Kapitel 2

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Immer noch lachend laufe ich zum Parkplatz und treffe dort auf die beiden anderen, die mich nur Kopfschüttelnd ansehen. Keuchend hebe ich meine Arme und sehe sie entschuldigend an. "Sorry... Aber ich konnte mir das einfach nicht entgehen lassen! Die kann doch eh nichts mehr tun! Den Wisch zur auflösung unseres Arbeitsvertrages hab ich schon unterschrieben!" Jasmin sieht mich vorwurfsvoll an und Jonas grinst nur breit. Dann steigen wir in sein Auto und fahren zu Burger King.

Während der folgenden zwei stunden lachen wir wegen so vielem und essen nebenher noch unsere Burger. Auch das lästern über so einige Lehrer und ihrer 'Methoden' fällt nicht weg! Als wir satt und zufrieden sind schmeisst mich Jonas an der schule wieder raus und fährt mit Jasmin weiter, da sie auf seinem Weg wohnt. Der Abschied ist kurz und doch schmerzvoll. Selbst der eigentlich so starke und zurückhaltende Jonas kann sich ein kurzes trauriges Zittern seiner Lippen nicht verkneifen. Ich haue ihm freundschaftlich gegen seinen Oberarm. "Hey man... Ich zock doch nich mit ner Heulsuse!" Lache ich und er lächelt mich schief an. Jasmin sagt nichts sondern umarmt mich nur ganz fest. Beruhigend streiche ich ihr über den Kopf. "Ich werde euch echt vermissen Leute...!" meine stimme ist leise und ich lächle sanft, als ich bemerke dass sie anfängt zu weinen. "Hey hey hey! Ich bin ja nicht tod oder so!" kichere ich dann und Jasmin löst sich schniefend von mir. Entschuldigend lächle ich sie an und sie nickt. "Na komm Jasmin... Wir müssen los oder wir kommen in den großen stau!" ruft Jonas und wortlos dreht sie sich um, um in das Auto zu steigen. Winkend stehe ich da, bis sie um die Ecke biegen. Langsam lasse ich meinen Arm sinken und stehe nun etwas verloren auf dem fast leeren Parkplatz. Auch wenn ich es mir nicht zugestehen würde, würde ich im moment am liebsten anfangen zu heulen. "Alles weg... Keine eigenständigkeit mehr... keine eigene vier wände und das schlimmste... Ich muss meine neuen Freunde verlassen weil ich den stoff nich kapiert hab!" flüstere ich und balle meine Hände zu fäuste. Ich beisse mir auf die Lippe und mache mich auf den Weg zu meiner Wohnung, die nun wohl auch nicht mehr lange mein eigenes Heim sein wird. Doch anstatt den kurzen weg zu nehmen, gehe ich einen etwas längeren umweg durch den Wald.

Ich brauche etwas anderes. Etwas, dass mich von dem ablenkt, was gerade passiert ist! Als endlich das Waldstück anfängt beginne ich, mich langsam zu entspannen. Das singen der Vögel, vermischt mit dem summen der umher fliegenden Insekten und dem Rascheln des windes durch die grünen Blätter ergeben eine Melodie, die selbst mein aufgebrachtes Herz zur ruhe bringt. Etwas erleichtert seufze ich auf. "Was musste ich mir auch Medizin als Realschülerin als Ausbildungsrichtung aussuchen..." murmle ich und gehe dann etwas abseits des weges auf eine kleine, nicht so bekannte Lichtung zu. Ich habe sie durch zufall gefunden und finde sie einfach nur perfekt zum Nachdenken. Sie ist wenig bis gar nicht besucht, da man sich erst durch einiges an Dornengebüsch kämpfen muss um zu ihr zu gelangen! Normalerweise versuche auch ich den spitzen Dornen aus zu weichen. Doch heute ist es mir egal und ich gehe einfach durch. Das brennen, wenn eines der dinger mal wieder meine schwarze lange hose oder mein graues Top durchdringt fällt mir kaum auf. Als ich endlich durch den Wall gekommen bin, entdecke ich dort jemanden an einem Baumstamm sitzen! Ich verdrehe die Augen und will auch schon wieder gehen, als mir sein Hoody auffällt! "Das ist doch der Kerl aus der schule, der mich aufgefangen hat!" murmle ich überrascht und gebe mir einen ruck. Wortlos schlendere ich zu ihm hinüber und setze mich auf die gegenüber liegende seite des Baumstammes, mit dem Rücken zu ihm hin. Seufzend lege ich meinen Kopf in den Nacken und starre in den blauen Himmel. Die weißen wolken ziehen langsam von links nach rechts und folgen dem wind, der die richtung angibt. "Danke nochmal dass du mich aufgefangen hast. Ich glaub ich hätte mir sonst mein Genick gebrochen oder so!" sage ich und zuerst herrscht stille. Dann höre ich ein rascheln. "Kein Problem. Pass einfach nur auf dass du das nächste mal nicht da rückwärts hin gehst. Ich bin dann vielleicht nicht da um dich wieder zu retten!" meint er und ich schnaube. "Tch... Da kannst du dir sicher sein! Bin ja geschmissen worden!" entgegne ich und meine stimme klingt genervter als sie sollte. "Ach stimmt... Du hast ja was erwähnt in der hinsicht. Warum war der Direx so sauer auf dich?" fragt er und ich kann neugierde in seiner Stimme hören. Lächelnd antworte ich: "Sie hat gemeint 'Wir schmeissen niemanden! Sie schreiben die Noten und bestimmen so über ihren eigenen weg!' Oder zumindest so ähnlich. Und sie meinte dass ich das nicht herumbrüllen soll. Aber was soll sie mir schon groß antun? Ich bin nicht mehr ihr aufgaben bereich also kann sie nichts unternehmen! Das war ne kleine Racheaktion und sie hat ja auch ganz gut geklappt wie du hören konntest!" Ich muss anfangen zu lachen und kann ein leises kichern von der anderen seite des Baumstammes hören.  "Du scheinst dich nicht wirklich autoritäten unterordnen zu können!" meint er schließlich ein wenig amüsiert und ich muss überlegen. "Hm... Ich weiß nich... Solange sie wichtig sind halte ich mich ruhig und bedeckt. Meistens schmeichle ich mich bei ihnen ein um einen vorteil zu bekommen... Aber wenn sie dann unwichtig werden tanze ich ihnen gerne auf der Nase rum. So war das bei mir schon immer glaub ich. Brav sein bis sie unwichtig werden." Ich strecke mich, lege meine Hände hinter meinen Kopf und strecke gemütlich meine Beine. "Und trotzdem zeige ich niemandem mein wahres ich..." füge ich leise und nachdenklich hinzu. "Aber genug der langweiligen sachen! Ich bin nicht für's reden her gekommen und du wahrscheinlich auch nicht... also lass uns die stille genießen und die klappe halten!" sage ich und schließe meine Augen. "Ich werde aber noch mein Mittagessen essen wenn das in ordnung ist!" Ich grinse kurz. "Wenn du anfängst mit diesem veganerschwachsinn werde ich dir zeigen wo eine Karotte noch alles reinpasst ausser in den Mund!" knurre ich und bekomme ein lachen. "Keine Sorge... Meine Kost ist rein fleischlicher Natur!" Ich brumme zustimmend und entspanne mich dann wieder. Meine Gedanken fangen an, langsam aber sicher um das Thema 'Ausbildung' zu schwirren. Was soll ich denn jetzt machen? Ich habe nichts anderes als das, was mich auch nur im ansatz interessieren könnte! Büro? Ja ne... kannst mich gleich aufhängen! Lager arbeiten? Lieber nen schuss in den schädel! Umgang mit Menschen? Da stell ich mich lieber nackt auf den Kreml! Plötzlich werden meine Gedanken unterbrochen als er fragt: "Willst du auch was?" trotz des Burgerking besuches grummelt mein Magen. "Solange es fleisch ist bin ich dabei!" lache ich und er hält mir ein stück rohes fleisch hin. Ich nehme es etwas überrascht. "Keine sorge... das kann man roh essen! Ist sogar gesünder und schmeckt besser!" meint er und ich halte das ding vor meine Nase. Neugierig mustere ich es und drehe es hin und her. Ich bin von natur aus ein sehr neugieriger Mensch und muss alles genau betrachten und anfassen! Die Konsistenz ist ungewöhnlich fest und doch irgendwie weich! Fasziniert lächelnd drücke ich noch ein wenig darauf herum, bis ich vorsichtig hineinbeisse. Es schmeckt wie eine Mischung aus Rind und Hühnchen und hat einen leicht säuerlichen Geschmack. Aber das saure macht mir nichts aus. Eher passt es zu dem ungewöhnlichen stück fleisch und ich esse den rest auch noch auf. Ich schlucke den rest hinunter und drehe dann meinen Kopf ein wenig. "Was auch immer das war... es hatte einen verdammt interessanten geschmack! Danke!" sage ich lächelnd und habe immer noch einen leichten Nachgeschmack des fleisches auf meiner Zunge. "Gern! Hast du schonmal Niere gegessen?" fragt er und ich lecke mir noch ein stückchen von den Lippen. "Noch nicht! Aber die dinger sollen verdammt gesund sein hab ich gehört!" erwiedere ich und nehme meine Finger nacheinander in den Mund um diese ab zu lecken. "Naja... jetzt hast du auf jeden Fall ein stückchen davon gegessen!"

Ein Nierchen zum verliebenWo Geschichten leben. Entdecke jetzt