Hold me close, through the night
Don't let me go, we'll be all right
Touch my soul and hold it tight
I've been waiting all my life
Tori Kelly/Ed Sheeran - I was made for loving you
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Ich musterte Connor einige Augenblicke, bevor ich ihm antwortete.
Ich glaubte die Antwort schon zu kennen. Aber ich wollte, dass er es mir sagte.
„Was meinst du damit? Etwas stimmt mit dir nicht?"
Ich setzte mich neben ihn.
„Eben im Park, als du um Hilfe gerufen hast, habe ich eine Entscheidung treffen müssen."
Er sah zu Boden und ich wartete darauf, dass er weitersprach.
„Du weißt, dass wir uns gegen Menschen nicht zur Wehr setzten dürfen. Also gab es nur eine Möglichkeit. Ich habe mich von meinen Programmen befreit und..."
„Du bist zum Abweichler geworden." Beendete ich seinen Satz.
Er sah wieder zu mir hoch und nickte.
Als ich Jeremy und die Anderen auf den Boden liegen sah, wurde mir bewusst, dass irgendetwas nicht stimmen konnte. Aber mir war nicht klar gewesen, dass er es nicht für sich selber getan hatte.
„Du bist nur meinetwegen zum Abweichler geworden..."
Ich bekam am ganzen Körper Gänsehaut.
„Anders hätte ich dir nicht helfen können. Es war die einzige Möglichkeit."
Ich war sprachlos und wusste nicht so Recht was ich sagen sollte.
„Connor...danke."
Ich sah in seine braunen Augen, die voller Emotionen waren und wünschte mir...ja, was eigentlich? Das war doch das, was ich im Grunde die ganze Zeit wollte.
Aber jetzt, wo er ein Abweichler war und traurig vor mir saß, wurde mir bewusst, wie schwer das Alles für ihn sein musste.
„Bereust du es?" fragte ich und mein Herz begann schneller zu schlagen.
Wie aus der Pistole geschossen, kam seine Antwort.
„Keine Sekunde."
Am liebsten hätte ich ihn jetzt umarmt, aber irgendetwas hielt mich davon ab. Ich musste wieder an den Augenblick denken, als er Adam gegen den Baum gepresst und gewürgt hatte. Connor so zu sehen, war erschreckend. Niemals hatte er vorher Gewalt angewandt. Aber er hatte es getan, um mich zu schützen.
„Aber eigentlich wollte ich auf etwas anderes hinaus. Ich glaube, es hat damit zu tun, dass ich ein Abweichler bin."
Ich runzelte mit der Stirn. Seine Augen huschten besorgt hin und her.
„Ich höre eine Stimme, die zu mir spricht. Aber das wirklich seltsame daran ist, dass ich glaube sie zu kennen."
Ich beugte mich näher zu ihm.
„Aber woher? Hattest du nicht gesagt, dass du noch nie für Jemand anderes gearbeitet hast, außer für uns?"
Er dachte nach.
„Ich nahm es an ja. Ich kann mich an nichts anderes erinnern aber ich habe so ein Gefühl, dass da irgendetwas nicht stimmt."
„Vielleicht hast du ja doch zuvor schon für Jemanden gearbeitet, nur, dass man es aus deinem Gedächtnis gelöscht hat."
„Aber was hätte das für einen Zweck? Wenn ich mich nicht daran erinnern soll, muss etwas schief gelaufen sein."
Ich rieb mir übers Gesicht und zuckte zusammen, als ich über die Stelle mit dem Pflaster fuhr. Als ich wieder zu Connor sah, hatte er wieder seine besorgte Miene aufgelegt.
„Du solltest ins Bett und dich ausruhen. Dein Körper braucht jetzt dringend Erholung."
Ich seufzte und stand vorsichtig auf.
„Ja, du hast Recht."
Connor stand ebenfalls auf und irgendwie entstand ein seltsamer und unangenehmer Moment. Ich räusperte mich.
„Wenn du die Stimme noch einmal hören solltest, sagst du mir Bescheid ja?"
Er nickte und es sah so aus, als ob er ebenfalls dringend Schlaf nötig hätte.
Langsam machte ich mich auf den Weg nach oben aber an Schlaf war für mich noch nicht zu denken. Ich brauchte vorerst eine Dusche. Der Dreck war nicht das Einzige, was mich schmutzig fühlen ließ. Sie hatten mich mit ihren widerlichen Händen berührt und ich hatte einfach nur das Bedürfnis meinen ganzen Körper abzuschrubben.
Also huschte ich ins Badezimmer und begab mich unter die Dusche.
Es tat unheimlich gut, dass heiße Wasser auf der Haut zu spüren und ich genoss die Wärme auf meinem Körper. Ich schloss die Augen und all die schrecklichen Bilder von heute, begannen sich wieder hoch zu bahnen. Tränen vermischten sich mit dem Wasser und ich ließ es einfach alles geschehen. Ich hätte noch ewig unter der Dusche verbringen können, wenn Connor nicht an der Türe geklopft hätte.
„Elsie? Ist alles in Ordnung? Du bist schon so lange da drin."
Ich stellte das Wasser ab.
„Ja, alles gut. Ich komme gleich!" rief ich und stieg aus der Dusche.
„Okay, gut. Hast du Hunger?"
Ich wickelte mir ein Handtuch um und wischte über den beschlagenen Spiegel.
„Nein, ich bin einfach nur müde."
„Na gut." Ich horchte, aber ich konnte keine Schritte vernehmen.
Ich seufzte, als ich mein zerschundenes Gesicht betrachtete.
Wie sollte ich das nur Dad erzählen?
Schnell klebte ich ein neues Pflaster über meine Wunde und wendete mich vom Spiegel ab. Ich wollte diesen Tag einfach nur für immer aus meinem Leben streichen.
Eine plötzliche Müdigkeit überfiel mich und ich wollte einfach nur ins Bett und schlafen.
Also föhnte ich noch schnell meine Haare, ehe ich mich in mein Zimmer aufmachte.
Ich dachte gerade noch darüber nach, wie schön es wäre Connor bei mir zu haben, als ich ihn in meinem Bett vorfand. Völlig perplex blieb ich stehen und starrte ihn an.
Er lag da und betrachtete seine Münze. Dann schaute er zu mir.
„Stört es dich, wenn ich hier liege?"
Ich schüttelte langsam ungläubig den Kopf und musste dabei wohl ausgesehen haben wie Jemand, der gerade seinen Lieblingspopstar in seinem Bett liegen sah.
Ich schaltete das große Licht aus und eine kleine Lichterkette an, dessen Licht sehr schwach aber gemütlich war. Vorsichtig legte ich mich neben ihm ins Bett.
Ich fragte mich dennoch, warum er dort lag. Normalerweise versuchte er doch nahen Kontakt zu mir zu vermeiden. Aber ich freute mich unglaublich darüber und ich hoffte, er würde die Nacht über bleiben.
Connor steckte die Münze wieder in seine Hosentasche und sah mich an.
„Möchtest du darüber reden? Es wird dir helfen, es besser zu verarbeiten."
„Nein." Flüsterte ich und legte die Decke über uns.
„Ich will es einfach nur für immer vergessen."
Er legte seinen Kopf schief.
„Das verstehe ich aber du weißt, dass das nicht funktioniert."
Ich seufzte und rutschte ein Stück nach oben und lehnte mich ebenfalls gegen die Wand.
„Wir sollten lieber über dich reden. Wie geht es dir eigentlich?"
Seine LED-Lampe blinkte ein paar Mal gelb auf.
„Wie es mir geht?"
Ich nickte.
„Du musst doch jetzt bestimmt eine Menge Dinge fühlen und durcheinander sein."
Er blinzelte ein paar Mal.
„Ich weiß nicht wie ich diese Frage beantworten soll. Ich denke, ich bin wirklich etwas durcheinander. Da ist so viel, was ich fühle, aber ich kann nicht alles zuordnen."
„Versuche es."
„Na ja. Da wäre zum einen Wut, Trauer und Angst. Diese Emotionen erkenne ich wieder. Ich habe sie schon oft bei Menschen gesehen, so auch bei dir."
Er drehte sich ein Stück mehr zu mir.
„Es mag verrückt klingen, aber ich glaube, dass ich für etwas anderes geschaffen worden bin. Aber ich weiß nicht für was. Ich kann nicht aufhören darüber nachzudenken. Und dann ist da noch diese Stimme in meinem Kopf. Immer wenn ich versuche mehr darüber herauszufinden, verstummt sie."
Er machte ein sorgenvolles Gesicht und am liebsten hätte ich ihn berührt aber ich hatte Angst, dass er sich dann mir wieder gegenüber verschließen würde.
„Ich finde du solltest auf dein Gefühl hören. Ich hab immer schon gewusst, dass du in diesen Pflege Job nicht reinpasst." Sagte ich lächelnd.
„Vielleicht ist das nur der Anfang und du erfährst mit und mit mehr? Aber du solltest dich deswegen jetzt nicht verrückt machen. Es ist so, wie es ist und ich bin froh, dass du bei mir bist."
Ich lächelte und er erwiderte es.
Unerwarteterweise, rutschte er noch ein Stück näher zu mir, sodass unsere Arme sich berührten. Er schwieg und schaute mir einfach in die Augen. Seine LED-Lampe blinkte wieder und ich wollte wissen, was er gerade dachte.
„Worüber denkst du nach?" Sein Kopf neigte sich wieder ein Stück zur Seite.
„Über andere Dinge, die ich fühle. Aber wie gesagt, ich kann sie nicht zuordnen."
Mein Herz raste und ich war mir sicher, dass es sich nie wieder beruhigen würde, solange er mich so ansah.
Ich schluckte.
„Versuch es zu beschreiben." Sein Mund öffnete sich ein Stück und ich konnte nicht anders, als ihm auf die Lippen zu starren. Ich biss mir selbst auf die Lippen und versuchte, mich auf seine Augen zu konzentrierten.
„Einer dieser Gefühle ist wie die Wut, nur eben anders. Ich fühle es jedes Mal, wenn ich an Jeremy und seine Freunde denke. Alles was ich tun will, ist ihnen Leid zu zufügen."
Er schaute weg und ich hatte das Gefühl, dass er sich dafür schämte.
„Ich glaube, was du da beschreibst, ist Hass. Es ist kein schönes Gefühl, dass weiß ich zu gut. Aber..."
Er sah mich immer noch nicht an und ich streckte meine Hand nach seinem Gesicht aus und drehte es sanft zu mir. Seine Augen blickten mir traurig entgegen.
„Es ist okay. Das gehört auch dazu. Und ich kann dir versichern, dass es auch wieder verschwindet, oder es zumindest nach einer Zeit nicht mehr so intensiv sein wird."
„Ich hoffe es."
„Vertrau mir." Ich lächelte ihn an und sein Gesicht hellte sich tatsächlich ein wenig auf.
„Ich bin so froh darüber, dass dir nichts geschehen ist. Das macht mich..."
Er suchte nach dem passenden Wort.
„Glücklich?" Er nickte.
„Ja, glücklich."
Eine Weile sagten wir gar nichts und ich genoss einfach nur seine Anwesenheit.
„Elsie?"
Ich drehte meinen Kopf wieder zu ihm.
„Ja?"
„Jeremy und die Anderen werden das sehr wahrscheinlich melden, dass ich ihnen gegenüber Gewalt angewandt habe."
Mein Herz schlug mir bis zum Hals.
„Nein. Dann werden sie mir dich wegnehmen. Dass lasse ich nicht zu."
Tränen sammelten sich in meinen Augen und ich schüttelte den Kopf.
„Wir werden sehen. Nach so einer Meldung wird alles sehr schnell gehen. Sie werden sofort durchgreifen. Ich rechne mit zwei Tagen."
Darüber hatte ich noch gar nicht nachgedacht. Wahrscheinlich hatte ich es einfach nur verdrängt. Ich hoffte einfach nur, dass Connor sich irrte und keiner von ihnen es der Polizei erzählen würde. Aber ehrlich gesagt, glaubte ich selbst nicht daran. Ich schloss die Augen und drehte meinen Kopf weg, während meine Finger nervös mit meinen Ärmeln spielten. Ich konzentrierte mich auf die karierten Muster meiner Bettdecke, um nicht los zu schluchzen. Strähnen fielen mir ins Gesicht und gerade, als ich sie hinter mein Ohr stecken wollte, spürte ich Connors Finger, die sie mir bereits ganz vorsichtig wegstrichen.
Ich schluckte hart und sah wieder zu ihm. Sein Gesicht war meinen auf einmal so nahe und ich wagte es nicht zu blinzeln. Nun rannten mir Tränen die Wangen hinunter.
„Ich will dich nicht verlieren." Flüsterte ich und senkte erneut meinen Blick.
Connor hob mein Kinn an und ich war gezwungen ihm in die Augen zu sehen.
Durch den durchsichtigen Schleier bemerkte ich kaum, wie sein Gesicht mir immer näher kam. Ich blinzelte die Tränen schnell weg und konnte sehen, wie sich seine Augen auf meine Lippen fokussierten.
Ungläubig beobachtete ich, wie seine Lippen meinen immer näher kamen. Ich hielt meinen Atem an und sah immer wieder abwechselnd von seinen Augen zu seinen leicht geöffneten Mund. Und ehe ich noch einmal blinzeln konnte, legten sich seine Lippen ganz sachte auf meinen und alles in mir, schien vor Aufregung fast zu explodieren.
Seine Lippen fühlten sich unglaublich weich an und wenn ich es nicht besser gewusst hätte, wäre ich nie im Leben darauf gekommen, dass er kein Mensch sein könnte. Heftiges Kribbeln breitete sich von meinem Bauch, über meinen ganzen Körper aus. Ich erwiderte seinen sanften Kuss, der viel zu schnell endete. Der Abstand zwischen uns wurde wieder größer und mit Entsetzen beobachtete ich ihn.
Was passierte hier gerade? Träumte ich etwa? Denn wenn, dann war das der schönste Traum, den ich gehabt hatte.
Seine LED-Lampe blinkte wahnsinnig schnell auf und auch seine Brauen hatten sich zusammengezogen. Dennoch lag in seinen Augen so viel Gefühl, dass es mich kaum atmen ließ. Und noch bevor ich etwas sagen konnte, kam sein Gesicht meinem erneut näher.
Doch diesmal selbstsicherer und schneller. Ich kam ihm entgegen und der Druck auf meinen Lippen war diesmal deutlich stärker. Sehnsucht quälte meinen Körper und ich konnte das Zittern, das mich überfiel, nicht mehr zurückhalten. Ungeduldig krallte ich meine Finger in seinen Nacken, um ihm noch näher sein zu können. Etwas unbeholfen bewegten sich seine Lippen auf meinen und ich musste gegen meinen Willen schmunzeln. Ich bewegte meine Lippen gegen seine und versuchte ihm zu zeigen, wie es am besten funktionierte. Er verstand es und setzte es sofort um. Ich seufzte zufrieden zwischen unseren Lippen auf und unser Kuss vertiefte sich immer mehr, wurde leidenschaftlicher und ich dachte gar nicht daran, jemals wieder damit aufzuhören...
Wie lange hatte ich darauf gewartet?
Immer wieder trafen unsere Lippen aufeinander und ich hätte schwören können, dass sich tausende Ameisen auf meinen Körper befanden, die jeden Millimeter meiner Haut ausfüllten. Jede Faser meine Körpers verzerrte sich nach ihm und alles schrie in mir. Es war, als würde ich Millionen von Glocken in meinem Körper besitzen, die nun alle gleichzeitig wie wild klingelten. Nichts wollte ich mehr als das und es fühlte sich wahnsinnig gut an.
Ich spürte, wie seine Hände über meinen Rücken wanderten und jede Stelle die er berührte, hinterließ ein heißes Gefühl auf meiner Haut.
Meine Hände glitten weiter nach oben und ich erkundete so viel ich konnte;seine Wangen, seinen Hinterkopf und schlussendlich durchwühlte ich seine vollen Haare.
Ich hatte sie zwar schon mal berührt, jedoch nicht ausgiebig genug. Sie waren zwar nicht ganz so weich, wie ich es mir immer vorgestellt hatte, dennoch fühlten sie sich unglaublich echt an. Dann wanderte ich mit den Händen runter zu seiner Brust und zog an seiner Jacke, um ihn noch näher an meinen Körper zu spüren. Seine rechte Hand legte sich auf meine Wange und sein Daumen streichelte sanft über mein Gesicht. Ich öffnete meine Augen und erschrak, als ich sah, dass seine Hand nicht mehr hautfarben, sondern weiß war.
Völlig außer atmen starrte ich sie an. Connor löste sich von mir und sah ebenfalls auf seine Hand.
„Entschuldige, ich wollte dich nicht verstören. Es kommt nicht wieder vor."
Fasziniert beobachtete ich, wie sich seine Hand wieder in eine menschliche verwandelte, oder eher in einer aussehenden menschlichen Hand. Ich wusste, aus dem Fernsehen, dass Androiden eine synthetische Haut besaßen, die sie selbstständig aktivieren und deaktivieren konnten, jedoch hatte ich es bis jetzt noch nie in echt gesehen und es faszinierte mich wirklich.
Ich nahm seine Hand in meine und sah im tief in die Augen.
„Wie kommst du denn nur darauf, dass es mich verstört? Mir gefällt es."
Ich lächelte, während ich immer noch um Atme rang.
Connor runzelte die Stirn.
„Du findest es nicht abstoßend?" Ich lachte auf. „Nein Connor."
Ich legte meine andere Hand auf seine Wange.
„Das bist nun mal du und das ist auch gut so. Ich liebe alles an dir und das gehört definitiv auch dazu. Also verstecke es nicht. Schäme dich niemals, für das, was du bist, denn du bist toll. Lass dir von Niemanden etwas anderes einreden."
Er lächelte und ich konnte nicht anders, als ihm nochmal einen kurzen aber liebevollen Kuss zu geben, den er auch erwiderte. Dann legte er sich hin und ich bettete meinen Kopf auf seine Brust. Das gleichmäßige Heben und Senken machte mich schläfrig aber ich wollte auf gar keinen Fall einschlafen; viel zu groß war die Angst, dass ich morgen aufwachen würde, und das alles nur ein Traum gewesen war.
Connor legte seine Arme um mich und ich kuschelte mich noch mehr bei ihm ein. Ich konnte ihm einfach nicht nahe genug sein, und ich hatte das Gefühl, dass es ihm genauso erging wie mir. Mein ganzer Körper bebte immer noch vor Freude, Sehnsucht und Aufregung und ich fühlte mich, wie der glücklichste Mensch der Welt.
Er hatte mich geküsst, dass musste doch etwas heißen.
Ich lächelte.
Eine Weile lagen wir einfach so eng umschlungen und schwiegen.
„Woran denkst du?" fragte Connor.
Ich strich ihm über die Brust.
„Ich frage mich, warum du atmest, wenn du es doch eigentlich nicht brauchst."
Daraufhin stoppte seine Atmung sofort und ich schaute zu ihm hoch.
„Es stimmt, ich brauche nicht zu atmen. Jedoch tue ich es, um mich anzupassen. Als Pfleger ist es wichtig, dass sich die Menschen um einen wohlfühlen und ich habe bemerkt, dass du so besser einschlafen kannst."
Ich kicherte.
„Okay, dann wäre ich sehr zufrieden, wenn du weiteratmen würdest."
Sofort merkte ich wieder ein langsames Heben und Senken seiner Brust.
„Erzähl mir mehr von dir. Ich weiß bestimmt noch einige andere Dinge nicht."
Ich rutschte weiter nach oben, sodass ich mit meinem Gesicht an seiner Halsbeuge lag. „Meine Aufgabe ist es, harmonische Beziehungen mit Menschen herzustellen. Mein Äußeres und meine Stimme, sind darauf ausgerichtet, meine Integration zu erleichtern."
Ich lachte. „Das hat bei mir aber eine Weile gedauert, bis ich eine harmonische Beziehung zu dir aufbauen konnte"
„Du hast Recht. Das war...schwieriger, als angenommen."
Ich kicherte erneut.
Immer noch kämpfte ich gegen meine Müdigkeit an und versuchte meine Augen offen zu halten. Ich wollte einfach noch nicht schlafen. Ich wollte es genießen bei ihm zu sein und seinen Körper an meinen zu spüren, doch immer wieder driftete ich ab.
„Warum schläfst du nicht? Du bist müde und du brauchst deinen Schlaf."
Ich biss mir auf die Unterlippe.
„Ich möchte es einfach genießen hier mit dir zu liegen und ich habe Angst, dass... morgen alles anders sein wird und ich nur geträumt habe."
„Warum sollte morgen alles anders sein? Ich werde hier bei dir sein, wenn du aufwachst, keine Sorge."
Er drückte mich an sich.
„Versprochen?"
„Versprochen."
Er drückte mir einen Kuss auf die Stirn und ich erlaubte mir endlich einzuschlafen.
Immer noch vom Schlaf benommen, reckte ich meine Glieder.
Dabei bemerkte ich, dass sich Jemand neben mir befand. Mein Herz fing plötzlich ganz wild an zu schlagen, als ich realisierte, was gestern Abend passiert war.
Ich ließ alles noch einmal Revue passieren und ein heftiges Kribbeln breitete sich erneut in meinem Bauch aus, während sich eine Gänsehaut auf meiner gesamten Haut bildete.
Das war gestern wirklich passiert...
Ich lächelte wie ein Idiot und blickte hoch zu Connor.
Sein Lächeln ließ mich dahinschmelzen.
„Guten Morgen."
„Guten Morgen." Sagte ich grinsend.
Connor strich mir ein paar Strähnen, die mir ins Gesicht fielen, hinters Ohr.
„Wie geht es dir?" Ich biss mir auf die Lippe. „Sehr gut." Sagte ich wahrheitsgemäß.
„Und dir?"
Seine LED-Lampe blinkte blau auf.
„Mir...geht es auch sehr gut. Ich fühle mich...glücklich." Ich grinste wie ein Honigkuchenpferd. Ich erschrak, als mein Handy plötzlich klingelte. Ich drehte mich von Connor weg, um an mein Handy zu kommen.
Es war Dad, der sehr gute Laune zu haben schien. Er erzählte mir, wie sehr er sich freute morgen wieder zu kommen und er erwartete einen ausführlichen Bericht darüber, was in der ganzen Zeit passiert war. Connor schlich sich davon, um mir wahrscheinlich Privatsphäre mit Dad zu lassen. Bevor er aus der Tür verschwand, zwinkerte er mir zu, was mich zum Kichern brachte.
Das bemerkte Dad natürlich und fragte mich, was der Grund dafür war, warum ich auf einmal so gute Laune hatte. Ich kam ins straucheln. Was sollte ich ihm bloß sagen? Ich konnte ihm schlecht erzählen, dass es daran lag, dass Connor mich geküsst und ich mich hoffnungslos in ihn verliebt hatte. Also erzählte ich ihm nur die halbe Wahrheit.
„Ich freue mich einfach, dass du morgen wieder hier sein wirst. Ich kann es kaum erwarten!" Wir redeten noch eine Weile und als ich auflegte, fühlt ich mich zum ersten Mal nicht traurig, weil ich wusste, dass er morgen wieder nach Hause kommen würde.
Schnell zog ich mich um und band meine wirren Haare zu einem Zopf zusammen, bevor ich summend nach unten ging, wo mich bereits ein herrlicher Duft erwartete.
Ich fand Connor in der Küche.
Frisch dampfende Pancakes standen auf den Tisch und Connor war gerade dabei den Herd zu säubern. Bevor er sich umdrehen konnte, umarmte ich ihn von hinten. Ich lehnte meinen Kopf auf seinen Rücken und atmete seinen Duft ein, der mich in Geborgenheit einhüllte. Sein Geruch, seine Stimme oder einfach nur seine Anwesenheit, brachten mich um den Verstand. Mir wurde schwindelig und ich fühlte mich angenehm benebelt.
Connor lockerte meine Arme und drehte sich zu mir um und ich legte meine Hände auf seine Brust. Ich versuchte meine Augen auf seinen zu lassen aber es gelang mir einfach nicht, seine Lippen sahen einfach zu verführerisch aus und alles was ich jetzt wollte, war ihn zu küssen. Aber ich wollte mich nicht, wie ein liebeskranker Narr aufführen - wenn ich das nicht schon längst getan hatte. Also senkte ich meinen Blick und biss mir auf die Unterlippe.
„Elsie?"
Ich schaute wieder auf und ehe ich realisieren konnte, was als nächstes passierte, beugte er sich zu mir runter und küsste mich. Seine Hände legten sich auf mein Gesicht und ich gab mich der Welle aus Glücksgefühlen einfach hin. Meine Hände wanderten zu seinem Nacken und ich zog ihn noch näher zu mir, sodass wir ganz eng aneinander gepresst waren. Ich weiß nicht, wie lang wir dort standen und uns küssten aber es endete viel zu schnell. Völlig außer Atem befreite ich mich, um Luft zu holen, denn im Gegensatz zu mir, hatte er keine Probleme damit.
Connor schmunzelte.
„Küsse ich dich zufriedenstellend?" Seine rechte Augenbraue war nach oben gezogen.
Ich tat so, als müsse ich überlegen.
„Mhm, also...so wirklich überzeugend war das jetzt nicht. Ich finde, dass könnte noch um einiges..."
Noch bevor ich zu Ende gesprochen hatte, legte er die Lippen erneut auf meine. Diesmal war der Kuss weniger zart und vorsichtig, er war hungrig und verlangend, was mich vollkommen aus der Bahn warf.Connor drückte mich an sich und mir wurde augenblicklich wieder schwindelig. Hätte er mich nicht festgehalten, wäre ich einfach umgekippt. Kleine Stromstöße, die von meinem Bauch aus zu kommen schienen, zogen durch meinen ganzen Körper und ließen mein Verlangen nur noch größer werden. Unser Kuss vertiefte sich so sehr, dass ich viel zu spät bemerkte, dass etwas anders war.
Seine Lippen fühlten sich anders an, viel geschmeidiger und glatter. Genauso war es mit seinem Nacken. Ich schlug die Augen auf.
Connors Gesicht hatte sich verändert. Haut und Haare waren verschwunden und ein glänzender, glatter, weißgrauer Connor stand vor mir. Ich wich ein Stück zurück, um ihn näher betrachten zu können. Doch ehe ich ihn berühren konnte, überzog die menschliche Haut seine eigene.
„Bitte. Zeig es mir noch mal." Bat ich ihn.
Er nickte und erneut bildete sich eine glänzende Schicht auf seinen Körper.
„Das ist mir noch nie passiert. Wir sind im Stande es zu kontrollieren, deswegen wundert es mich."
Ich strich mit den Fingerspitzen vorsichtig über seine Wange.
„Du bringst mich ganz durcheinander." Sagte er und ich lächelte.
„Das ist in Ordnung. Wie gesagt, es gefällt mir."
Ich erkundete die Seiten seines Gesichtes, die dunkelgrau waren. Connor beobachtete mich, während ich sein ganzes Gesicht erkundete.
„Du bist wunderschön." Flüsterte ich und lächelte. Es war wirklich seltsam, Connor in seiner wahren Gestalt zu sehen, aber ich meint es ernst.
Er war wirklich schön und ich liebte wirklich alles an ihm. Es würde nie etwas geben, was mich davor abschrecken könnte, ihn zu lieben. Ich kicherte, als ich ihm über den kahlen Kopf fuhr.
„Das ist so ungewohnt." Connors synthetische Haut wurde plötzlich wieder von der menschlichen überzogen und dann sah er wieder so aus, wie immer.
„Du bist wie ein Zauberer. Du hast immer neue Tricks parat und überrascht mich damit immer wieder." Connor beugte sich zu mir runter.
„Dir soll ja nicht langweilig werden." Ich rollte mit den Augen.
„Komm setzt dich und iss, bevor es kalt wird."
Ich drehte mich zum Tisch und schaute auf den kleinen Stapel Pancakes.
„Du weißt, dass du dass nicht mehr für mich machen brauchst? Du kannst machen was du willst."
Connor schob mich zum Stuhl und ich setzte mich gezwungenermaßen hin.
„Genau, und ich will, dass du jetzt isst."
Connor setzte sich mir, so wie immer, gegenüber und betrachtete meine Wunde, die immer noch schmerzte, insbesondere wenn ich lächelte.
„Es verheilt gut."
Automatisch fuhr ich mit meinen Fingerspitzen darüber.
„Ja, nur nicht schnell genug. Dad wird morgen hier sein und ich habe keine Ahnung, wie ich ihm das erzählen soll."Ich seufzte und stocherte im Essen herum.
„Die Wahrheit." Sagte er ernst. Entsetzt sah ich ihn an.
„Wenn Dad davon Wind bekommt, wird er Jeremy und die anderen anzeigen und dann werden sie sicher ebenfalls zu Polizei gehen und melden, dass du sie angegriffen hast."
Ich senkte meinen Blick.
„Wenn sie das nicht schon längst getan haben." Murmelte ich.
Connor griff nach meiner Hand.
„Mach dir keine Sorgen. Freue dich lieber, dass dein Vater morgen nach Hause kommt. Darauf hast du doch die ganze Zeit hin gehofft."
Ich nickte.
Nachdem ich aufgegessen hatte, schaltete ich den Fernseher ein und prüfte die Nachrichtenkanäle.
Ich war ziemlich paranoid. Wenn sie über einen Angriff im Park berichten würden, wäre die Polizei schon längst hier gewesen. Ich zappte weiter und blieb auf einen Kanal hängen. Es wurde über einen Androiden berichtet, der gesucht wurde. Als seine Seriennummer bekannt gegeben wurde, war ich erleichtert.
„Das Detroit Police Apartment arbeitet zu Zeit an diesem Fall. Falls sie Hinweise auf den derzeitigen Aufenthaltsort, des Androiden haben, oder Jemanden kennen, der Informationen preisgeben kann, meldet sich bitte umgehend unter folgender Telefonnummer..."
Ich schüttelte mit dem Kopf. Sie hatten gar nicht gesagt, was dieser Android angestellt hatte. Vielleicht war er ja auch nicht böse? Schließlich war es Connor ja auch nicht.
Ich erschrak, als Connor mir plötzlich eine Hand auf die Schulter legte. Ich drehte mich um, und sah in ein entsetztes Gesicht.
„Was ist los Connor?" fragte ich besorgt.
Seine LED-Lampe blinkte immer wieder abwechselnd gelb und blau und ich hatte schon so eine Ahnung, dass er wieder diese Stimme gehört hatte.
„Elsie, ich kann mich an etwas erinnern."
Ich drehte mich zu ihm und wartete gespannt darauf, was er nun erzählen würde.
„Ich...ich glaube, dass ich bei der Polizei gearbeitet habe. Ich sehe Polizisten und einen Tatort. Der Täter ist zurückgekommen und hat uns aufgelauert."
Ich schluckte.
Connor und Polizist? Oh Wow.
Er blinzelte ein paar Mal, bevor er weiterredete.
„Ich habe mich umgedreht und... sah dass er auf Jemanden zielte. Ich rief, doch ich wusste, es würde zu spät sein, ehe er reagieren würde. Ich lief und warf mich auf den Mann, der mit aufgerissenen Augen dem Täter in die Augen sah. Dann höre ich Schüsse und...dann ist alles schwarz."
Wie gebannt saß ich da und wusste nicht, was ich nun sagen sollte.
„Du hast Jemandem das Leben gerettet. Das hört sich ganz nach dir an."
Ich wusste nicht, ob ich lächeln sollte. Deswegen ließ ich es einfach bleiben.
„Ist da noch mehr, was du weißt?" Er nickte langsam. „Ich kenne seinen Namen."
Mit großen Augen sah ich zu ihm hoch.
„Wer ist es?"
Connor sah mir direkt in die Augen und ich bekam eine Gänsehaut.
„Sein Name... ist Hank. Hank Anderson."
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