POV: Melina
Langsam merkte ich, wie ich wach wurde. Ich war total müde und mein Rücken tat weh. Kein Wunder, schliesslich bin ich auf einem Baum eingeschlafen.
Müde richtete ich mich auf und rieb mir meine Augen, bevor ich sie aufschlug.
Ich sah eine junge Frau und einen Mann, die kaum einen Meter von mir entfernt auf einem gegenüberliegenden Baumstanm saßen und mich interessiert anstarren. Neben ihnen lag ein kleiner schwarzer Hund auf dem Boden. Vor lauter Schreck fiel ich fast vom Baum, konnte mich aber gerade noch halten.
,,Wer seid ihr?" , fragte ich vorsichtig und musterte die beiden unsicher.Die Frau war sehr schlank, hatte schwarze kurze Haare und viele Tätowierungen an den Händen, Armen und Beinen. Sie trug weite, bunte Kleidung, die wenig aufeinander abgestimmt zu sein schien.
Der junge Mann neben ihr trug eine dunkelblaue Mütze und hatte ebenfalls schwarze Haare, die ihm ins Gesicht hingen. Auch er war stark tätowiert, trug aber im Gegensatz zu der Frau recht dunkle und unauffällige Kleidung.,,Das gleiche wollte ich gerade fragen." , antwortete der Mann interessiert.
,,Wieso habt ihr überhaupt darauf gewartet dass ich aufwache? Ihr hättet doch auch einfach an mir vorbei laufen können.", murmelte ich verwirrt.
,,Ich wollte warten." , sagte die Frau leise. ,,Man sieht schließlich nicht jeden Tag eine junge Frau im Wald herumliegen. Und ich glaube auch nicht dass du vom feiern kommst, sonst hättest du wohl keinen Rucksack dabei."
Misstrauisch schaute ich die beiden an. Sie schienen schlau zu sein, und sie waren auch irgendwie interessant und geheimnisvoll.Aber gleichzeitig waren sie mir auch total fremd. Nicht nur dass ich sie nicht kannte, sie wirkten seltsam mit den Tattoos und ihrem ungewöhnlichen Aussehen. Es war einfach sehr weit weg von dem was ich als schön betrachtete, und die ganze Situation schüchterte mich ein und machte mir irgendwie Angst.
,,Was wollt ihr denn jetzt von mir?" Die beiden schauten sich an, bevor sich der Mann wieder zu mir drehte und mit dem Schultern zuckte. ,,Kommt drauf an." ,,Worauf?", erwiderte ich sofort. ,,Das weiß ich auch nicht so genau.", lachte er. Obwohl das Lachen nicht zu der Situation passte, musste ich innerlich ein bisschen grinsen.
,,Also... Du bist nicht von hier, richtig?", ergriff die Frau das Wort. Ich nickte.
,,Du hast auch kein Zuhause in Köln?" Wieder stimmte ich zu.
,,Und du weisst nicht wo du heute Nacht schlafen sollst?"
Zögernd schaute ich sie an. Was wollen die beiden bloss von mir?Der Mann schien meine Unsicherheit zu bemerken.
,,Hey, wir wollen dir nichts Böses, wirkich nicht. Wir wollen nur helfen. Wenn du nicht weisst wo du schlafen sollst, dann kannst du bei uns schlafen, zumindest für diese Nacht. Du bist scheinbar nicht erwachsen und allein nachts in Köln zu sein ist viel zu gefährlich, gerade als Frau. Es ist schon spät, nicht mehr lange und es wird stockdunkel sein.
Wir zwingen dich zu nichts, aber wo sollst du denn hin?", sagte er ruhig.Nachdenklich schaute ich auf meine Hände. Die beiden hatten recht.
Allein nachts in Köln war es draussen gefährlich, und für mehr als 1-2 Nächte in einem billigen Hotel waren bei meinem Budget eh nicht drin.
Aber anderseits: Was haben meine Eltern schon als kleines Kind zu mir gesagt?
Niemals mit Fremden mitgehen. Wobei, meine Eltern waren auch diejenigen die gesagt haben ich muss die Schule mit einem guten Abschluss fertig machen, soll bei meiner Mutter auf der Arbeit anfangen...
Wenn ich genauer drüber nachdenke, haben sie mir nie richtig geholfen, sondern höchstens gesagt was ich falsch mache und sich auch abgesehen von meinen Schulleistungen recht wenig dafür interessiert, wenn ich ihnen was erzählt habe.Und eigentlich habe ich mir das alles hier selbst eingebrockt.
Ich sollte froh darüber sein, überhaupt einen Schlafplatz angeboten zu bekommen. Zu verlieren hatte ich sowieso nichts.
,,Also?", fragte der Mann vorsichtig.
,,Ich komme mit zu euch." , antwortete ich selbstsicher. Ich griff nach meinem Rucksack, stand auf und streckte mich. Auch die beiden standen auf und gemeinsam liefen wir wortlos nebeneinander über den federnden Waldboden. Der Hund trottete ruhig neben uns her.
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True Friends [DAT ADAM]
أدب الهواةVerträumt, verplant und unsicher. Das wären wohl die Worte, die am besten zu der 17 jährigen Melina passen würden. Nachdem die Schule nicht ganz so lief wie geplant, nahm sie Reissaus von all dem was sie jahrelang unbewusst manipuliert hat und triff...