Thank You

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Inmitten von ernsten, hektischen, gestressten und gar furchteinflößenden Gestalten wandelte ein verwirrter Junge durch einen riesigen Platz, der tausende von Läden und Menschen umschloss.
Von überall strömten verschiedene Gerüche aus etlichen Restaurants und auch einzelnen Essensstände an Keijis Nase und ließen dessen Magen protestieren, er habe heute noch nicht genug gegessen.
Mit einer Hand gepresst an seinen Bauch und gesenktem, sowie beschämten Blick versuchte er diese Peinlichkeit zu verschleiern, jedoch fiel ihm zu seiner Überraschung auf, niemand hatte es überhaupt wahrgenommen.
Die Menschen streiften an ihm vorbei in Hektik und in Verärgerung.
Niemand wirklich schenkte dem Jungen Beachtung und stießen auch einige Male mit diesem zusammen, da er sich so unnatürlich wie nur möglich in Mitten der Wege breitmachte.

Die vielen Lichter, Poster und Reklamen faszinierten den schwarzhaarigen Jungen, als wäre er tatsächlich zum ersten Mal in einer großen Stadt gewesen.
Weggetreten und überrumpelt von dieser komplett anderen Umgebung musste Keiji überrascht feststellen, ein großes Lächeln breitete sich über seine Lippen, während sein Magen erneut aufknurrte.
Wieder halbwegs in der Realität angelangt suchte er sich einen Stand, welcher Taiyaki verkaufte und wanderte mit seinem Fischähnlichen Gebäck tiefer in die Massen.
An jeder Ecke strömten bunte Farben durch die Luft und schrien nach Aufmerksamkeit. Die Leute unterhielten sich und einige wenige spielten auf einem großen Platz wunderschöne Musik für ihre Mitmenschen. Eine komplett fremde Welt erschien vor Keijis strahlenden blauen Augen.

Bereits nach einigen Metern der Faszination wusste Akaashi nicht mehr wirklich, wie er hätte zurückkehren können. Doch, als er dabei war sich Sorgen zu machen in welcher Richtung denn der Rückweg liegen könnte erhaschte etwas seine Aufmerksamkeit und ließ seinen Atem für einen Moment verstummen.
Vor seinen Augen erblickte er ein Schaufenster. Es war nicht sonderlich ausgeschmückt, wie all die anderen und es wollte auch den Menschen nicht den Eindruck geben, dass es sich lohnen würde, den Laden zu betreten.
Der Laden hatte eine eher trostlose Aura und war lediglich imstande Zeitungen und Reisebroschüren zum Verkauf herauszugeben.
Jedoch war nichts davon von derartiger Bedeutung, dass es hätte Keijis volle Aufmerksamkeit erhaschen können.
Das eigentliche, was den schwarzhaarigen Jungen zum Stehen brachte, waren die ausgestellten Bildschirme, welche zurzeit ein Volleyballspiel, von vor bereits einigen Tagen zeigten.
Hatte er doch eigentlich versucht dem Volleyball aus dem Weg zu gehen mit seiner kleinen Reise in die Innenstadt, waren seine Augen förmlich an den Bildschirm gekettet.

Diese Halle....
Schien wie dieselbe, welche jenen Morgen seine Realität verzerrte.

Vielleicht war das eine Erinnerung...

Tatsächlich konnte er diesen Morgen nicht viel von seinem Sichtfeld ausmachen, jedoch erkannte er den Boden, die Linien und einige Banner, welche die Wände zierten, bevor er gnadenlos von den hellen Scheinwerfern geblendet wurde.
Heute Morgen hatte er dieselbe erblickt, also war es verständlich, er würde der Annahme sein, er wäre vielleicht bereits einmal dort gewesen.
Schließlich hatte er sie mit seinem erneuerten Verstand noch nicht erblickt gehabt.

Doch irgendetwas schien ihm allzu verwunderlich darüber.
Allein der Gedanke ließ seine Augen erneut Feuer entfachen.
Ein Stechen durchzuckte die bereits glasigen blaugrauen Augen, als er das Spiel Fremder auf dem Bildschirm verfolgte.
Was war es, dass er mit dieser Halle verband?

„Ahh, die Nationals sind ja auch bald, nicht wahr? Ich hoffe es sind ein paar interessante Spieler dabei."

Nationals?...

Unter den plötzlich erscheinenden Worten eines Mannes im Hintergrund, zuckte der Junge für einen Moment in sich zusammen.

„Bestimmt, obwohl ich gehört hab Shiratorizawa ist dieses Mal wohl nicht dabei. Stattdessen ein paar Neueinsteiger, oder so. Bin auf jeden Fall gespannt."

„Ja, ich auch. Die sind bestimmt schon fleißig am trainieren, ist schließlich nur noch ein paar Monate hin."

Hatte nicht Komi etwas Ähnliches Angedeutet? Bald stehen die großen Spiele an... Haben sie sich für die Nationals qualifiziert? Vielleicht waren sie ja bereits dort... Vielleicht habe ich dort mal gespielt...

Erneut erschien die Halle vor seinem geistlichen Auge, dieses Mal jedoch etwas klarer als zuvor.
Einzelne Volleyballfelder zeichneten sich vor ihm ab und auch einige Personen waren zu erkennen, allerdings unbekannte oder gar gesichtslose Menschen.
Ohne wirklich zu Verstehen warum, breitete sich ein Hass in Akaashi aus. Wie oft er diese Halle auch sehen würde, würde er es nicht wagen diese zu betreten.
Sie schien schön hergerichtet, war protzig und schrie gerade so nach Erfolg und Ruhm, jedoch lag eine eher dunkle Aura über ihr.

Erneut drangen Stimmen an Keijis Ohren, wie auch bereits vor einigen Stunden, jedoch waren sie leiser und eher unbedeutender als zuvor.
Im Gegensatz zu diesem Morgen erschien dieses Mal ein lauter Knall, in seiner Gedankenwelt, welcher ihn erschrecken ließ.
Ein Ball taucht in seinem Sichtfeld auf und lässt den Jungen für einen Moment erstarren.
Dies war kein Knall eines Balles, der geblockt, geschlagen oder gefangen wurde.
Der Knall hallte durch Keijis stumme Gedanken und ließ sein Herz stillstehen.

Immer wieder durchzuckte dieses Geräusch seine Ohren, als er sich langsam seiner Umgebung wieder Bewusst wurde.
Versunken in den Tiefen seiner Gedanken blickte Keiji die Straße entlang und folgte einigen Menschen mit seinen Augen um wieder der Realität näherzukommen.
Diese Aussetzer begannen den Jungen noch mehr zu verwirren, als er ohnehin schon war.

Als er es schaffte, den letzten Bissen seines Gebäcks herunterzuschlucken, riss ihn die Vibration seines Handys aus seiner Trance und ließ ihn erkennen, Bokuto habe seine Abwesenheit mitbekommen.
Ein scharfes Schlucken glitt die Kehle des schwarzhaarigen hinunter, als er unter zittrigen und schwitzenden Händen den Anruf entgegennahm.

„Akaashi! Ahh... du bist dran gegangen... Wo bist du? Geht's dir gut?!"
Zurecht ertönte die besorgte und zugleich panische Stimme Bokutos im selben Moment, wie Keiji den Hörer an seinem Ohr platzierte.
Doch aus irgendeinem Grund war es Akaashi nicht möglich Worte zu formulieren, weshalb er stumm auf den Boden blickte und Koutarou zum Schwitzen brachte.

„Akaashi? Hey, bist du da?... Ist alles in Ordnung?... Bist du nach Hause gegangen?..."

„...I...Ich..."

„Hey, hast du Akaashi erreicht?..."
Besorgte Stimmen aus dem Hintergrund ließen Keiji noch unwohler fühlen und leise Worte formen, die nicht mal er wirklich verstand.

„...Stadt...ähm...."

„Was?... Bist du in der Stadt, Akaashi? Ist ziemlich laut im Hintergrund..."

„Ähm...Ja, Ich bin in der Innenstadt...denke ich..."

„Innenstadt?...Hmm Ok...ähm weißt du wo du bist? Oder kannst du irgendwas Markantes sehen? Wie ein Straßenschild oder irgendeinen großen Laden?..."
Obwohl Koutarou sich größte Mühe gab Keiji in diesem Moment zu verstehen und so ruhig wie möglich zu erscheinen, begann er nervös an seinem Trikot zu ziehen und versprühte einen deutlichen Eindruck größter Sorge.
„...äh ja, also ich bin in der Nähe von einem großen Kaufhaus, mit blauen Neonlichtern und der Aufschrift 'Noki Noki'...."

„Ah...ja, ich denke, ich weiß in etwa wo das ist, soll ich dich abholen kommen? Oder willst du alleine zurück?..."
Allein dafür, Keiji diese Auswahl anzubieten würden dessen Eltern Koutarou vermutlich auf ewig hassen, jedoch konnte er sich denken, Keiji wollte vermutlich nicht an jemanden gebunden sein, sondern vielleicht selbst versuchen zurückzufinden, da er ja bereits alleine fortgegangen war.
Entgegen jedoch Bokutos Erwartungen wirkte Akaashi ziemlich verunsichert und langsam leicht panisch. Tatsächlich blickte sich letzterer hektisch um und verzweifelte daran, sich irgendeinen Weg auszumalen, von welchem er gekommen sein könnte.
Auch die vielen Menschen warfen eine nun eher unheimliche und verstörende Atmosphäre auf den verwirrten Jungen und drängten ihn somit dazu sich an eine Häuserwand zu pressen, um nicht von dieser erdrückt zu werden.
„...Ich denke nicht, dass ich weiß wo ich lang muss...", brachte der stark zitternde Junge unter gebrechlicher Stimme heraus um Koutarou anzudeuten, er solle sich beeilen und ihn abholen.
„Ja...gut, dann komme ich dich abholen, in Ordnung? Warte nur ein paar Minuten, da wo du gerade bist... Also beweg dich ja nicht vom Fleck, okay?..."
Vorhersehend, Keiji habe auf diese Anforderung hin genickt beendete Bokuto das Telefonat und begab sich unter schnellen Schritten auf die U-Bahn zu, um schnellstmöglich bei ihm anzukommen.

Sein Handy vorsichtig in die Hose steckend beobachtete Akaashi seine Mitmenschen genauestens, um sich rechtzeitig verteidigen zu können, sollte der unwahrscheinliche Fall eintreffen, dass einer dieser Menschen eine Attacke auf ihn ausübt. Schweißperlen zierten seine Stirn, die vielen Geräusche um ihn herum ließen eine gewaltige Angst in ihm aufbrühen. Die Gesichter jeder Gestalt, welche an ihm vorbeizogen waren geprägt von Finsternis, alles kam ihm plötzlich vor, als würde er die Hauptrolle eines Horrorfilms innehaben. Während seine Augen hektisch von einer zur nächsten Gestalt wanderten begannen seine Arme zu zittern und er verlor mehr und mehr das Gefühl in seinen Beinen.
Was war los mit ihm? Warum machten ihm all diese Menschen plötzlich Angst? Noch vor kurzem waren sie normale Gestalten, die ihrem Alltag folgten, wie an jedem anderen Tag auch, doch mittlerweile erhöhte sich die Geschwindigkeit, mit welcher sie durch die Straßen zogen. Mit starkem Pochen des Herzens fühlte sich der schwarzhaarige, als würde er nahezu an die steinerne Wand gepresst, als die grellen Neonlichter des Kaufhauses in sein Blickfeld sprangen. Vielleicht sollte er dort hingehen, dort hätte Koutarou eine größere Chance ihn zu finden. Leichter gesagt als getan! Akaashi blickte in die Gesichter eines jeden einzelnen, der an ihm vorbeizog und traute sich zunächst nicht auch nur einen Zentimeter von der Wand zu wandern. Doch nachdem ihm die Ankunft Bokutos zu lange dauerte wagte er einige Schritte auf das Kaufhaus zu zugehen.

Mit einem Mal schienen alle Augen auf ihn gerichtet zu sein, scharfe eindringliche Augen bohrten sich durch seinen ganzen Körper. Unter zitternden Knien setzte er seinen Weg fort, brachte es aber nicht übers Herz seine Augen vernünftig zu öffnen. Verschließend vor jedem einzelnen, welcher zurzeit an diesem Ort war wanderte der verwirrte Junge also durch die Massen, unwissend, wo seine Beine ihn überhaupt hintrugen.

„Was ist mit ihm?..."

Plötzlich überraschte eine reale Stimme den Jungen und ließen seine Augen öffnen, um nach dem Ort zu suchen, an dem er sich befand. Nun standen sie um ihn herum, stoppten um den merkwürdigen Jungen zu betrachten. Was bloß war falsch mit ihm? Auch Keiji selbst stellte sich diese Frage, was war los mit ihm? Er verhielt sich seltsam, doch er konnte es nicht ändern. Vorsichtig versuchte er seinen Mund zu öffnen, in der Hoffnung Worte der Rechtfertigung wallen lassen zu können, doch seine Lippen zitterten und seine Stimme versteckte sich unter den Blicken der anderen. Hände aneinandergepresst fanden die blaugrauen Augen den Boden und ketteten sich an diesem fest. Ebenso seine Füße begannen zu streiken, keinen weiteren Schritt wollten sie wagen, bei denen die Gestalten ihn beurteilen könnten. Was war mit ihnen, warum schenkten sie ihm plötzlich solche Beachtung? Murmeln durchzuckte die Gestalten, als seien sie gezwungen dem Jungen ihre gesamte Aufmerksamkeit zu widmen.
Worte der Verurteilung fielen.
Was taten sie da? Sie kannten ihn nicht, warum also beachteten sie ihn überhaupt? Warum beurteilten sie seine Aktivitäten? Stand er nicht einfach nur auf der Straße? Was war so falsch daran?

„Was ist denn hier los?" Immer mehr Gestalten gesellten sich dazu und betrachteten die Misere des verwirrten Jungen und ließen ihn immer weiter in sich zusammensacken.
„Akaashi?" Überrascht seinen Namen zu hören wandte sich der schwarzhaarige dem Boden ab und erhoffte seinen schwarzweißen Freund vor sich zu sehen. Doch, dies war nicht Bokutos Stimme. Wer war das? Keijis Augen wanderten durch die Reihen der Gestalten, die bereits um ihn versammelt waren. Doch die Gestalt, welche seinen Namen ausgesprochen hatte gab sich nicht zur Kenntnis. Wer hatte das gesagt? War es nur Einbildung?
Niemand von den Gestalten stach heraus, als würde er ihn kennen, es war bloß eine Masse an unbekannten Gesichtern, was Keiji zur Verzweiflung trieb.
Doch nach wenigen Minuten bewegte sich eine der Gestalten auf ihn zu. „Akaashi, bist du das? Alles in Ordnung?" Ein eher lässig aussehender junger Mann bewegte sich immer weiter auf den zitternden Jungen zu, was diesen erstarren ließ. Er kannte ihn nicht, woher also kannte er seinen Namen? Hatte er diese Person etwa auch vergessen? Aus Angst und Scham wich Keiji einige Schritte zurück.
Was hat er vor?

„Hey, was ist los? Geht's dir nicht gut?" Immer wieder tätigte der junge Mann einen Schritt auf Akaashi zu, was diesen zu verschrecken schien. Merkte der Mann nicht, wie viel Angst er dem Jungen machte? Was war mit ihm, dass er sich einfach so entschloss zu ihm zu gehen? Nach und nach begannen Keijis Knie mehr zu zittern, während er versuchte sich von den Gestalten zu entfernen.

„AKAASHIIIIIII!!!", schallte es durch die Massen. Gefüllt von Freude und Erleichterung sprang Keiji beinahe auf, als er seinen Namen von einer solch vertrauten Stimme vernahm.
„Bokuto-san! Ich bin hier!", war das einzige, was er herausbringen konnte, erhoffend der verpeilte Kapitän würde ihn aus dieser bedrängenden Lage befreien.
Tatsächlich, zu Akaashis Glück konnte die Eule seinen Ruf hören und zwängte sich zwischen den Gestalten hindurch, um den angsterfüllten Gesichtsausdruck seiner selbst zu erblicken. Besorgnis zeichnete sich auf Koutarous Gesicht ab, als er seinen besten Freund so vor sich stehen sah. Ohne groß zu zögern bewegte er sich auf diesen zu und schlang seine Arme um das zitternde Wrack. Die kräftige Umarmung Bokutos beruhigte Akaashi für einen Moment, als erneut die Gestalt von eben sich bekanntlich gab. „Hey....Bokuto, was ist denn hier los?"
Zu seiner Überraschung schien Koutarou diesen zu kennen.
„Ah, Kuroo...Weißt du, Akaashi hat sich einfach nur verlaufen, ich wollte ihn abholen kommen...Wenn in der Innenstadt diese seltsamen Festivals sind, ist hier immer ziemlich viel los. Akaashi ist nicht so der Typ, der sich in solchem Gedränge wohlfühlt." Damit er weitestgehend überzeugend wirkte, klopfte Koutarou Akaashi ein paarmal auf den Rücken und ließ ihn dann los, als sei nichts Spektakuläres passiert. „Hmm...Ja, wer tut das schon... es sah nur so aus, als wäre er dabei eine Panikattacke zu bekommen, deswegen war ich ein wenig besorgt." Nekomas Kapitän schien sich etwas von seiner Anspannung zu lösen und lächelte den beiden zu.
„...Naja...diese Leute haben mich auch ein wenig in die Ecke gedrängt..." Etwas beruhigter versuchte Akaashi sich zu rechtfertigen und blickte seinem Gegenüber mit ernster Miene entgegen.
„Ach was, das wirkt immer nur so. Die Leute sind im Stress und suchen noch Geschenke, die haben sich nicht auf dich konzentriert, Akaashi." Etwas verwirrt blickte Keiji entlang der Umgebung und bemerkte, wie die Leute weiterhin um sie herumschwirrten, jedoch keinerlei Interesse an den dreien zeigten. Sie sprachen also gar nicht mit ihm, die Gestalten hatten ihn nicht einmal bemerkt.

Etwas peinlich berührt von der ganzen Situation schwieg Akaashi, während Bokuto und Kuroo sich noch ein wenig unterhielten, bis sie sich verabschiedeten.
Als Kuroo also gegangen war atmete Koutarou erleichtert aus und ließ seine gesamte Anspannung auf einmal fallen. Beobachtend, wie die ganze Situation Bokuto mitgenommen zu haben schien begann Keiji sich schuldig zu fühlen und bekam etwas Angst, sein Freund wäre nun wütend auf ihn. „...Tut mir leid..." Doch entgegen Akaashis Erwartungen richtete sich der grauhaarige auf und lächelte ihm breit zu. „Mach dir keine Sorgen. Ich hatte zwar beinahe eine Herzattacke, aber es ist ja alles gut ausgegangen. Wie war es denn so? Hast du dir ein paar Läden angeguckt?"
Verwirrt, Bokuto wäre so verständnisvoll und nicht mal annähernd wütend auf ihn schenkte der Schwarzhaarige ihm lediglich einen fragenden Blick.
„Ich bin davongelaufen...macht dir das denn gar nichts aus? Bist du nicht wütend auf mich?"
„Wütend? Warum denn wütend? Ich meine, du kommst doch auch alleine zurecht, ich möchte dich nicht zu irgendetwas zwingen..." Etwas schien seltsam an den Worten Bokutos. Seine Augen wanderten eher durch die Gassen, als dass sie den Schwarzhaarigen fixierten und auch seine Stimme klang nicht wirklich sicher.
„Was soll das? Ich habe doch selbst gemerkt, wie verloren ich wirklich bin. Ich wollte zwar nicht an irgendwen gebunden sein, aber ich schaffe es ja nicht einmal alleine nach Hause..." Wütend auf sich selbst schenkte Akaashi der Eule einen verärgerten und zugleich enttäuschten Blick, was Bokuto missverstand. Wohl wissend Akaashi sei derjenige, der sich hätte schlecht fühlen müssen, durch die Lage in die er sich selbst gebracht hatte fühlte sich jedoch Koutarou als hätte er einen Fehler begangen und würde, wie so oft von Keiji zurechtgewiesen.
„Das hat doch alles keinen Sinn! Mein Kopf fühlt sich so leer an und doch viel zu voll! Ich weiß nicht was ich machen soll..." Verzweifelt schlug Akaashi seine Hände gegen den Kopf und versuchte tief durchzuatmen.
„A...Akaashi...", setzte der grauhaarige Junge an, um seinen Freund zu beruhigen. Jedoch schienen seine Worte für Keiji nicht hörbar gewesen zu sein, denn sein Blick wanderte durch die Massen an Menschen und Geschäften, während er ein frustriertes Lachen von sich gab. „Dauert sowas etwa wirklich so lange? Ich bezweifle, dass ich meine Erinnerungen je wieder erlange. Es ist ziemlich anstrengend von Menschen angesprochen zu werden, die ich noch nie gesehen habe, die mich aber gut zu kennen scheinen. Ich weiß nicht einmal, ob das hier die Realität ist. Nichts erscheint mir, als wäre es normal...Es ist, als wäre ich in ein anderes Leben geworfen worden, mit nichts weiter als einem Namen. Ich habe es satt nicht zu wissen wer die Leute um mich herum sind und wer ich eigentlich bin. Dinge die mir gesagt werden zu mögen verabscheue ich. Mein Unfall war vor einem Monat...so lange kann das ganz sicher nicht dauern."
Entsetzt und verärgert erhob der schwarzhaarige Junge seine Stimme gegenüber seinem scheinbar besten Freund und wartete auf eine bedeutungslose Antwort dessen, welche ihn noch schlechter fühlen lassen würde.

„Was denn für ein Unfall?" Unsicher und erdrückt von der Aura Keijis trat Bokuto einen Schritt zurück und senkte seine Stimme etwas, bis nur noch ein leises Flüstern zu vernehmen war. Akaashi jedoch konnte keines seiner Worte überhören und spürte noch größere Wut ihn ihm aufsteigen.
„Machst du dich jetzt über mich lustig? Ich rede von dem Unfall, bei dem ich den Teil meines Gedächtnisses verloren habe, über den wir uns jetzt streiten! Über den unachtsamen Autofahrer, dem wohl besser der Führerschein entzogen werden sollte der es nicht erwarten konnte, einen Schüler umzufahren, der sich auf dem Bürgersteig befand und ahnungslos gegen einen Pfeiler geschleudert wurde!"
Von Wut geprägt schallten die scharfen Worte Keijis an die zaghaften Ohren der stummen Eule, welche aufmerksam diese Wut über sich ergehen ließ.
„...Und entgegen jeglichen Menschenverstandes, welcher ein normaler Mensch eigentlich noch besitzen sollte den blutenden und verwirrten Jungen, der nicht einmal seine Hand vor Augen mehr erkennen konnte am Boden liegen ließ, ohne auch nur mit der Wimper zu zucken!...War es ihm egal, was er getan hat? War er zu betrunken um es überhaupt zu realisieren oder war es seine Absicht mich womöglich totzufahren?!"
Einige Minuten herrschten Stille, in welcher Koutarou nicht recht wusste, was er erwidern sollte, so ließ er Akaashi einen Moment zum beruhigen, in der er seine Worte weise wählte und zögerlich in die blaugrauen Augen seines Gegenübers blickte.
„Hah...Und du behauptest, du würdest dich nicht erinnern. Akaashi, vor einigen Wochen wusstest du nicht einmal, weshalb du im Krankenhaus lagst, konntest dich nur bruchstückhaft an das Geschehen erinnern und jetzt kannst du mir sagen, wie es zu deinem Unfall kam."
Erstaunt von den Worten, die Koutarou Akaashi entgegenwarf weitete dieser seine Augen und realisierte, was gerade passiert war. Sich selbst wieder gefangen legte Koutarou seine Hände auf Keijis Schultern und versuchte diesen erneut zu beruhigen.
„Mach dir dein Leben nicht schwerer, als es ist. Du hast nicht verlernt zu sehen, du hast nicht verlernt zu leben. Bloß weil du dich an ein paar Dinge nicht erinnern kannst heißt das nicht, du sollst jetzt aufgeben! Akaashi... die Erinnerungen werden mit Sicherheit wiederkommen und dann wird es dir wie ein Stein vom Herzen fallen, dann bist du vermutlich so erleichtert, dass du anfängst zu weinen! Und das darf ich auf keinen Fall verpassen!"
Ohne weitere Worte schweifte der Blick des schwarzhaarigen in die Leere, als ihm bewusst wurde, wie lächerlich er sich aufgeführt hatte. Musste erst sein verpeilter Freund feststellen, was ihm nicht möglich war zu erkennen?
„Du hast wohl Recht...Ich habe mich zu sehr darauf konzentriert bestimmte Dinge in Erinnerung zu rufen, dass mir das nicht mal aufgefallen ist..."
Ein erleichtertes Seufzen verließ den Mund Keijis, der sich nun endgültig beruhigt zu haben schien und Koutarou ein warmes Lächeln schenkte.

Etwas überrascht, bei Akaashis Reaktion nahm Bokuto seine Hände von dessen Schultern und beobachtete, wie sich die Situation entschärfte.
„Selbstverständlich habe ich Recht. Du solltest einfach klein anfangen, der Rest kommt schon noch, in Ordnung?"
„Ja, ich denke schon. Danke Bokuto-san."
„Kein Problem" Bokuto scheiterte daran ein breites Grinsen zu verstecken und strahlte seinen Gegenüber an, erleichtert ihn unversehrt und beruhigt zu sehen.

„Haahhh!! Ich verhungere übrigens, lass uns was essen gehen und dann bringe ich dich nach Hause!"
Sobald die angespannte und ernste Atmosphäre vorbeizog schlug Koutarou Akaashi auf den Rücken und brachte ihn dazu, sich in Richtung eines Restaurants zu bewegen.
„Meinetwegen...aber eigentlich hab ich keinen so großen Hunger..."
„Tut mir leid Akaashi, aber du hast keine Wahl. Ich hab ein anstrengendes Training hinter mir und konnte noch nichts essen! Ich bezahle auch für uns beide."
„Das sagst du nur, weil du weißt das ich nicht viel Essen werde..."
„Ich bin auch nicht reich ok, sieh nicht gleich alles so extrem! Sag doch einfach 'Danke'!"

„Danke"

Owlways Keep FightingWo Geschichten leben. Entdecke jetzt