3. Kapitel

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Es war bereits Abend, bald sollten die Sucher Heim kehren, als Paul sich von der Arbeit schlich und heimlich das Labyrinth betrat. Nachdem die Sucher bei ihrer Kartenarbeit nicht wirklich vorankamen, hatten sie beschlossen, dass täglich einer von ihnen weiter suchte, heute war dieser jemand Toni. Er und Paul hatten seit dem Lagerfeuer noch eine Rechnung offen, und diese würde Paul heute begleichen. Er lief also um ein paar Ecken, bis er die nächste Kreuzung erreichte, und sich versteckte. Kurze zeit später war es soweit, man konnte schnelle Schritte hören - Toni kam. "Whoaaa! Griever! Bleib bloß weg! Ich zeige es dir! Mistviech!" brüllte Toni, während er auf den vermeintlichen Griever einschlug und gleichzeitig versuchte, an seine Machete zu kommen. "Toni! Alter, sehe ich aus wie ein Griever du Styroporkopf?" Halb schrie, halb stöhnte Paul die Worte, bis Toni endlich von ihm ab lies. "Was denkst du dir eigentlich dabei ins Labyrinth zu gehen? Gar nichts, hab ich recht? Der Herr von und zu braucht ja nicht nachdenken, nein! Nick oder Liam oder Jas oder sonst wer kommt schon rechtzeitig und beschützt dich! Hast du eigentlich die leiseste Ahnung wie gefährlich es hier draußen ist? Hm?" motzte Toni auch schon los, doch das lies Paul natürlich nicht auf sich sitzen: "Stell dich mal nicht so an! Ich bin um höchstens zwei Ecken gelaufen, soweit finde ich schon zurück! Ihr Sucher tut immer so, als wärt ihr besonders, aber mal ehrlich: Das ist so einfach! Warum bin ich eigentlich keiner von euch?" Damit war Paul zu weit gegangen, denn der Beruf der Sucher war alles andere als einfach. "Ist das dein Ernst? Wirklich, Paul? Einfach, ja? Zwei Abzweigungen sagst du? Ich hatte heute mindestens 30 davon. Und nicht vergessen, auf dem Rückweg, ist immer alles andersherum! Und ich merke mir das keine 10 Minuten, ich merke mir das 10 Stunden! Das war die blödeste Idee die du Styroporkopf je hattest, und das soll echt was heißen!" regte der Sucher sich auf. Paul wurde langsam klar, dass er im Unrecht war, aber das würde er selbstverständlich nicht so schnell zugeben: "Du hast doch angefangen! Meine Klamotten klauen, DAS war dumm. Hast mich bloßgestellt, ich hab dich nur erschreckt. Und du hast mich auch noch zu Kleinholz verarbeitet! Das war echt nicht cool man. Ich sehe doch echt nicht aus, wie eins dieser Scheißviecher Und jetzt stell dich nicht so an wie ein Mädchen!" Toni lachte auf: "Hast du dir unsere Mädchen mal angeschaut? Das ist echt keine Beleidigung, würde Jas hier stehen wärst du einen Kopf kürzer und Izzy würde dich mit der Bratpfanne vermutlich bewusstlos schlagen!" Er konnte sich kaum noch einkriegen: "Und überhaupt, du bist mindestens so hässlich wie ein Griever, man. Und ich hab es früher bemerkt als zugegeben. War also eine ziemlich miese Rache, außerdem wirst du höchstwahrscheinlich hinter Gittern landen, Regel Nummer 1: Betrete niemals das Labyrinth!" Paul wurde blass als er darüber nachdachte. Gnade konnte er mit der Begründung keine erwarten. "Man, was guckst du so blöd? Ich bekomme eine fette Strafe, wieso freust du dich nicht??", fragte Paul als Tonis Gesicht von einem schadenfrohen Grinsen zu einer panischen Grimasse wechselte: "Merkst du es echt nicht? Wie dunkel es geworden ist? Die bescheuerten Tore schließen sich jeden Moment!"

Währenddessen saßen Jas und Liam im Kartenraum, und suchten nach einem Muster. "Sag mal Liam, wollte Toni nicht vorbeikommen um zu berichten und seine Karte zu zeichnen? Er ist später als sonst" teilte Jas ihre Gedanken mit. "Mach dir mal keine Sorgen, er ist lange genug Sucher um seine Zeiten zu kennen, er hat ja noch ein Paar Minuten" beruhigte Liam sie, doch das hielt nicht lange an. "Hey, Liam? Jas? Habt ihr Paul gesehen? Er sollte Fleisch zu Izzy bringen, dass ist aber nicht angekommen", Nick kam in die Hütte gestürmt, schwer atmend, er schien ihn schon länger zu suchen. "Nein, aber wir vermissen Toni... Sollen wir mal herumfragen? Vielleicht hatten sie nur keine Lust mehr und verstecken sich", überlegte Liam, doch weder Nick noch Jas schienen sonderlich überzeugt.

Die drei verließen also den Kartenraum und fragten die Wieslinge, doch niemand hatte Toni, seit er am morgen das Labyrinth betreten hatte, gesehen und auch von Paul fehlte jede Spur.

"Du meinst doch nicht, dass..." "Dass er noch im Labyrinth ist? Doch, genau das befürchte ich. Und Paul wird auch dort sein" vollendete Nick Jas' Gedanken besorgt, als Liam und Tyler eintrafen, die den Wald abgesucht habe. "Keine Spur, wir haben gerufen, dass es Essen gibt, hat nichts gebracht. Sie sind nicht auf der Wiese", erklärte Tyler auf Nachfrage von Maddi, die soeben dazu gestoßen war. Sie drehten sich zum Eingang des Labyrinths, vor welchem sie standen. Keiner wusste, was sie nun tun sollten. "In fünf Minuten, dann sind sie zu. Eine Nacht im Labyrinth... Das können sie nicht schaffen! Ich geh rein" murmelte Jas, mehr zu sich selbst, als zu den anderen. "Jas, sei nicht albern. Du weißt am besten, dass das keine Option ist. Es reicht, wenn wir die beiden heute Nacht verlieren. Und was willst du machen? Toni findet immer zurück, heißt einer ist verletzt, oder Toni ist bereits Tod..." auf Liams Warnung erwiderte lange keiner etwas bis Jas schließlich meinte: "Wenn einer verletzt ist kann ich tragen helfen und wenn Toni.... Naja dann kann ich zumindest Paul da raus holen! Ich bin Chefin der Sucher, verdammt!" "Nein, kannst du nicht" meinte Nick: "Paul könnte überall sein und wenn einer verletzt ist sind sie vermutlich zu weit entfernt, und überhaupt zu schwer für dich... 2 Minuten..." Wieder Stille. Inzwischen waren alle Wieslinge am Tor versammelt. Die Anführer, Nick und Liam, die Chefin der Sucher, Jas, die Stellvertretende Anführerin, Izzy, die Ärztin, Maddi und Tyler der Holzbauer standen ganz vorne, hinter ihnen die Chefs der einzelnen Arbeitsgruppen und dahinter der Rest der Gruppe. Alle blickten sie verunsichert in den dunkler werdenden Gang, alle hatten sie Angst um Toni und Paul. Wie chaotisch und nervig sie auch sein mögen, sie waren eine Familie.

Da begannen auch schon die Tore sich zu schließen, es blieben nur noch wenige Sekunden, es war beinahe unmöglich, doch trotzdem hatte noch keiner aufgegeben zu hoffen. Als die Tore sich bereits halb geschlossen hatten, sah man plötzlich eine Gestalt am Ende des Ganges abbiegen, dicht gefolgt von einer weitere. "Das schaffen sie nicht... Jas, die meisten von uns würde ihnen auch gerne helfen, aber wir würden nicht für, sondern mit ihnen sterben" warnte Izzy, die bemerkte wie unruhig Jas neben ihr wurde und hielt sie am Arm fest. Im nächsten Moment waren die Tore auch schon geschlossen. Toni und Paul waren eingesperrt und es gab kein Entkommen: "Wir haben gerade zwei Wieslinge verloren." Und damit sackten die Anführer und ihre Freunde zu Boden, überwältigt von den unerwarteten Geschehnissen.

C-21 Der Restbestand || Maze RunnerWo Geschichten leben. Entdecke jetzt