Kapitel 5

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Als er seine Flasche leer getrunken hat gibt er sie mir und wortlos stehe ich auf, um uns neue zu holen. Meine habe ich schon längst weggezogen! Nach dem dritten Bierchen fange ich an mich zu entspannen und die stille wird langsam aber sicher angenehm. Müde lasse ich meinen Kopf auf die Schultern des neben mir auf dem Bett hockenden Jack's sinken und seufze laut. "Wenn du mich umbringen willst dann bitte morgen. Lass mich heute noch nen vollrausch haben und dann kann ich sterben okay?" frage ich und bekomme ein zustimmendes brummen von ihm zu hören. Doch leider komme ich nicht weit in sachen rausch, denn erschöpft schließen sich meine Augen. Ich spüre wie seine Hand unter mein Shirt greift und auf einer bestimmten Stelle verharrt. "Pfoten weg von meiner Niere Jack... Zumindest heute!" murre ich mit geschlossenen Augen und schon zieht er seine Hand wieder weg. "Danke..." murmle ich und kuschle mich noch ein wenig näher an den überraschend warmen Oberarm. Es dauert nicht lange, bis ich komplett eingeschlafen bin.

Am nächsten morgen wache ich schlaftrunken auf und blinzele. Dann richte ich meinen Oberkörper auf und merke, dass ich zugedeckt in meinem Bett liege! "Hä? Bin ich gestern nich im sitzen eingepennt? Und wo ist Jack...?" murmle ich verwirrt und gähne dann. "Ich bin hier du schlafmütze!" kommt es aus der Fernsehecke und ich sehe Jack im Sessel hocken. "Morgen..." sage ich und lasse mich dann wieder zurück in die Matratze sinken. "Hat zwar gestern nich mehr ganz mit dem abschießen funktioniert aber hey... Und danke für's zudecken!" meine ich und drehe mich dann liegender weise auf die seite um ihn an zu sehen. "Wenn du mich tötest... Kannst du dann bitte nich so ne sauerrei hinterlassen? Soweit ich weiß kriegt man Blut nich mehr so schnell aus Stoff raus und allein kleine Flecken auf dem Teppich sind schon nervig as fuck!" meine Augen sind halb offen und ich spreche langsam und müde. Noch bin ich nicht ganz wach und das wird wahrscheinlich für den rest meines Lebens so bleiben. Und zwar die nächsten Minuten! Seufzend steht der Kerl mit den schwarzen Augenhöhlen auf und kommt zu mir hinüber. Dann kniet er sich neben mein Bett und lässt sein Gesicht ganz nah an meines heran kommen. "Musst du mich so anstarren...?" brumme ich leicht genervt und gähne dann immer noch. "Du hast keine angst vor dem Tod?" fragt er erstaunt. Durch die nähe kann ich seine spitzen zähne erkennen. Wieso sind die mir nich schon früher aufgefallen? Ich sehe ihn müde an. "Wieso sollte ich? Ich hab zwar keine ahnung ob und wenn ja was mich danach erwartet... Aber was solls? Ich war schon immer sehr neugierig. Auch wenn mich diese Neugierde wohl nun in's Grab gebracht hat!" Ich lächle ihn leicht an und hebe dann meinen Kopf, damit er an meine Kehle heran kommt. "Mach's schnell!" sage ich und warte auf das schnitt seines Skalpell's. "Und du willst im Bett sterben?" Langsam öffne ich meine Augen und grinse ihn an. "Dann werde ich wenigstens einmal flachgelegt!" Seine Mundwinkel zucken und er streicht mir mit seinen Fingern kurz über den Hals. Ich schließe meine Augen und genieße die letzte Berührung meines Lebens ein bischen. Schon spüre ich den kalten stahl seines Skalpell's an meinem Hals. "Keine sorge. Es ist gleich vorbei..." flüstert er und versucht mich damit zu beruhigen. Ich weiß nicht ob es an seinen Worten liegt oder daran, dass ich mit meinem Leben abgeschlossen habe. Aber ich bin wirklich überraschend ruhig! Und doch entkommt mir ein schmerzvollen stöhnen als das scharfe kleine Messer in meinen Hals eindringt.

"Autsch!" hört man es plötzlich hinter Jack und ich reisse meine Augen auf! Jack hat sich umgedreht und ich hebe automatisch meine linke Hand an meinen Hals! Erschrocken sehe ich einen großen weißen Kerl, der durch seine größe einmal Origami in meiner kleinen Wohnung spielen muss! "Slendy? Was machst du hier?!" fragt Jack und hat leichte Panik! Der hagere Mann im Anzug reibt sich seinen Kopf und setzt sich dann hin, um uns an zu sehen. "Tötet sie nicht EJ! Wir brauchen sie noch und da sie von uns weiß ist es sogar noch besser!"  meint er schnell und Eyeless lässt sein Skalpell sinken. Fassungslos und verdutzt starre ich auf Slenderman und bin einfach komplett überfordert. Was zur hölle geht hier ab!? Was macht ER hier und WIESO soll Jack mich nicht töten?! Da spüre ich das Blut zwischen meinen Fingern hervor rinnen und stehe dann auf. "Was machst du Sera?!" fragt der augenlose nun mich und ich gehe einfach in das Bad. "Wenn ich leben darf, dann will ich mein Bett nich voll Bluten! Ich hab zwar keine Ahnung von was Slenderman da redet aber die Chance lass ich mir nicht entgehen!" rufe ich aus dem Bad und halte meine blutende Wunde über das Waschbecken. Sofort sind die ersten Tropfen in das weiße Becken gefallen und hinterlassen eine rötliche spur, als sie in den Abfluss laufen. "Mist... JACK!?" brülle ich schon fast und ich kann hören wie er aufsteht und zu mir in das Bad kommt. "Könntest du mir bitte aus der Küche mein Verbandszeug holen? Es steht auf dem Vorratsschrank in einer Kiste!" gebe ich die anweisung und er geht wieder weg. Inzwischen lasse ich meinem Blut freiem Lauf und halte meinen Hals weiter über das waschbecken. Dann wasche ich mir die Hände, denn das rote Zeug gerinnt langsam und fängt an zu kleben! Da steht der große Kerl schon wieder neben mir und besieht sich die wunde. "Zum Glück habe ich deine Halsschlagader noch nicht getroffen. Im grunde ist es ein oberflächlicher schnitt, aber da der hals gut durchblutet ist blutet es natürlich ziemlich!" meint er und ich bleibe einfach nur still. Jack holt das benötigte Zeug aus der Kiste und verbindet meinen Hals. Als er fertig ist mustert er sein Werk noch einmal und nickt dann zufrieden. "Danke..." murmle ich und stelle dann den Hahn wieder an. Diesmal, um das waschbecken selbst zu reinigen. Die Wunde brennt noch, aber ich lasse davon nichts nach aussen dringen. Dann gehe ich in die Küche, hole eine weitere Kiste, etwas zu trinken und begebe mich dann zurück auf mein Bett. Zu Slenderman gerichtet sage ich: "Setz dich in den Sessel wenn du willst. Auf dem Boden ist es nach einer weile ziemlich ungemütlich!" Nickend krabbelt er auf den Sessel zu und ich beisse mir auf die Innenseite meiner Backe um mir ein Lachen verkneifen zu können! Endlich sitzt er ein wenig gemütlicher und Jack setzt sich hinter mich wieder an die Wand, während ich am Rand sitze und mir eine schmerztablette aus meinen Medis heraussuche. "Also..." sage ich, als ich das verdammte Ibuprofen gefunden und mit Wasser herunter gespült habe. "Wofür genau brauchst du mich?"

Ein Nierchen zum verliebenWo Geschichten leben. Entdecke jetzt