Chapter 1

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Shannon POV

Genervt ließ ich mich in meine Koje fallen, stöpselte mir die Kopfhörer ein und schaltete die Musik ein. Laut. Einfach nur laut. Ich wollte keinen mehr sehen und keinen mehr hören. Mal wieder hatte ich mich mit Jared gestritten. Lauthals. Wie so meistens ging es um Lilly. Die letzte Zeit hatte ich mich zusammengerissen und dachte nicht mehr soviel an sie. Ich war eigentlich fast wieder der Alte, machte Party, hatte Spaß, traf mich mit anderen Mädels. Jared war froh über diese Wandlung. Doch  seit gestern war alles wieder anders.
Seit über einem Jahr waren wir nun auf Tour. Alles hatte sich eingespielt. Selbst die Enge im Tourbus war erträglich. Das Zusammenleben klappte gut. Die meiste Zeit waren wir zu fünft. Jared, Tomo, Emma, Jamie und ich. Zeitweise ließ Tomo Vicky einfliegen, dann wurde es etwas enger und ich genervter. Ich mochte Vicky sehr, daran lag es nicht. Sie gehörte quasi zur Band. Aber ich hasste es, wie Tomo und sie miteinander umgingen. Küsschen hier, Küsschen da. Kuscheln. An die nächtlichen Geräusche wollte und konnte ich mich nicht gewöhnen. Ich wusste, dass ich eifersüchtig war. Eifersüchtig auf das, was sie beiden hatten und ich verloren hatte.
Verliebte Pärchen waren das letzte was ich gerade um mich haben musste. Seit Lilly verschwunden war, war das noch schlimmer geworden.

„Wir gehen heute Abend noch ein wenig feiern. Im Fitzsimon's ist eine Party und du kommst mit.“ hatte Jared versucht mich aufzuheitern. Er wusste nur zu gut wie es mir seit ein paar Tagen ging. Wir waren wieder in Dublin und ins Fitzsimon's würden mich keine zehn Pferde hinbringen. Das war der Pub in dem ich Lilly gefunden hatte und sie diesen beschissenen Song gesungen hatte. 'Hanging by a Moment' – ich konnte den noch nie wirklich leiden und seit einem Jahr noch weniger

„Einen Scheiß werde ich. Lass mich verdammt noch mal in Ruhe. Verpiss dich.“ hatte ich meinen kleinen Bruder angeschrien. Daraufhin war Jared ausgeflippt und hatte mich angebrüllt, ich sollte mich doch nicht so hängen lassen und Lilly endlich vergessen.
Er hatte Recht und er wusste das. Auch, dass ich wusste, dass Jared Recht hatte. Ich hatte versucht dagegen anzukämpfen. Ich wollte es wirklich. Aber die Tatsache, dass  alles morgen ein Jahr her sein würde und wir ausgerechnet wieder in Dublin waren, machte die Sache nicht einfacher.
Ich schloss die Augen und wie fast jedes Mal erschien mir Lilly. So wie ich sie in Erinnerung hatte. Wunderschön, mit langen blonden Haaren und sie lächelte mich an. So wollte ich sie in Erinnerung behalten. So und nicht anders.
Ich musste immer wieder an unsere letzte Begegnung denken, wie sie einfach davon lief, in ein Taxi stieg und einfach verschwand.

„Es tut mir leid, Shan. Ich liebe dich. Ich werde dich immer lieben. Ich muss mein Leben neu ordnen. Ich werde dich nie vergessen.“

Ihr Worte hatten sich so sehr in mein Gehirn gebrannt. Selbst den Klang ihrer Stimme konnte ich nicht vergessen. Es schien, als ob das alles erst gestern geschehen war.
Mehr hatte sie nicht gesagt. Sie hatte sich umgedreht, war in dieses Taxi gestiegen und war verschwunden. Einfach weg.
Das Nummernschild des Taxis hatte ich mir merken können. Doch bis ich heraus gefunden hatte, dass man sie ins Clarance gebracht hatte, war sie abgereist und erneut verschwunden. Die Nacht suchte ich sie noch am Flughafen, doch auch hier keine Spur von ihr. Es schien, als wäre sie wie vom Erdboden verschluckt worden. Ihr Handy war ausgeschaltete. Ihre Mailbox nahm keine Anrufe mehr auf – alle voll von meinen verzweifelten Anrufen. Sie rief mich nicht zurück. Seit einem verdammten Jahr wartete ich nun darauf, dass ich einen Anruf von ihr bekam, oder zumindest eine SMS.
Als ich am frühen Morgen völlig niedergeschlagen am Bus ankam, wartete Jared bereits auf mich. Ihn hatte ich am Flughafen über alles informiert. Wortlos nahm er mich damals in den Arm und drückte mich an sich. Weinend ließ ich mich an seine Schulter fallen. „Sie meldet sich bestimmt. Gib ihr ein wenig Zeit.“ flüsterte Jared damals. Darauf wartete ich nun bereits ein Jahr.
Jared hatte sich meine Trauer, meine Verzweiflung, meine Zustand genau einen Monat angeschaut und hatte über alles hinweg gesehen. Einen Monat durfte ich scheiße drauf sein, durfte bei Interviews schweigsam sein, durfte schlechte Laune haben, durfte motzen und meckern. Er nahm es hin, dass ich mich auf unseren Gigs verspielte. Ich durfte einfach alles. Alle hatten Verständnis für mich und jeder bot mir seine Schulter zum ausweinen an. Aber ich weinte nicht. Nicht vor den anderen. Nachts, wenn ich allein war. Dann weinte ich.

More than just friends.... Part 2Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt