Als sich am nächsten morgen die Tore öffneten, waren Liam und Jas für eine weitere Erkundungstour im Labyrinth aufgestanden und bereit. Paul hatte ihnen aus dem Bau heraus von den verschwunden Steinen an der Klippe erzählt, doch sie hatten es für einen Trick gehalten, ihn raus zu lassen. Jetzt wollten sie sich dieses Geheimnis vornehmen. Toni wollte nicht mitkommen, weshalb er im Kartenraum bleiben sollte um die Karten nach Mustern zu untersuchen.
Nach einem kurzen Besuch bei Izzy, die zur Sicherheit noch im Bett blieb und einem Abstecher in die Küche, in der es ziemlich bergab ging unter der Führung von Tyler und Sophie, machten die beiden sich auf den Weg zur Klippe. Sie sprachen unterwegs nicht viel, sie hingen ihren eigenen Gedanken nach. Jas lächelte in sich hinein bei dem Gedanken an den vergangenen Abend mit den Mädchen. Als sie zu dritt die Ärzte-Hütte verlassen hatten waren sie zwar immer noch schockiert von den vergangen Ereignissen, doch wie die Sonnenstrahlen auf die Wiese gefallen sind in diesem einen perfekten Moment bevor die Sonne hinter den Mauern verschwand, das hat ihnen Hoffnung geschenkt. Wenn es Izzy wieder gut ging, wären alle Probleme aus ihrer kleinen Welt geschafft.
Doch dieser Morgen hatte alle Hoffnungen wieder zur Nichte gemacht. Sie waren zur gewöhnten Zeit aufgestanden, doch die Sonne war nicht mehr da. Sie wussten alle, dass die Sonne nicht einfach verschwinden konnte, sie war nie da gewesen. Diesen letzten Sonnenuntergang hatten sie alle in ihren Köpfen gespeichert, er war das letzte, was ihnen blieb. Das, und das Labyrinth. Der Druck auf den Suchern war extrem, wie lange würden sie ohne Ausgang auf der Wiese überleben? Die Pflanzen? Die Tiere? Und zum Schluss die Wieslinge selbst.
"Na dann, mal schauen ob Paul die Wahrheit gesagt hat. Sollen wir Steine sammeln?" unterbrach Liam Jas' Gedanken. Sie nickte und sie begannen den Gang nach Steinen und Geröll abzusuchen.
Sie hatten einen großen Haufen zwischen sich aufgebaut und setzten sich nun an den Klippenrand. Liam lies die Beine in die scheinbar unendliche Tiefe baumeln, während Jas es sich mit verschränkten Beinen bequem machte. "Werfen wir abwechselnd? Hier, versuch dich daran zu halten!" sie zeigte Liam eine Skizze, die sie noch am Vorabend gezeichnet hatte. Sie zeigte ein einfachen Gitter, in welchem sie nun abwechselnd kreuze machten, wenn ein Stein fiel.
"Gestern", begann Liam nachdem eine Weile Stille herrschte. "Ist vorbei, bringt nichts, weiter drüber nachzudenken", beendete Jas tonlos. "Weißt du, man verarbeitet nichts durch Verdräng-" "Ich will es nicht verarbeiten!" motzte Jas ihn an: "Das zeigt doch erst so wirklich, was uns hier angetan wurde, wird. Wir müssen hier raus kommen, oder das wird öfter passieren! Das zusammenleben scheint uns nicht annähernd so gut zu tun, wie gedacht." "Er hätte es ohne den Griever nie getan... Es liegt nicht am Zusammenleben, es liegt an denen, die uns hier her geschickt haben und es uns so schwer machen. Du kannst nicht für immer daran denken, wie Paul verbannt wurde, Jas", versuchte Liam es weiter. "Daran denke ich nicht", flüsterte Jas: "Natürlich, auch an seine Schreie und sein Gesicht. Aber eigentlich sehe ich die ganze Zeit Izzy's schmerzerfülltes Gesicht, höre den aufkommenden Pfeil und spüre die Sehne durch meine Finger gleiten..." Sie war leise und starrte ausdruckslos die Klippe runter: "Vielleicht hätte ich ihn direkt töten sollen, das wäre der schönere Tod gewesen... Vielleicht hätte ich gar nicht schießen sollen, dann hätte er im Labyrinth eine Chance gehabt... Wäre ich früher da gewesen, hätte er Izzy nicht verletzten können-" "Aber wärst du nicht gekommen, wäre sie jetzt vermutlich tot. Und hättest du Paul nicht angeschossen, wäre sie es auch", konterte Liam. Jas lächelte jetzt ein wenig: "Denkst du an ihn?" Liam holte tief Luft: "Er war ein verdammter Styroporkopf, aber wohl trotzdem ein Wiesling Ich sehe sein Gesicht vor mir, aber ich weiß, dass wir es tun mussten. Es war richtig, wie schrecklich es auch klingen mag, er musste sterben, er war eine Gefahr." Jas nickte: "Muss scheiße sein, Anführer zu sein." Liam lachte: "Eigentlich nicht, aber in solchen Momenten schon. Wenn wir keinen Ausgang finden erst so richtig!" Er warf ein Stein, und er fiel, und fiel.
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C-21 Der Restbestand || Maze Runner
FanficEine Gruppe Jugendlicher erwachte eines Nachmittags auf einer Wiese, umringt von großen Mauern. Ohne Erinnerungen, ohne Hilfe, und ohne einen Ausweg. Werden sie den Code knacken und dem Labyrinth entfliehen? Wird ihre Gruppe eine Gemeinschaft, eine...