„Akaashiii!!!"
Einem Schuss gleich schnellt der noch im Halbschlaf versunkene Junge aus seinem Bett und erreicht einen unkontrollierten Sturz aus seinem warmen und weichen Kokon, hinab auf den harten Boden seines Zimmers. Sein Herz schlug schnell und einige Schweißperlen zierten seine Stirn, als er sich durch seine wüsten schwarzen Haare fuhr.
Ein Traum schien ihn so unsanft wie nur irgend möglich aus seinem Schlaf zu zerren, welcher ihn zur Zeit nicht gerade oft besuchte. Mit einem starken Seufzen ruhte Keiji sein Gesicht in seinen Händen und versuchte sich in Erinnerung zu rufen, was er denn überhaupt geträumt hatte. Unmöglich, die scherbenhaften Fragmente waren nicht mehr zusammensetzbar, was den Jungen dazu brachte aufzugeben sein Gehirn zu sehr anzustrengen, so früh am Morgen. Also begab er sich ins Bad, um sich für die Schule fertigzumachen.
Ein Blick in den Spiegel verriet so einiges. Akaashi konnte erkennen, dass ihm ziemlich viel Schlaf gefehlt hatte in den letzten Tagen, wie sollte er nur die schwarzen Ringe unter seinen Augen verschwinden lassen? Es wird sicherlich Fragen geben. Immer öfter wurde der schwarzhaarige von seltsamen und schmerzenden Szenen geplagt, welche er nicht wirklich zu verstehen schien. Er konnte sich nicht an seine Träume erinnern, jedoch wusste er jedes einzelne Mal, dass sie ziemliche Schmerzen in seinem Herzen hinterließen. So manches Mal zweifelte er daran, ob er Realität und falsche Wahrnehmung überhaupt noch unterscheiden konnte.
Aber all dies versuchte er zunächst zu ignorieren und sich für den nahenden Tag vorzubereiten. Nachdem Keiji sein Gesicht gewaschen und Zähne geputzt hatte streifte er seine Schuluniform über und nahm seine Tasche in die Hand, die er am Vorabend bereits fertig gepackt hatte.
„Keiji? Bist du schon aufgestanden? Wir müssen jetzt los. Ich habe dir Frühstück gemacht, also vergiss es diesmal nicht, hörst du?" Durch den Flur konnte Akaashi die Stimme seiner Mutter vernehmen, die gerade dabei war, das Haus zu verlassen.
„Danke, habt einen schönen Tag." Unter müden Bewegungen schlich der schwarzhaarige in Richtung der Küche, ließ sich dabei jedoch so viel Zeit, dass seine Eltern bereits das Haus verließen. Hörend, wie die Tür ins Schloss fiel blickte Keiji um die Ecke, um sicherzugehen seine Eltern wären nicht mehr im Haus. So konnte er zumindest diese sorgenvollen Blicke umgehen.
Mit einem Seufzen legte Keiji seine Schultasche in der Nähe der Eingangstür ab, bevor er sich an den Tisch setzte und unter einem Gähnen versuchte mit seinen Stäbchen ein wenig Reis zu fangen. Durch die Gemüsesoße jedoch verlor der Reis seine Fähigkeit aneinanderzukleben, weshalb Akaashi unter genervter Miene versuchte sein Essen zu ergreifen, als es an der Tür klingelte. Empört erneut aufstehen zu müssen seufzte Keiji wiederholt und bewegte sich zur Tür, um seinen Kameraden Koutarou hineinzulassen.
„Guten Morgen, Akaashi!", ertönte es zeitgleich mit der Öffnung der Tür fröhlich von der grauen Eule.
„Morgen....", war jedoch die einzige Antwort, die Akaashi hätte formen können. „Sieht aus, als hättest du nicht sehr gut geschlafen, was?" Ein leicht nervöses Lachen entfleuchte Bokuto, als er einige Schritte eintrat, um zu beobachten, wie Keiji den letzten Rest seines Frühstücks hinunterschlang und anschließend nach seiner Tasche griff.
„Naja... ich bin etwas spät ins Bett gegangen und mein Wecker hat mich zu früh geweckt..." Unter erneutem Gähnen schlich Akaashi an Bokuto vorbei und zog seine Schuhe an, als sie beide das Haus verließen.
Der Spaziergang zur Schule verlief recht ruhig, da Bokuto seltsamerweise während der gesamten Zeit über schwieg, was Akaashi im Moment sehr gelegen kam. Er verschwendete nur wenig Verwunderung darüber, was den Sinneswandel seines Partners hervorrief und bereitete sich lediglich auf den langen, anstrengenden Schultag vor.
Insgesamt verlief der Tag recht entspannt und Akaashi schaffte es sogar einige Minuten am Mittagstisch zu schlafen, versehentlich natürlich. Aber immerhin verhalf ihm das ein wenig klarer denken zu können. Somit fiel dem schwarzhaarigen erneut auf, dass der Kapitän sich ungewöhnlich ruhig verhielt und auch einen seltsam großen Abstand zu ihm einnahm. Hatte er vergessen zu duschen? Vielleicht störte ihn ja der Geruch.
Nach kurzem Grübeln beschloss Keiji jedoch die Eule damit zu konfrontieren.
„Alles in Ordnung, Bokuto?"
Der grauhaarige, etwas perplex angesprochen zu werden verschluckte sich ein wenig an seinem Getränk ehe er sich nervös dem fragenden Blick Akaashis zuwandte.
„Hmm.. Ja, natürlich."
„Bist du dir sicher? Du scheinst so... unruhig und doch irgendwie still." Bokuto schwieg für eine Weile, wodurch deren Gegenüber, Saru einige Worte fallen ließ.
„Beschreibst du da nicht eher dich selbst, Akaashi?" Er wollte wohl recht scherzhaft wirken, Keiji jedoch war viel zu müde um dem jetzt Beachtung zu schenken.
„Ich will nur nicht so aufdringlich wirken, das ist alles." Koutarou murmelte eher, als das er vernünftig mit dem schwarzhaarigen sprach.
„DU willst nicht aufdringlich wirken? Seit wann das denn, Mister Seht-Mich-Alle-An-Ich-Bin-Der-Beste?" Erneut preschte Saru in das Gespräch der beiden, erhaschte jedoch nur ein genervten Blick von beiden. Daraufhin hielt er sich vorerst etwas zurück.
„Wow...was für eine Stimmung..."
„Mach dir keine Sorgen, Bokuto. Ich werde so etwas nicht erneut machen, okay?" Akaashi atmete tief aus und versuchte dabei dem Grauhaarigen einen beruhigenden Blick zu schenken. Von dem gestrigen Vorfall in der Stadt hatten Bokuto und Akkashi beschlossen den Eltern nichts zu erzählen. Zum einen war es Keiji ein wenig peinlich und er hatte auch keine große Lust wieder von seinen überfürsorglichen Eltern verhätschelt zu werden. Außerdem wollte er Koutarou den Ärger ersparen, gnädigerweise.
Etwas weniger angespannt nickte der Kapitän zustimmend.
Der Morgen näherte sich ziemlich schnell dem Abend. Viel vom Unterricht bekam der schwarzhaarige nicht wirklich mit. Die blaugrauen Augen hielten der Müdigkeit nur sehr schlecht stand. Während Koutarou noch zum Volleyball Training aufbrach verabschiedete sich Keiji von seinen Kollegen. Er war einfach viel zu müde. Zufälligerweise konnte Komi an diesem Tag am Training nicht teilnehmen, da er Zuhause viel zu tun hatte. So erklärte er sich bereit Akaashi nach Hause zu begleiten und anschließend selbst zu verschwinden. Akaashi selbst war das vollkommen egal, Hauptsache er konnte endlich seinen lang ersehnten Schlaf nachholen.
Einige Tage sind vergangen und Keiji konnte wieder dem gewöhnlichen Schulalltag nachgehen, indem er seine eigene Klasse besuchte und den Inhalt nachholte, den er verpasst hatte. Zwar saßen Bokuto und Akaashi nicht mehr in derselben Klasse, jedoch gingen sie jeden Morgen gemeinsam zur Schule und verließen sie nach dem Volleyball Training zusammen.
Glücklicherweise kam zu keinen weiteren Vorfällen, die Wochen hielten sich recht entspannt. Mit Akaashis Gedächtnis ging es nur langsam voran und er schien auch immer noch einigen Verwirrungen seines Kopfes ausgesetzt. Jedoch hatte dieser beschlossen sich nicht mehr allzu sehr von den langsamen Fortschritten fertig machen zu lassen.
Und wie die Zeit verging kam der Tag immer näher. Die Nationals. Ein Wort welches Keiji jedes Mal aufs Neue verabscheute. Es hatte einen so grässlichen Unterton. Doch weshalb eigentlich? Er konnte es nicht wirklich erklären.
„Hey, Akaashi! Bald ist es soweit und du siehst mich auf dem großen, strahlenden Feld Volleyball spielen. Du kommst doch oder? Du musst sehen wie das größte Ass aller Zeiten alle Gegner besiegt!" Bokuto strahlte und brabbelte in einer Tour während des gesamten Nachhausewegs. Keiji starrte wütend dem Boden entgegen.
„Ist ja gut!"
Seine unerklärliche Wut preschte mit einem Mal aus ihm heraus, was den Grauhaarigen abrupt stoppen ließ.
„Akaashi?" Bokuto blieb stehen und versuchte seinem Gegenüber in die Augen zu sehen.
„Hör auf davon zu reden! Ich will nichts mehr von diesem schrecklichen Ort hören!" Völlig verwirrt und wütend stützte der schwarzhaarige seinen Kopf mit den Händen und ließ Tränen zu Boden tropfen.
„Was meinst du? Akaashi? Alles in Ordnung?"
„Akaashi?"
„Akaashi?..."
„Akaashi, sind sie das?"
Eine raue Stimme riss Keiji aus der schrecklichen Szene in seinem Kopf. Er blickte auf und erkannte den Arzt, mit dem er noch vor einigen Minuten gesprochen hatte.
„..J..Ja, das bin ich." Der deprimierte Junge wischte sich die Tränen aus dem Gesicht und blickte in die sorgenvollen Augen des Arztes.
„Ist alles in Ordnung bei Ihnen? Wie ich hörte waren sie vor nicht allzu langer Zeit hier, wegen einem Unfall mit der Folge einer Amnesie, stimmt das?"
Keiji nickte.
„Sie scheinen mir ziemlich verwirrt. Wahrscheinlich wurden ihre Gedanken wieder durcheinander gewürfelt, nicht wahr? Das kommt schon mal vor, wenn der Patient viel Stress ausgesetzt ist. Ich schätze die derzeitige Situation hat Ihnen ziemlich zugesetzt." Immer wieder blickte der Arzt für einen Moment auf sein Klemmbrett und anschließend in die erschöpften Augen Akaashis. Letzterer schwieg und verharrte mit seinem Blick auf dem glänzend weißen Boden des Krankenhauses.
Nach einigen Minuten stillschweigen ergriff erneut der Arzt das Wort. „Jedenfalls bin ich gekommen, um Ihnen Bescheid zu sagen, dass es noch eine Weile dauern wird, bis sie zu ihm können. Aber bitte versuchen Sie sich zu beruhigen. All das verwirrt Sie sicher gerade, Sie müssen versuchen einen klaren Kopf zu bekommen. Also seien Sie ein wenig behutsam mit sich selbst. In Ordnung?"
Nach einem schwachen, zustimmenden Nicken des schwarzhaarigen verabschiedete sich der Arzt und machte sich auf den Weg zur nächsten Behandlung.
Akaashi stand auf und blickte einen Moment starr in den langen Flur vor ihm. Er fühlte rein gar nichts und gleichzeitig alles auf einmal. Große Angst stieg in ihm auf und für einen Moment verschwamm sein Sichtfeld, als er sich versuchte an die Ereignisse von vor ein paar Stunden zu erinnern. An die schrecklich langen Sekunden, den lauten Knall und die vielen Schmerzensschreie, die immer wieder durch seine Ohren hallten.
Er sah sie vor sich. Erneut. Die große Halle des Schreckens.
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Owlways Keep Fighting
FanfictionVieles wird sich verändern, aber wird das jetzt noch einen Unterschied machen? Was er jetzt am meisten braucht ist die Unterstützung seines einstigen besten Freundes. - "Mittlerweile wissen wir auch nicht mehr recht was wir tun sollen, es ist, als...