4. Kapitel

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"Hättest du nicht so lange mit mir diskutiert, hätten wir es noch auf die Wiese geschafft!", meckerte Paul. Toni wollte gerade anfangen sich zu rechtfertigen, als ein Schrei der Griever ertönte. "Hör auf jetzt herum zu diskutieren, wir haben wichtigeres zu tun... Wenn ich sage lauf, dann läufst du gefälligst... Renne, als würde dein Leben davon abhängen. Naja, weil es das tut", erklärte Toni ihm und lief los. Er rannte um viele Ecken und Paul kam nur schwer hinterher. Sie müssten eigentlich oft eine Pause einlegen, liefen aber immer weiter.
Es ging lange so, die Sonne war schon längst verschwunden und es war stockfinster. Bis jetzt waren sie keinem Griever begegnet, was aber reines Glück war. "Paul, komm... Es ist nicht mehr weit, dann können wir eine längere Pause machen!", erklärte Toni ihm, da er sich mit schwerem Atem an der Wand abstützte. "Ich kann nicht mehr, ehrlich jetzt ... Ich bin nicht umsonst Fleischer geworden du Idi-", Toni unterbrach ihn. "Shhhht", meinte er nur und wurde hellhörig. "Was ist?", flüsterte Paul. Man hörte nur Metall über Beton streifen. Es ähnelte einem Schrei. "Die Griever, sie kommen!", meinte Toni und lief los. Paul war verängstigt; er lief Toni nach. Das metallische Schleifen kam immer näher. "Verdammt, Sackgasse!", fluchte Toni und wollte umdrehen doch der Griever stand direkt vor ihnen. Beide sahen erschrocken auf und hielten vor Angst die Luft an. "Jetzt bloß keine hektische Bewegungen, wir werden uns langsam an ihm vorbei schleichen und... und...", stotterte Toni. "Was und?! Wir brauchen einen Plan, ich will hier lebend raus!", meckerte Paul. "Du willst hier lebend raus?! Dann hättest du nicht hier reinkommen sollen!",schrie Toni. Beide würden weiter diskutieren, würde der knurrende Griever nicht direkt vor ihnen stehen. Der Griever bewegte sich einmal ruckartig und beide wussten sofort, dass es zu spät war. "Lauf, Paul schnell!!", rief Toni. Die Jungs liefen beide an einer jeweils anderen Seite des Grievers vorbei. Toni lief voraus und Paul hinterher. Sie liefen um viele Ecken, doch nach einer ungewissen Zeit wurde Paul langsamer. Er verlor den Anschluss an Toni und musste nun selbst klarkommen. 


Toni war derweil an einer Art Klippe angekommen, er schaute hinter sich, doch Paul war nicht mehr da. Genau in diesem Moment ertönte ein mädchenhafter Schrei. Toni erstarrte und rührte sich kein bisschen vom Fleck. Jetzt war es mucksmäuschenstill. Toni hatte die Befürchtung, dass es Paul jetzt so ergangen war, wie Lenny. Lenny gehörte mit zu den Suchern und war ein guter Freund von Toni, doch schon am Anfang ihrer Zeit im Labyrinth, kam Lenny nicht mehr aus dem Labyrinth zurück. Am nächsten Morgen fanden sie nur Überreste seiner Kleidung. Die Griever hatten ihn geschnappt. Seitdem waren sich die Wieslinge sicher, dass das Labyrinth gefährlich war. Toni ging langsam den Weg zurück, den er selbst gegangen war. An einer Weggabelung fand er Paul. "Alles gut bei dir?", fragte Toni. "Ja alles bestens, wurde gerade nur von so einem scheiß Viech gejagt, aber sonst geht's", sagte Paul ironisch und stand auf. Sie liefen gemeinsam zu der Klippe, die Toni erreichen wollte. "Sag mal... hast du eigentlich gerade so geschrien wie ein Mädchen ?" Sie waren bereits dort angekommen und saßen an den Wänden angelehnt. "Nein, Toni. Das war Lenny", sagte er erneut sarkastisch. "Das ist nicht witzig... Wir wissen alle, dass er Tod ist", antwortete Toni stumpf. "Ja, dann frag nicht so blöd", meinte Paul und starrte ins Leere. Er schaute die Klippe herunter. Es sah aus, als würden sie hunderte von Metern hoch sein. Es war nebelbedeckt. "Glaubst du, wir werden hier überhaupt irgendwann rauskommen?", fragte Paul, der mittlerweile am Rand der Klippe stand um hinunter zu schauen. In der Hand hielt er Kieselsteine, die er vom Boden aufgehoben hatte; er warf sie nach oben und fing sie wieder auf. "Ehrlich gesagt, weiß ich es nicht. Ich weiß nicht einmal, was da draußen ist... Was willst du denn machen, wenn wir raus sind? Zu deiner Familie? Weißt du überhaupt, ob du eine hast? Nein, wir wissen gar nichts... Wir haben uns. Wir sind unsere Familie. Und das wird immer so bleiben!", meinte Toni. Er stand neben Paul und starrte mit ihm an der Klippe hinunter. "Was meinst, du wie lange wir noch durchhalten müssen?", stellte Paul erneut eine Frage. "Was meinst du? Allgemein oder die Nacht?", Toni dachte eine Weile nach. Es war eine gute Frage. Wie lange müssten sie noch in diesem Labyrinth bleiben? Aber die größte Frage, die sich alle stellen, war: Wieso? Sie waren über acht Monate auf der Wiese im labLabyri. "Beides!", murmelte Paul dann stumpf. "Ich weiß es nicht... Aber es wird langsam hell, also kann es nicht lange dauern."


Paul warf immer noch seine Steine in der Hand auf und ab. Er nahm einen aus seiner Hand und warf ihn die Klippe runter. Er verschwand einfach. Er war überhaupt nicht mehr sichtbar, so als hätte Paul nie einen Stein geworfen. "Hast du das gesehen?", fragte Paul überrascht. "Was? Du hast einen Stein geworfen... Super!", sagte Toni. "Nein, Toni schau doch mal... Er ist einfach verschwunden", Paul warf daraufhin noch einen Stein. Doch dieser blieb sichtbar. Paul runzelte die Stirn und verstand nicht, was passiert war. "Ja, Paul, der ist ja super verschwunden, du Styroporkopf", meinte Toni genervt und setzte sich. Toni starrte in den orangefarbenen Himmel. Die Sonne ging langsam auf, das hieß, dass sie es fast geschafft hätten. Währenddessen warf Paul weitere Steine. Er fand heraus, dass es nur einen bestimmten Punkt gab, an dem die Steine sichtbar blieben. Das war kein Zufall.

"Paul, jetzt hör auf sinnlos Steine rein zu werfen ... Es wird langsam hell... wir machen uns auf den Weg zur Wiese", befahl Toni, der das Experiment nicht verfolgt hatte, und lief los. 

C-21 Der Restbestand || Maze RunnerWo Geschichten leben. Entdecke jetzt