True Friends [DAT ADAM]

-12-

POV Kim

Wartend stand ich an dem Gleis und fuhr mir gestresst durch die Haare. Ich einsperrte mein Handy um die Bahnapp zu checken und stellte genervt fest, dass mein Zug 10 Minuten Verspätung hat.
Naja, dann kann ich die Zeit wenigstens noch nutzen und auf Toilette gehen.  Ich kämpfte mich durch die Menschenmenge und öffnete die Tür der Toilette.
Doch als sie halb offen war, spürte ich einen Widerstand. Irgend etwas blockiert die Tür...
Ich schaute hinter die Tür und sah eine junge Frau auf dem Boden liegen. Sofort schiebe ich mich durch die halb geöffnete Tür und setze mich neben die Frau.
Vorher schloss ich noch kurz die Tür ab, da es nicht so ideal wäre, wenn sie jetzt jemand aufreisst. Ich tätschelte leicht das  Gesicht des Mädchens und bemerkte dabei eine kleine Platzwunde an ihrem Kopf.
Vorsichtig rüttelte ich an ihrem Körper und als ich etwas kaltes Wasser aus dem Waschbecken sanft über ihr Gesicht laufen lies, stellte ich erleichtert fest, dass sie ihr Gesicht verzog und begann, sich zu bewegen.
,,Hallo, kannst du mich verstehen?", sagte ich deutlich.
,,Ja.", antwortete sie schwach.
,,Wie heisst du? Kannst du alleine aufstehen?" Die Angesprochene scheint wieder mehr zu sich zu kommen.
,,Ich heiße Melina und ich bin mir nicht ganz sicher.", meinte sie unsicher.
Ich half ihr, sich aufzusetzen und bat sie ihren Kopf zu drehen, um die Wunde genauer zu betrachten.
,,Oh Gott, du blutest ja wirklich. Ich ruf besser einen Krankenwagen.", sagte ich besorgt. Sofort riss Melina ihre Augen auf und schüttelte schnell den Kopf, worauf hin sie schmerzverzerrt das Gesicht verzog.
,,Bitte kein Arzt!", flehte sie mich an. Unentschlossen strich ich mir durch die Haare und schaute ihr in ihr ängstliches Gesicht.
Plötzlich fiel mir etwas auf.
,,Warte, ich kenne dich irgendwo her...", sagte ich halblaut und dachte angestrengt nach.
,,Kann es sein, dass du vor ein paar Tagen nach Köln gefahren bist und im Zug eingeschlafen bist?". Leicht grinsend nickte mein Gegenüber.
,,Und du hast mich geweckt." , ergänzte sie mit einem schiefen Lächeln. ,,Bist du denn von hier?". Schulterzucken.
,,Wohnst du woanders?", fragte ich verwirrt. Wieder zuckte sie nur mit den Schultern.
,,Also... hm... wohnen deine Eltern nicht hier?" Sie schüttelte den Kopf. ,,Sollen wir einen Zug raussuchen der dich zu deinem Eltern bringt?", meinte ich ratlos. Ich verstand gerade nix. Panisch schüttelte sie den Kopf.
,,Aber irgendwo musst du doch hin!", stellte ich verzweifelt fest.
,,Kann es sein, dass du von zuhause abgehauen bist, dich einfach in den nächsten Zug gesetzt hast, in Köln angekommen bist und keinen Plan hast was du tun sollst und wo du hin sollst?" Melina nickte beschämt.
Ich versuchte, einen klaren Gedanken zu fassen.
,,Ok, Fakt ist, ich lass dich nicht allein hier im Bahnhofsklo mit Platzwunde auf dem Boden liegen. Das Problem ist, dass ich die kommende Woche wegen der Arbeit nicht zuhause bin, das heisst, ich kann dich leider nicht aufnehmen...
Aber ich habe Freunde hier in Köln, vielleicht kannst du da vorübergehend ein paar Tage bleiben!", fiel mir auf einmal ein.
,,Ich möchte eigentlich niemandem zur Last fallen.",
lenkte Melina zögerlich ein. ,,Das wirst du schon nicht."
Ich half ihr hoch und kramte meine Haarbürste und ein paar weitere wenige Pflegeartikel aus meiner Tasche und legte sie auf den Waschbeckenrand, und öffnete anschliessend die Tür.
,,Mach dich bisschen frisch und tue anschliessend alles wieder in meine Tasche. Ich ruf in der Zeit meine Freunde an."
Melina bedankte sich und ich verliess das Klo. Schnell zog ich mein Handy aus der Jackentasche und versuchte nacheinander Ardy, Taddl und Luna zu erreichen, doch keiner von ihnen ging ran.
Mit einem mulmigen Gefühl steckte ich mein Handy zurück. Sie werden schon da sein...
Ich wartete kurz bis Melina mit meiner Tasche wieder herauskam. Wir liefen zusammen aus dem Gebäude und durch die Innenstadt, bis wir an dem kleinen Wald ankamen.
Dies war der schnellste und unkomplizierteste Weg, um zu der Hydraclique zu kommen.