Paul sah den Jungen verwundert an, denn für Paul war das alles hier nur ein großer Spaß und eine unglaubliche Möglichkeit. Als der Junge seinen Blick bemerkte, wandte er trotzig den Kopf ab und starrte missgelaunt auf das Pergamentpapier, das vor ihm lag. Paul schüttelte verwundert den Kopf, widmete sich gleich darauf aber wieder eifrig dem Nachmalen des Buchstaben A. Als er nach unzähligen A s der Meinung war es jetzt einigermaßen zu können, hob er den Blick, um die anderen Jungen in der Runde zu betrachten. Sie schienen alle ziemlich genau in seinem Alter zu sein. Außer dem grimmigen Jungen mit der Narbe saßen ein blonder mit markanten Gesichtszügen und ein dunkelhaariger Junge mit blauen Augen an dem Tisch. Sie machten beide einen offenen und netten Eindruck und waren Paul sogleich sehr viel symphatischer als der Narben-Junge. Der Bibliothekar bemerkte Pauls interessierte Blicke und unterbrach das A-Gemale, damit kurz jeder seinen Namen sagen konnte, was Paul als sehr sinnvoll erachtete. "Paul", sagte Paul also und erntete ein begrüßendes Nicken vom Rest des Tisches. "Alan", sagte der Blonde, der links neben Paul saß. "Ich bin George"sagte der Grimmige und der Blauäugige ergänzte: "Mein Name ist Nicolas". Der Bibliothekar hielt es wohl nicht für nötig sich vorzustellen, denn er nickte zufrieden und schob den Buchstaben "B" zum Abzeichnen in die Mitte. Paul seufzte. Es würde ewig dauern, lesen und schreiben zu lernen, das wusste er jetzt schon und seine Motivation, die Buchstaben abzumalen hielt sich in Grenzen. Aber als sein Blick auf all diese wunderbaren Bücher fiel, die sich um ihn herum stapelten, wusste er wieder, warum er das alles machen wollte. Ihm würde das gesamte Wissen der Welt offenstehen. Ja, er könnte sogar eigene Bücher verfassen...Paul zuckte zusammen, als die Hand des Bibliothekars knapp vor seiner eigenen auf den Tisch donnerte. "Paul", sagte dieser sehr bestimmt: "Du bist hier aufgrund von der Großzügikeit von unserer Queen und dem Duke, seiner Lordschaft, also nutze diese Großzügigkeit nicht aus, um sinnlos in der Gegend herumzustarren. Konzentrier dich!" Paul schämte sich augenblicklich. Da segelte er in Tagträumen umher, anstatt die Möglichkeit, die man ihm anbot wahrzunehmen und die Buchstaben zu lernen, die ihm den Start in ein neues Leben ermöglichen konnten. Ab jetzt bemühte er sich hochkonzentriert zu sein, was ihm nicht leichtfiel, da er noch nie so lange am Stück gesessen hatte. Als der Bibliothekar sie nach fünf Stunden entließ, ging Paul erschöpft aber überglücklich aus dem Palastgebäude. Heute, da war er sich sicher, war der beste Tag seines Lebens gewesen und der Beginn eines neuen Lebens voller Möglichkeiten. Sein Weg nachhause war beschwingt, er summte Lieder vor sich hin und grüßte jeden, der seinen Weg kreuzte. Aus Paul Southernwind würde noch einmal etwas werden, das stand fest.
Zu Beginn des Tages hatte Paul noch vorgehabt, seinen Eltern vorläufig noch nichts von dem Wandel erzählen, der sich ereignet hatte. Sie waren in letzter Zeit sehr missgelaunt gewesen und hatten auch öfters Königin Katherine und den Duke kritisiert. Das war natürlich nicht für Pauls Ohren bestimmt gewesen aber die Wände im Bauernhaus waren dünn und Paul hatte sich auch nicht wirklich Mühe gegeben, nichts zu hören. Worum genau es gegangen war, hatte er nicht verstanden, er hatte nur herausgehört, wie wenig Symphatie seine Eltern für das Königshaus hegten. Etwas, das Paul nicht im Geringsten verstehen konnte. Für ihn waren die Königin und George Villiers die gütigsten Menschen der Welt, hatten sie doch genau ihn für höheres vorgesehen. Das war auch der Grund, warum Paul seinen Eltern nichts von seinem heutigen Glück erzählen wollte. Er hätte es nicht ertragen, wenn sie die Gründe für dieses Projekt von George Villiers hinterfragt hätten oder ihm gar verboten hätten, weiterhin diese Möglichkeit wahrzunehmen. Doch als Paul durch seine Haustür trat konnte und wollte er sein freudestrahlendes Lächlen nicht verbergen und erzählte Mary und Bauer Jacobs alles. Beide waren sehr überrascht und verhalten, hinterfragten aber nicht. Doch am Abend, als Paul zu Bett gegangen war, hörte er seine Eltern in den heftigsten Streit ausbrechen, den sie seit Wochen gehabt hatten. Paul zog sich die Decke über die Ohren. Er wollte es nicht hören. Er wollte einfach nur glücklich sein.
Sooo hello again, wahrscheinlich habt ihr diese Geschichte schon als beendet aufgegeben aber nein, es geht weiter. Ich habe jetzt mein Abitur und von daher keine Ausrede mehr, nicht weiterzuschreiben - zumindest bis August. Vielen Dank für über 300 Views in der Zwischenzeit!!!
Wenn ihr wollt und euch grad langweilig ist, könnt ihr auch gerne bei einer anderen Geschichte von mir vorbeischauen. Sie heißt "Wer weiß schon was die Zukunft bringt" und ich habe vor, in den nächsten Wochen ziemlich viel daran weiterzuschreiben (hab nämlich bis jetzt nur ein Kapitel xD ).
Für Kommentare und Feedback bin ich wie immer offen :)
Love, Annie
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Der Spion
Historical Fiction"Hast du gute Nachrichten?", fragte ihre schneidende Stimme. Er begann zu zittern "Nein, Majestät! " "Wie schade für dich. " Ihr Lachen war unerträglich. "Dann wirst du bestraft werden!" Er schluckte. Er hatte sich mit der Königin angelegt. Das würd...