachgeschosswohnung mit eigenem Bad und einem großen Schlafzimmer, welches mit einem Panoramafenster auf die Nachbarschaft hinausblickte. Ich fühlte mich direkt wie die Queen der Gegend. Während ich so aus dem Fenster schaute sah ich, wie drei Motorräder gemeinsam die Straßen lang bretterten und dabei ordentlich Qualm erzeugten. Mit einem lauten Quietschen, dass ich selbst durch mein geschlossenes Fenster hörte, bretterten sie in unsere Straße rein. Ich hörte Gegröhle und Gelächter. Bei genauerem Hinsehen erkannte ich ein paar bekannte Gesichter.

"Das sind sie" hörte ich plötzlich eine Stimme hinter mir. Mein Vater war hinter mir aufgetaucht, ohne, dass ich es bemerkt hatte. Ich zuckte arg zusammen, versuchte es aber zu überspielen, indem ich so tat, als würde mein Ohr jucken.

"Die Lochboys" flüsterte ich, während ich mir das Ohr kratzte. Mein Vater nickte. 

Gemeinsam beobachteten wir, wie die drei Motorräder an unserem Haus vorbeibretterten. Auf dem ersten saß ein schwarzhaariger Junge, auf dem zweiten ein Blauhaariger und auf dem dritten zwei Jungs mit braunen Haaren. Die sah ich mir genauer an, indem ich ein Fernglas, welches ich immer vor meinem Fenster hatte, gegen die Scheibe drückte und durchsah.

Der Junge, der vorne saß, hatte etwas längere Haare als der hintere. Sie flatterten wild im Wind. Sein Lachen war laut und breit, als er sich nach vorne lehnte und weiter Gas gab. Der Junge, der sich an dem vorderen Festklammerte, sah zwar genauso aus wie der, der vorne saß, hatte aber eine andere Ausstrahlung. Er wirkte irgendwie kühler, düsterer. Geheimnisvoller. Ich setzte das Fernglas ab. Irgendwie hatte ich das Gefühl, dass die nächsten Wochen sehr stressig werden würden.

Die Lochboys verließen meine Straße mit lautem Gelächter und dem Brummen ihren Motorräder, aber meinen Kopf würden sie für einige Zeit nicht mehr verlassen.

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Mein Badgirl (Die Lochis FF) #Wattys2019Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt