Nichts als Ärger

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Hallo ihr Lieben!
Ich wollte mich nochmal bei allen bedanken, die meine Geschichte lesen aber ein besonderes Danke geht an die, die sie voten und kommentieren & mich so motivieren weiterzuschreiben.
!!!!DANKE!!!!!







Neben Connor aufzuwachen war nichts Neues mehr für mich und es fühlte sich immer noch so schön an wie zuvor aber an diesem Punkt ging es dann doch etwas zu weit. Ich wachte nicht neben, sondern auf ihm auf. Mein Bein hatte sich um Connors Hüfte gelegt und mein linkes Bein war wirklich das Einzige, was nicht auf ihm lag. Wenn Dad das sehen würde, würde er mich sicherlich umbringen, auch wenn er nur ein Android in seinen Augen war. Für mich war er aber mehr geworden. Ein Freund. Und ich hätte niemals gedacht, das jemals mal zu denken aber ich war so froh ihn bei mir zu haben. Ohne ihn, wäre ich hier schon längst Zuhause eingegangen.
Schnell rollte ich mich von ihm runter. „Tschuldige." Sagte ich verschlafen. „Gut geschlafen?" Ich lächelte ihn an. „Ja, sehr gut sogar." Ich biss mir auf die Lippe. „Ich hoffe ich habe dich nicht zu sehr eingeengt." Verlegen rieb ich mir die Augen. „Mach dir keine Gedanken darum, du hattest einiges an Schlaf nachzuholen." Ich nickte. „Am liebsten würde ich weiter schlafen." Seine braunen Augen musterten mein Gesicht. „Wir können auch nach dem Mittagessen spazieren gehen. Dann kannst du noch etwas schlafen." Das Angebot war zu verlockend aber ich musste noch lernen und außerdem hatte sich Lucy immer noch nicht bei mir gemeldet. Ich machte mir wirklich große Sorgen um sie.
Ich seufzte.„Geht nicht. Ich muss noch lernen." Connor nickte.
„Wie du möchtest." Widerwillig löste ich mich von ihm und ich vermisste sogleich seinen warmen Körper an meinem.

Als ich mich im Bad fertig machte, wurde ich nervös. Morgen war mein zweites Date mit Jeremy. Ich atmete ein paar Mal tief ein und aus, um meine Nervosität etwas unter Kontrolle zu bekommen. Am Nachmittag versuchte ich wieder Lucy zu erreichen, sie ging nach dem zweiten Klingeln dran. Ihre verweinte Stimme hallte durch das Telefon. Wir redeten stundenlang und Lucy redete sich die Sorgen von der Seele. Ich war unglaublich froh, dass sie jetzt endlich darüber sprach. Am Ende unseres Gespräches lachte sie sogar ab und an und sie wollte jedes kleinste Detail über den morgigen Tag wissen. Ich versprach ihr, sie wieder anzurufen, sobald ich Zuhause sein würde.Nach dem Telefonat rief ich Dad an. Er machte sich wie immer Sorgen und wurde langsam misstrauisch, weil ich ihm nie etwas schlechtes erzählte. Ich versuchte ihn abzulenken, indem ich vom Abschlussball sprach. Er freute sich für mich und wollte alles über mein Abschlussballdate erfahren. Ich musste ihm versprechen, vorsichtig zu sein und ihm Jeremy vorzustellen, sobald er wieder Zuhause war. Oh man, das konnte ja was werden! Hoffentlich mochte Dad ihn.

Widerwillig machte ich mich daran zu lernen aber lange hielt ich nicht durch, da meine Gedanken immer wieder zum morgigen Tag abschweiften. Ich musste mich irgendwie anders ablenken, um nicht völlig in Panik zu verfallen. Also beschloss ich nach unten zu gehen, um zu schauen was Connor so trieb.Er war gerade dabei das Essen zu machen und ich gesellte mich zu ihm. „Kann ich dir helfen?" Überrascht schaute er mich an. „Du brauchst mir nicht zu helfen." Ich verschränkte meine Arme vor der Brust. „Weiß ich, würde ich aber gerne. Oder willst du nicht, dass ich dir helfe?" Schmunzelte er etwa? „Wenn du mir unbedingt helfen möchtest, dann kannst du das Gemüse schneiden." Ich nickte zufrieden. Während er sich um das Fleisch kümmerte, schnitt ich das Gemüse. Als ich damit fertig war, setzte ich mich auf den Küchentresen und schaute Connor fasziniert bei der Arbeit zu. Bei ihm schien alles so einfach zu sein. Jede noch so kleine Bewegung, führte er perfekt aus.

Nachdem das Essen fertig war und wir uns gegenübersaßen, hatte ich das Gefühl, dass er mich beobachtete. Doch jedes Mal wenn ich aufsah, schien er an mir vorbei zu blicken. Und auch als wir dann zusammen auf der Couch saßen und Fernsehen schauten, kam ich mir beobachtet vor. Mir fiel auch auf, dass seine Lampe in den letzten Tagen immerzu gelb blinkte. Was hatte das zu bedeuten? Dachte er etwa immer noch über die Liebe nach? Oder war es etwas anderes was ihn beschäftigte? Wollte ich die Antworten überhaupt wissen? Ich wusste es nicht, also ließ ich es dabei, ihn nicht zu fragen.

Ich ging an diesem Abend schon früh ins Bett, schließlich wollte ich ja morgen ausgeschlafen und fit sein. Und als ich in Connors Armen lag dachte ich über Jeremy nach und mein Herz schlug wieder schneller. Würde er mich vielleicht küssen? Bei dem Gedanken fing mein Herz noch ein Ticken schneller an zu schlagen. „Alles in Ordnung? Dein Herzfrequenz hat sich beschleunigt." Fragte Connor besorgt. „Alles gut, ich bin nur ein wenig Nervös wegen morgen." Warum sollte ich daraus ein Geheimnis machen? Connors Arme legten sich ein klein wenig fester um mich. Ich schaute zu ihm hoch. „Du solltest dich nicht mit ihm treffen Elsie." Er war wirklich nicht gut auf ihn zusprechen aber war das überhaupt möglich, dass ein Android Jemanden nicht mögen konnte? „Und wieso nicht?" fragte ich schnippisch. Es sah kurz so aus, als ob er traurig zu mir hinab sah. „Er ist kein guter Umgang für dich." Alles in mir spannte sich an. „Ach wirklich? Und wieso nicht? Wegen den Drogen? Er hat mir keine Drogen verabreicht, es war einer seiner Freunde. Außerdem wusste er davon überhaupt nichts!" Wütend biss ich mir auf die Lippen und ein metallischer Geschmack breitete sich in meinen Mund aus. „Elsie, ich will-"„Nein! Ich will davon nichts mehr hören, hast du verstanden? Wenn du ihn näher kennen würdest, dann würdest du sehen wie nett er ist! Ich weiß, dass du mich nur beschützen willst aber du kannst mich nicht von der ganzen Welt fernhalten. Du bist ja noch schlimmer als Dad!" Es war zwar kindisch aber ich rollte mich so weit von ihm weg, wie es das Bett zuließ. Mir war jetzt nicht nach kuscheln zumute. Ich hatte es auch mal verdient glücklich zu sein! Warum konnte er das nicht akzeptieren?

Da ich so wütend war, dauerte es eine Ewigkeit bis ich einschlief.Und als ich am Morgen schließlich erwachte, lag ich erneut in Connors Armen. Meine Wut kehrte zurück und ich sprang wie eine Irre aus dem Bett. Ich funkelte ihn an. „Was hast du Elsie? Du hast dich wieder zu mir zurückgelegt. Hätte ich dich wecken sollen?" Ich schnaufte und ging ins Badezimmer. Seinen Unschuldsblick konnte er sich sonst wo hinstecken! Ich konnte es gar nicht mehr erwarten mich mit Jeremy zu treffen und von hier zu verschwinden. Da ich nicht wollte, das Connor mir noch schlechtere Laune machte, blieb ich den ganzen Tag in meinem Zimmer und überlegte mir schon mal, was ich anziehen könnte. Jeremy würde gegen sieben hier sein, also sollte ich schauen dass ich schon um viertel vor unten war, damit Connor nicht dazwischen funken konnte.

Und als es dann soweit war, ging ich nach unten und schaute vorsichtshalber nach Connor. Der saß wie immer vor dem Fernseher und schaltete sich durchs Fernsehprogramm. Dann schlich ich mich zurück in die Küche und ich musste auch nicht mehr lange auf Jeremy warten. Stürmisch rannte ich zu Tür und schlug sie direkt wieder hinter mir zu. Jeremy wirkte überrascht. „Wow, ich freue mich auch dich zu sehen." Peinlich berührt lächelte ich ihn an und wurde leicht rot. „Hey." Er lachte und fuhr sich mit der Hand über den Kopf, was in meinen Augen schon zu Verführung gehörte. „Hey." Wir grinsten uns noch gegenseitig an, ehe wir in sein Auto stiegen. Als ich zum Haus blickte, konnte ich eine Gestalt am Fenster sehen. Connor. „Was ist, hast du was vergessen?" Ich schüttelte schnell den Kopf. „Nein, alles gut, wir können fahren." Er nickte und dann ging es auch schon los.

Wir fuhren etwa zwanzig Minuten bis zum Restaurant. Und als wir ankamen, schaute ich mit großen Augen auf das riesige Gebäude, das praktisch nur aus Panoramafenster bestand. Jeremy bot mir seinen Arm an und wir machten uns auf den Weg nach drinnen. Noch nie hatte ich so ein schickes Restaurant gesehen. Der Boden war aus hellem Marmor und glänzte so hell, dass wir uns darin spiegelten. Überall gab es Lampen, die mit einem gelb-orangenen Licht eine romantische Atmosphäre schafften. Ich brauchte nicht nach oben zu blicken, um die riesigen Kronleuchter wahrzunehmen, die in voller Pracht von der Decke hingen. Ich wusste nicht was ich mir zuerst anschauen sollte: Die riesigen Aquarien, die wunderschönen Statuen, die sich teilweise bis zu den hohen Decken erstreckten oder die große geschwungene Treppe, die nach oben und damit zu den Plätzen führte, von wo man über die ganze Stadt sehen konnte. Ich schluckte, niemals im Leben hätte ich das Geld dazu gehabt, hier Essen zu gehen, geschweige denn, Jemanden einzuladen. Meine Begeisterung blieb nicht unentdeckt. „Gefällt es dir also?" Niemals hätte ich gedacht, dass wir in so ein edles Restaurant essen gehen würden. Ich nickte und strahlte ihn an. „Ein einfaches Restaurant hätte es auch getan, das kostet hier doch bestimmt eine Menge Geld." Er lachte und leckte sich über die Lippen. „Mach dir mal darüber keine Sorgen. Und außerdem hat es ein so schönes Mädchen wie du, es verdient in einem so schönen Restaurant ausgeführt zu werden." Verlegen schaute ich auf meine Füße. Eine Frau in einem schicken schwarzen Kleid und hohen Schuhe kam auf uns zu und als sie vor uns stand, konnte ich ihre LED-Lampe erkennen. Sie lächelte uns freundlich an und zu meiner Freude, wies sie uns einen Platz zu, der ganz oben sein sollte.

Auf den Weg nach oben, gingen wir an einigen vollen Tischen vorbei. Ich merkte wie Blicke uns folgten und einige musterten mich, als wir an ihnen vorbei gingen. Ich schaute an mir herunter. Eine schwarze Jeans, eine weiße Bluse und Chucks waren alles was mein Kleiderschrank zurzeit hergab. Ich besaß so gut wie keine Kleider oder Röcke. Und hohe Schuhe erst gar nicht. Es war mir sehr unangenehm keine passende Kleidung für heute Abend anzuhaben. Allerdings hatte Jeremy auch nur eine Jeans und ein schwarzes Hemd an. Aber er trug keine Chucks, so wie ich, sondern dunkle Lederschuhe. Eine Welle des Unwohlseins überkam mich. All die Blicke waren mir sehr unangenehm und ich versuchte mich auf die Treppenstufen vor mir zu konzentrieren. Oben angekommen, gingen wir noch ein gutes Stück weiter nach hinten und ich atmete auf, als ich sah, dass um unseren Tisch so gut wie nichts los war. Außerdem hatten wir einen Platz am Fenster, was mich umso mehr freute. Jeremy schob den Stuhl für mich zurück und ich fühlte mich wie eine Prinzessin. Es war so wunderschön hier und als Jeremy sich vor mich setzte und anlächelte, vergaß ich sogar mein kleines Kleidungsproblem. Ich bekam eine Gänsehaut am ganzen Körper und ich verspürte ein riesen Glücksgefühl. Der Kellner, der ebenfalls ein Android war, brachte uns die Karten und ich geriet etwas ins Schwitzen, als ich die ganzen Speisen sah. Vergebens suchte ich nach etwas das ich kannte oder mir im nur im Geringsten Bekannt vorkam.

„Was bestellst du?" fragte ich nervös. Er tippte auf eine Nummer. Der Name sagte mir zwar nichts aber die Zahl daneben. 145$ für ein Gericht? Ich versuchte mir meine Nervosität nicht anmerken zu lassen, also nickte ich. „Das ist wirklich lecker." Er zwinkerte mir zu. „Okay, dann werde ich das auch mal probieren." antwortete ich lächelnd.
Keine zwei Minuten später, kehrte der Kellner zurück und Jeremy bestellte für uns beide. Und in der Zeit, wo wir auf unser Essen warteten, erzählte Jeremy über seinen Sport. Ich hörte ihm gespannt zu und nickte die ganze Zeit nur, da ich nicht wusste was ich sagen sollte. Ich hatte überhaupt keine Ahnung von Sport und ehrlich gesagt, hatte ich mich noch nie dafür begeistern können. Irgendwann kamen wir auf das Thema Androiden und ich knetete meine verschwitzten Hände unter dem Tisch. „Ach, mir fällt ein, ich wollte dich noch was fragen." Ich schluckte. „Dein Android, warum trägt er normale Kleidung?" Er nahm ein Schluck von seinem Wasser und sah mich gespannt an.
Was sollte ich denn nur sagen?
„Eine Idee meiner Freundin. Es passierte aus Langeweile." Ich lächelte. Oder versuchte es zumindest. Jeremy nickte. „Okay und warum besitzt ihr einen? Ich meine, ist er nur für den Haushalt da oder was macht er?" Ich stockte. Verdammt, wie lange konnte ich es noch verbergen, dass ich krank war? Ein schlechtes Gewissen machte sich in mir breit. Wie sollte das zwischen uns was werden, wenn einer nicht ehrlich zu dem anderen war. Ich rang mit mir, ihm die Wahrheit zu sagen. Meine Fingernägel drückten sich in meine Handflächen. „Ich will ehrlich zu dir sein Jeremy." Etwas veränderte sich in seinem Blick und ich konnte deutlich Neugierde in seinem Gesicht lesen. „Aber du musst mir versprechen, dass das zwischen uns bleibt. Das ist mir wirklich sehr wichtig. Ich rede da nicht oft drüber, weil es für mich sehr unangenehm ist." Ich rieb meine verschwitzten Hände an meine Jeans ab. Jeremy beugte sich nun etwas über den Tisch. „Natürlich, du kannst mir alles sagen. Und ich werde es ganz sicher niemanden erzählen, versprochen." Er lächelte wieder sein umwerfendes Lächeln und ich konnte gar nicht anders, als es zu erwidern.
Schell versuchte ich den riesen Klos runterzuschlucken, der sich in meinem Hals befand. „Es ist so das..." Ich biss mir auf die Lippe. Mir wurde plötzlich ganz heiß und schwindelig und ich krallte mich mit beiden Händen an die Stuhllehne fest. „Ich habe eine Herzschwäche. Ich bekomme oft schlecht Luft, da mein Herz nicht genug Blut in den Kreislauf pumpen kann. Irgendwann konnte ich auch nicht mehr zur Schule, weil es zu viel Stress und Aufregung für mich war und es mir damit immer schlechter ging. Und mein Vater ist momentan auf einer Geschäftseise und damit ich nicht alleine bin, hat er mir einen Androiden gekauft, der sozusagen auf mich aufpasst." Mein ganzes Blut wich mir aus dem Gesicht und mir war speiübel. Jeremys Gesichtsausdruck zu urteilen, dachte er nach und versuchte zu verstehen, was ich ihm gerade erzählt hatte. Würde er jetzt aufspringen und gehen? Wollte er überhaupt noch etwas mit mir zu tun haben, nachdem er das wusste? Oder noch schlimmer. Würde er mein Geheimnis hüten?

Sein Mund öffnete sich und ich hielt den Atem an. „Also, damit hätte ich natürlich überhaupt nicht gerechnet. Das muss ich zugeben." Er beugte sich noch ein Stück näher zu mir und nahm meine Hand, die mittlerweile wieder auf dem Tisch lag und streichelte sie. „Aber das ändert überhaupt nichts daran, dass ich dich kennen lernen möchte." Seine Stimme wurde leiser und rauer zugleich. „Ich mag dich sehr gerne Elsie und das kann nichts auf der Welt ändern." Mein Herz machte einen Hüpfer. Ich konnte mein Glück kaum fassen. Meinte er das ernst? „Meinst du das ernst?" Er lachte sein raues Lachen. „Natürlich!"Ich lächelte über beide Ohren. Damit hätte ich nun wirklich nicht gerechnet. „Ist sie denn sehr gefährlich, diese Herzschwäche?" „Ich nehme Medikamente und gehe regelmäßig zum Arzt. Ich hab's eigentlich ganz gut unter Kontrolle." Davon stimmte zwar nur ein kleiner Teil aber man musste ja nicht direkt mit der Tür ins Haus fallen. Ich hatte ihm jetzt den wichtigsten Teil erzählt und ich hatte noch genug Zeit, ihm den Rest zu erzählen. Er nickte. „Ich bin für dich da." Sagte er nun ganz ernst. Mein Herzschlag beschleunigte sich und ein Kribbeln erstreckte sich über meinen ganzen Körper. „Danke." Flüsterte ich. Dann endlich, kam unsere Essen und ich musste leider feststellen, dass ich Kaviar überhaupt nicht mochte. Es schmeckte ekelhaft aber ich aß so viel, ich runter bekam. Schließlich bezahlte Jeremy dafür und ich wollte ihn nicht kränken. Ich hatte seit heute Morgen nichts mehr gegessen und war deswegen froh, dass es wenigstens Brot gab, was ich gierig hinunterschlang. Der restliche Abend lief sehr harmonisch und wir lachten viel. Und als wir das Restaurant verließen, war es längst nach elf Uhr.

An meinem Haus angekommen wurde ich wieder nervös. Würde er mich jetzt küssen? Obwohl es eiskalt draußen war, glühte ich. Jeremy kam näher zu mir und ich schaute zu ihm rauf. Mein Herz schlug immer schneller gegen meine Brust und die Aufregung, die ich verspürte war kaum noch zu ertragen. „Der Abend mit dir war mal wieder sehr schön." Ich lächelte. „Fand ich auch und danke für die Einladung zum Essen. Das war echt süß von dir." Er lächelte und fuhr sich mit der Hand wieder über sein viel zu kurzes Haar. Dann kam noch ein Stück näher und seine Augen fixierten meine. Vergeblich versuchte ich meine Atmung unter Kontrolle zu bekommen, während sein Kopf sich immer näher zu meinen bewegte. Gleich würde er mich küssen. Ich konnte bereits seinen heißen Atem an meinem Gesicht spüren. Und gerade als ich meine Augen schloss, hörte ich die Haustür.

Wir erschraken uns und ich erblickte Connor, der mit Mülltüten bewaffnet vor uns stand. „Guten Abend." Sagte er mit fester Stimme. Bevor ich auch nur annährend was sagen konnte kam er auf uns zu. „Könnte ich mal vorbei?" fragte er höflich. Zu höflich. Jeremy jedoch blieb an Ort und Stelle. Connor drückte sich genau zwischen uns vorbei und es entstand wieder einen Abstand. Die Mülltüten, die Connor in beiden Händen trug, schlugen jeweils einzeln gegen Jeremy. Völlig entsetzt schaute er mich an. Darauf konnte ich nichts sagen, mein Mund stand offen aber kein Ton fand seinen Weg hinaus. Jeremy räusperte sich. „Okaaay. Dann werde ich wohl mal lieber gehen." „Das ist eine hervorragende Idee." Rief Connor von weitem. Jeremy schien total verstört zu sein, was ich nur zu gut verstand. Entschuldigend schaute ich ihn an. „Bis dann." Sagte ich traurig und als er an Connor vorbei ging, duellierten sie sich mit den Augen. Dann verschwand Jeremy in seinem Auto und machte sich mit quietschenden Reifen davon. Wie versteinert stand ich draußen. Connor hatte den Müll weggebracht und kam auf mich zu. „Du solltest rein ge-" Ich drehte mich von ihm weg und ging ins Haus hinein. Dann knallte ihm die Türe vor der Nase zu und schloss ab. Genug war Genug. Der war doch völlig bescheuert! Das war doch mit voller Absicht gewesen. Connor klopfte an der Tür. „Elsie! Lass mich rein, was soll das denn?" Ich ignorierte ihn, schaltete alle Lichter aus und ging nach oben in mein Zimmer. Das war das zweite Mal, dass er mir dazwischenkam und diesmal hatte er es wirklich zu weit getrieben.

Ich war so frustriert und sauer, das ich meine Tränen nicht mehr zurück halten konnte. Dann hörte ich die Haustüre unten zuschlagen. Mist, der hatte ja einen Schlüssel, dass hatte ich völlig vergessen. Schritte näherten sich der Treppe und ich verschwand im Badezimmer. Verzweifelt wischte ich mir die Tränen aus dem Gesicht, doch sie flossen immer wieder nach. Er hatte alles kaputt gemacht! Es war schon schwer genug gewesen, Jeremy mein Geheimnis zu erzählen und dann riss er wieder so eine Aktion. Ich wollte gar nicht wissen, was Jeremy nun von mir dachte. Wahrscheinlich würde er sich jetzt nicht mehr bei mir melden. Umso mehr ich darüber nachdachte, umso mehr weinte ich. Connor klopfte an die Badezimmertür. „Elsie, mach bitte die Tür auf und wir reden darüber." Ich schluchzte auf. „Lass mich in Ruhe Connor! Du Idiot hast alles zerstört!" Ein weiteres Schluchzen kam aus meinem Mund. Und dann hörte ich, wie er den Türknopf drehte. Da ich den Raum nicht abschließen konnte, drückte ich mich gegen die Tür, sodass er nicht reinkommen konnte. Die Tür rappelte hinter mir und ich verlagerte mein ganzes Gewicht dagegen. „Was machst du denn da, geh von der Türe weg, ich will dir nicht wehtun!" Wut kochte in mir hoch. „Hast du schon längst!" Ein Kampf um die Türe fand statt. Doch gegen seine Kraft hatte ich keine Chance und er quetschte sich durch den Türspalt. „Verschwinde Connor! Ich will dich nicht sehen!" Ich drückte mich gegen die Badezimmerwand, soweit weg von ihm, wie es mir nur möglich war. Nun stand er am Eingang der Türe und ich an der Wand. Schnell wischte ich mir wieder mit den Handrücken meine Tränen aus dem Gesicht. Meine Sicht war ganz verschwommen, jedoch konnte ich wahrnehmen, dass er auf mich zukam. „Nein, geh weg! Geh weg, hab ich gesagt!" Er stoppte nicht und kam mit kleinen und ruhigen Schritten auf mich zu.

Als er dann vor mir stand packte er mich an den Armen. Ich wehrte mich dagegen, indem ich ihn versuchte von mir zu drücken. Und als das nicht klappte, schlug ich mit den Fäusten auf seine Brust. Davon ließ er sich aber nicht beirren. Kurz hatte ich Angst, vor ihm, denn ich wusste nicht was er von mir wollte. Würde er mir jetzt wehtun, weil ich ihm nicht gehorchte? Als ich all meine Kraft verbraucht hatte und ganz still stand, kam nur noch ein Wimmern aus meinem Mund und Connor drückte mich in seine Arme. Er hielt mich ganz fest aber doch sachte, so als wäre ich eine Porzellanpuppe, dabei strich er mir beruhigend über den Rücken. Ich ließ mich einfach gegen ihn fallen und meinen Tränen wieder freien Lauf. „Ich hasse dich." Wisperte ich gegen seine Brust. Doch wie wir beide wussten, stimmte das nicht. „Es tut mir leid." Flüsterte er mir ins Ohr. „Halt die Klappe." Sagte ich nuschelnd in seine Brust. Nach einer Weile löste ich mich von ihm und er ließ mich wieder los. Ich hatte sein Shirt mit meinen Tränen völlig durchnässt. Geschah ihm Recht. Ich trocknete die letzten Tränen mit meinen Ärmeln und trat ein paar Schritte von ihm weg. Seine Augen ruhten auf mir. „Ich wäre heute Abend gerne allein." Flüsterte ich. Seine LED-Lampe leuchtete wieder kurz gelb auf. Ich wartete keine Antwort ab sondern verschwand einfach in mein Zimmer und legte mich ins Bett. Total erschöpft vom Abend rollte ich mich auf die Seite und schlief sofort ein. Ich träumte von Connor und Jeremy. Jedes Mal wenn Jeremy mich besuchte, tat Connor irgendetwas anderes, um ihn zu verscheuchen. Und jedes Mal wenn Jeremy wiederkam, wurde es zwischen uns immer stiller, bis er eines Tages nicht wiederkehrte. Ich war froh, als ich aufwachte, ich hatte das Gefühl die ganze Nacht ein furchtbares Date nach dem anderen gehabt zu haben.

Als ich aufstand merkte ich gleich, dass es mir nicht gut ging. Ich bekam schlecht Luft und alles drehte sich um mich herum. Und als ich einen Blick in den Spiegel warf, sah ich, dass meine Lippen wieder blau gefärbt waren. Die ganze Aufregung tat mir nicht gut. Mit wackeligen Schritten machte ich mich auf den Weg in die Küche. Connor war nirgendwo zu entdecken und als ich schließlich die ganze Wohnung nach ihm abgesucht hatte, entdeckte ich einen Zettel auf den Küchentresen.

Bin einkaufen, wenn ich wiederkomme, mache ich Frühstück.
Connor


Ich rollte mit den Augen. Wer sonst hätte den Brief schreiben sollen?Ich nutzte die Gelegenheit, dass Connor nicht da war und rief Lucy an. Lucy war ganz aufgeregt während ich ihr vom Abend mit Jeremy erzählte. Ich erzählte ihr, dass ich Jeremy von meiner Krankheit aufgeklärt hatte. Sie fand es ziemlich mutig aber versicherte mir, dass Jeremy nichts weiter sagen würde. Schließlich war er ja auch ein toller Kerl. Dann kam ich zu dem Teil, an dem Connor alles versaut hatte. Zuerst hörte ich gar nichts mehr am Ende des Telefons, doch dann brach sie in schallendes Gelächter aus. „Er hat wirklich genau in dem Moment den Müll rausgebracht, als ihr euch küssen wolltet?"Ich seufzte genervt. „Jaa und er hat sich zwischen uns gedrängt. Das war so peinlich, das glaubst du gar nicht. Vor allem hat er sich schon beim letzten Mal so komisch benommen." „Hmm, das ist natürlich mies gelaufen. Aber wo du es schon sagst, mir ist auch aufgefallen, dass Connor sich ziemlich eigenartig benimmt. Schon komisch. Vor allem werden immer mehr Androiden zu Abweichler." Ich setzte mich. „Wovon redest du?" Lucy lachte, aber diesmal hörte ich einen nervösen Unterton in ihrer Stimme. „Schaust du keine Nachrichten? Die berichten doch von mehreren Angriffen auf Menschen. Meine Mum will mich auch nicht mehr alleine in die Stadt gehen lassen, weil es da ja nur von Androiden nur so wimmelt." Meine Hände fingen an zu zittern. „Und du meinst Connor könnte ein...Abweichler sein?" Eine Pause entstand. „Ich weiß es nicht Elsie aber mir ist auch aufgefallen, dass er dich ziemlich merkwürdig ansieht." Lucy fiel es also auch auf! „Aber ich verstehe nicht-" „Ich bin wieder da." Ertönte es hinter mir und ich ließ vor Schreck mein Handy fallen.

Wie lange hatte er da schon gestanden? Ich hatte keine Tür gehört. Schnell hob ich mein Handy vom Boden auf. „Ich...ich muss auflegen Lucy, ich ruf dich später noch mal an." Dann legte ich auf und machte einen Schritt zurück. War es wirklich möglich das Connor ein Abweichler war? Ich meine er benahm sich mehr als merkwürdig in letzter Zeit. Aber Dad hatte mir versichert, dass er zu keinen werden würde. Und was wenn er sich irrte? Dieser Gedanke machte mir eine Heidenangst. Trotzdem konnte ich mir beim besten Willen nicht vorstellen, das Connor mir was antun würde. „Alles in Ordnung?" Sein analysierender Blick musterte mich und ich bekam eine Gänsehaut.
Abweichler.
Connor kam ein Stück näher und stellte die Tüten auf den Küchentisch. „Elsie?"Ich versuchte zu lächeln. „Alles in Ordnung." Er machte noch einen Schritt auf mich zu. „Du lügst."
Erwischt.

Und noch ein Stück näher. „Elsie, ich bin kein Abweichler." Dann blieb er stehen. „Du hast mich schon wieder belauscht!"„So würde ich das nicht nennen." Ich verschränkte meine Arme vor der Brust. „Ach und wie würdest du das dann nennen? Wir hatten doch abgemacht das du nicht dabei zuhörst?" Er hob einen Finger. „Erstens, als ich reinkam habe ich dich gehört und nicht belauscht. Und zweitens, sagtest du wenn Lucy bei dir ist." Er drehte seinen Kopf in alle Richtungen, so als würde er Jemanden suchen. „Ich sehe sie nicht, du etwa?"
So ein ausgeklügelter Android.
Ich lachte rau. „Ich glaub's nicht."„Du kannst mir glauben Elsie. Ich bin kein Abweichler. Davon würde ich etwas merken." Ich schluckte. „Und woher soll ich wissen, dass du nicht lügst?" Ich musterte ihn. „Das kann ich dir nicht sagen. Aber ein Abweichler benimmt sich in der Regel ganz anders. Sie sind ziemlich verwirrt und bedrohen Menschen, im schlimmsten Fall fügen sie ihnen sogar Schmerzen zu. Und ich denke, dass ich von mir sagen kann, dass das nicht auf mich zutrifft. Oder habe ich dich jemals bedroht oder verletzt?" Ich atmete auf. Er hatte wieder mal Recht. Ich hatte schon wieder überreagiert. „Nein, hast du nicht." Gestand ich. Dann setzte ich mich und rieb mir die Schläfen. Connor kam etwas näher. „Hast du noch Zweifel?" Ich schaute hoch zu ihm. „Nein." Und die hatte ich wirklich nicht mehr. Ich meine er benahm sich trotzdem komisch aber wie ein Abweichler verhielt er sich dann doch nicht.

Connor fing an Frühstück zu machen und ich beobachtete ihn währenddessen. „Möchtest du gleich spazieren gehen?" fragte Connor mich während er sich zu mir setzte. „Nein." Sagte ich patzig. Schließlich war ich immer noch wütend auf ihn. „Bist du immer noch sauer auf mich?"
Konnte er Gedanken lesen?
„Du hast mein Date ruiniert, natürlich bin ich noch sauer, ich verstehe immer noch nicht, warum du was gegen ihn hast."Sein Blick wurde ernst. „Er ist kein guter Mensch Elsie, er nutzt dich nur aus."Ich hätte mit jeder anderen Antwort gerechnet aber nicht mit dieser. „Was meinst du mit schlechter Mensch?" „Ich sehe es ihm an."Ich lachte auf. „Ach komm schon, sag jetzt bloß nicht, dass hast du ihm durch seine Körpersprache angesehen." Misstrauisch sah ich ihn an. „So ist es. Ich sehe es an der Art wie er dich ansieht. An seiner ganzen Mimik."Ich runzelte mit der Stirn. „Das ist doch total bescheuert. Warum sollte er so nett zu mir sein und mich in ein nobles Restaurant einladen? Und für was sollte er mich ausnutzen. Er ist derjenige mit dem vielen Geld, nicht ich."Connor schüttelte mit dem Kopf. „Das weiß ich nicht aber er ist nicht der, für den er sich ausgibt. Du solltest dich wirklich von ihm fernhalten."Es reichte mir. Ich ertrug das Ganze nicht mehr. Ich stand vom Tisch auf, nur leider zu schnell. Ich setzte mich wieder zurück und schloss meine Augen, in der Hoffnung, dass der Schwindel sich wieder schnell legen würde. „Willst du dich hinlegen?" Ich nickte. Ich fühlte mich noch ziemlich müde und etwas Schlaf würde mir bestimmt gut tun. Da ich mich nicht noch weiter mit Connor streiten wollte, ließ ich ihn gewähren mich auf mein Zimmer zu begleiten. Ich kuschelte mich in mein Bett und er deckte mich zu. Irgendwann war ich dann wohl eingeschlafen und erwachte noch bei Tageslicht.

Mein Brustkorb fühlte sich schwer an, sodass ich nur knapp atmen konnte. Mit wackeligen Beinen stand ich vom Bett auf. Mir war so übel und schwindelig, dass ich kaum denken konnte. Stolpernd erreichte ich meine Türe und hoffte auf Connor zu treffen. Jedoch vergeblich. Also ging ich ins Bad und beugte mich über die Kloschüssel, da ich das Gefühl hatte, mich jeden Augenblick übergeben zu müssen. Doch als auch nach mehreren Minuten nichts kam, hievte ich mich hoch, und wusch mein Gesicht mit kaltem Wasser. Es half etwas gegen meine Übelkeit, doch mir war immer noch so verdammt schwindelig. Nun bemerkte ich einen Schmerz in der Brust und verfiel in Panik. Das war kein gutes Zeichen. Mein ganzer Körper zitterte und ich hatte große Mühe mich aufrecht zu halten. Endlich erreichte ich die Treppe, ich konnte Connor in der Küche hören aber ich war mir sicher, dass ich es niemals schaffen würde, die Treppe runterzusteigen. Mittlerweile hatte ich alle Anzeichen für eine bevorstehende Ohnmacht. Zu oft hatte ich das durchmachen müssen. Ich wollte nach Connor rufen, doch meine Stimme versagte. Ich konnte noch nicht einmal wirklich atmen, wie sollte ich ihn denn dann auf mich aufmerksam machen?Ich musste versuchen, diese Treppen runterzusteigen, eine andere Möglichkeit gab es gerade nicht. Stufe für Stufe stieg ich hinab und knickte fast einige Male weg. Mit feuchten Händen hielt ich mich am Geländer aufrecht. Ich hatte gerade die Hälfte erreicht, als mir ganz schwarz vor den Augen wurde. Das Einzige was ich dann noch wirklich wahrnahm, waren meine Knie, die auf den Stufen aufschlugen. Ich musste wohl den Rest der Treppen runtergefallen sein, da ich einen flachen Untergrund unter mir spüren konnte. Ich hörte schwach Jemanden nach mir rufen. Dann spürte ich wie ich leicht gerüttelt wurde. Meine Lunge hob sich nicht mehr regelmäßig und dann konnte ich plötzlich nicht mehr atmen. Verzweifelt schnappte ich nach Luft, doch vergebens.Und dann war da nur noch unendliche Schwärze, die mich immer tiefer mit sich zog.
Mein letzter und einziger Gedanke, den ich noch zustande brachte, war dass ich hier und jetzt sterben würde.

Detroit become Human: Tatsächlich...AndroidWo Geschichten leben. Entdecke jetzt