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POV: Taddl

Nachdenklich schaute ich Melina nach, als sie die Treppe hochlief.
,,Seit wann bist du eigentlich die Person, die Fremde in ihr Umfeld lässt?", fragte ich beinahe beiläufig und tippte währenddessen eine Nachricht in mein Handy. Obwohl ich keinen Namen ausgesprochen habe, wusste Lu sofort dass ich sie meine. Aus dem Augenwinkel erkannte ich, dass sie mich leicht irritiert von der Seite anstarrte.

,,Was hätte ich denn machen sollen? Sie alleine im Wald rumliegen lassen?" Ich legte mein Handy zur Seite und schaute ihr in die Augen. Auch wenn sie sich bemühte neutral zu schauen, erkannte ich die Wut in ihrem Blick und sie schien auch leicht verletzt.
Sie war eine sehr sensible Person und ich schien ungewollt einen wunden Punkt getroffen zu haben.
,,Natürlich nicht. Aber gleich übernachten lassen... Das passt null zu dir.", stellte ich fest.
,,Ja und? Ich verstehe das Problem nicht.", antwortete sie leise.
,,Das Problem ist, dass du in ihrer Gegenwart ganz komisch bist und Dinge tust, die du nie tust, einfach nur weil du von ihr gemocht werden willst.", stellte ich fest.

Innerlich regte ich mich selbst über das auf was ich gerade sagte.
Eigentlich war ich ein sehr harmoniebedürftiger Mensch der Streit immer aus dem Weg ging, und ich hatte auch kein Problem mit Melina.
Sie erschien recht freundlich und ich komme sowieso mit den meisten Menschen klar, aber auf der anderen Seite hasste ich es, wenn sich etwas in meinem gewohnten Umfeld änderte. Wir drei funktionierten perfekt zusammen, sowohl auf menschlicher als auch beruflicher Ebene.
Das alles war weit mehr als Freundschaft, eher wahre Seelenverbundenheit.
Ich hatte absolut gar keine Lust dass sich irgendetwas hier ändert, und zudem konnte man sich auch nie sicher sein ob Leute die man einlädt vielleicht insgeheim doch Fans sind die unseren Wohnort rausfinden wollten.
Fremde einfach rein lassen ist nie gut, vielleicht stehlen sie ja sogar etwas wenn sie nicht einmal einen Schlafplatz hatten. Zwar ist die Wahrscheinlichkeit gerade bei Melina gering, aber ich wollte kein Risiko eingehen. Luna und ich waren zwar nicht sehr ähnlich, aber in diesen Punkten waren wir identisch, und das wusste ich. Ich bin mir sicher sie handelte nur so aufgrund der Tatsache dass Melina so ähnlich war wie Luna in diesem Alter, und all diese Aspekte zusammen brachten mich total auf die Palme.

Luna konnte ihren deutlich verletzen Blick diesmal nicht verbergen. Sie starrte mich stumm an und schmollte.
,,Jetzt starr mich nicht so an. Wir wissen alle dass wir weder Veränderung wollen, noch dass unsere Adresse oder sonst was rauskommt. Du handelst unüberlegt. Du kannst doch nicht einfach die erstbeste Person die im Wald herumliegt zum Abendessen einladen.", murmelte ich. 
,,Weisst du, wenn du das alles hier so toll im Blick hast, kannst du ja nächstes Mal was tun anstatt einfach nur wegzulaufen, uns mit der Entscheidung alleine dasitzen zu lassen und sich dann auch noch zu beschweren.", fauchte Luna gefährlich leise.
Eigentlich sagte sie nie etwas Gemeines, aber gerade waren wir beide wohl irgendwie feindselig.

Ardy räusperte sich. ,,Leute, lasst das doch jetzt. So kommen wir nicht weiter. Lassen wir das Thema doch einfach und warten, was morgen früh ist." Luna drehte sich zu ihm. ,,Und dann? Sollen wir sie einfach rausschmeissen? Sie ist nichtmal volljährig!" ,,Du willst sie nochmal hier schlafen lassen?". Fassungslos starrte ich Lu an. ,,Sie braucht garantiert nicht darunter leiden dass du anscheindend deine Tage hast." ,,Und ich sicherlich nicht darunter, dass du dich verstellst weil du denkst dich um eine fremde Person kümmern zu müssen mit der du absolut nichts zu tun hast!", keifte ich.
Das hatte gesessen.
,,Du weisst doch gar nicht wie es ihr geht! Wer weiss, vielleicht wurde sie ja von zuhause rausgeschmissen! Es wäre verantwortungslos sie wieder auf die Strasse zu setzen.", erklärte Luna verzweifelt.
,,Du weisst doch genauso wenig wie es ihr geht, du kennst sie überhaupt nicht. Hör auf Verantwortung für eine Person zu übernehmen mit der wir absolut nicht zu tun haben, nur weil sie dich an dein früheres Ich erinnert!".

Luna stand auf und verließ das Zimmer. Ich zuckte zusammen, als kurz danach die Tür zum Nebenzimmer laut ins Schloss fiel.
Ich wusste genau dass sie den Tränen nahe war.
Irgendwie tat es mir doch leid und ich stand auf um ihr hinterher zu laufen und mich zu entschuldigen, ich wusste schliesslich selber nicht was mit mir los war. Bevor ich allerdings wirkich laufen konnte, hielt mich Ardy am T-Shirt fest.
,,T, lass es lieber.  Wir wissen beide dass es keinen Sinn hat."
Schuldbewusst strich ich mir die Haare zurück. ,,Ich weiss gar nicht, was mit mir los ist. Luna ist auch so anders...", murmelte ich leise. 

,,Weder du bist das Problem, noch Luna. Das Problem ist in der Etage über uns.", stellte Ardy trocken fest und traf dabei genau ins Schwarze.
,,Ich werde später noch mit Luna reden, mach dir keine Sorgen, wir finden schon eine Lösung." Dankbar nahm ich Ardy in den Arm, bevor er Luna ins Nebenzimmer folgte und mir eine gute Nacht wünschte. Ich wünschte ihm dies ebenfalls und machte den Fernseher aus, bevor ich eine Decke nahm und mich mit ihr auf das Sofa legte.
Ich schaute die Lichter an der Decke an und dachte über den Tag nach, bis ich schliesslich einschlief.

True Friends [DAT ADAM]Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt