Kapitel 16

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„Wo wart ihr?”, fragte Feuerstern böse. Stille trat herein. Kaum waren Blattsee, Brommbeerkralle und Löwenpfote wieder im Lager angekommen, da wurden sie von Feuerstern gesichtet, der nun mit wütender Miene vor ihnen stand. „Wir...”, wollte Brommbeerkralle anfangen, doch stockte, er fand keine Ausrede. Da meldete sich Blattsee zu Wort. „Brommbeerkralle und Löwenpfote waren jagen gewesen. Löwenpfote brach zusammen und da ist Brommbeerkralle schnell ins Lager gekommen, um mich zu holen. Ich habe ihm wieder auf die Beine geholfen und nun sind wir zurück gekehrt.” Ohne auch nur mit der Wimper zu zucken, log sie ihren Vater an. „Und wo ist die Beute?”, fragte er misstrauisch. „Die haben sie leider nicht gefangen. Kurz vor der ersten Beute ist das passiert.” Feuerstern nickte langsam, er glaubte ihr. Innerlich atmete Löwenpfote auf. „Löwenpfote, geh in den Bau und ruh dich aus”, miaute Feuerstern, „Ich gebe deinem Mentor Bescheid, dass du heute nicht trainieren wirst.” Er drehte sich weg und suchte Aschenpelz. Löwenpfote nickte kurz und lief langsam in den Schülerbau. Dort angekommen legte er sich in sein Nest und machte die Augen zu. Da hörte er Distelpfote. „Löwenpfote? Was machst du denn hier? Warum trainiert du nicht?” Er schlug due Augen wieder auf und schaute sie an. „Mir geht es nicht gut. Beim jagen bin ich zusammengebrochen.” „Oh, dann gute Besserung”, miaute sie und als sie Farnpelz rufen hörte, lief sie davon. Jetzt hatte er wieder seine Ruhe.

Mit schmerzverzerrtem Gesicht biss Schattenpfote ihre Zähne zusammen und drehte sich. Sie lag im Heu und versuchte zu schlafen. Als es nichts brachte, schlug sie ihre Augen auf und setzte sich hin. Socke kam gerade in die Scheune und als er Schattenpfote sah, lief er schneller. „Ich habe dir doch gesagt bleib liegen und ruh dich aus!”,miaute er. „Das geht aber nicht! Es tut zu dolle weh. Ich halte das einfach nicht mehr aus!” „Es wird doch schon besser”, meldete sich Molly zu Wort. „Nein, wird es nicht”,brummte sie und versuchte die Spinnenweben von ihrer Schulter ab zu kriegen. Das trat dazu bei, dass sie noch mehr Schmerzen zugefügt bekam. Entkräftet ließ sie sich zurück ins Heu fallen, was noch mehr Schmerzen gab. Keuchend und schnaufend schloss sie wieder ihre Augen. Ihr Atem ging langsam und unregelmäßig, er wurde immer langsamer. Sie spürte ihren Herzschlag, der ebenfalls langsamer wurde. „Bleib lieber doch wach”, murmelte Socke und stuppste sie an. Sie machte entkäftet ihre Augen auf. „Es ist doch schlimmer geworden. Die Wunden haben sich entzündet und wir können ihr nicht mehr helfen. Mohnsamen und Spinnenweben sind aufgebraucht. Suchen können wir hier nicht, da wir nicht wissen wo.” Socke und Molly redeten am Ausgang der Scheune. Sie redeten leise, aber so laut, dass sie es hörte. Dann sei es so. Sie schaute noch ein letztes Mal zu Socke und Molly, dann legte sie sich hin und merkte, wie ihr Herzschlag immer langsamer wurde. Sie schloss ein letztes Mal ihre Augen und danach spürte sie nichts mehr. Ihr Weg auf Erden war an dieser Stelle vorbei.

Am nächsten Tag ging es Löwenpfote gleich viel besser. „Hallo, Löwenpfote, dir geht es ja wieder besser, wie ich sehe. Lust auf Patrouille? Wir sollten die Grenze kontrollieren.” Brommbeerkralle kam auf ihn zu. Hinter ihm war Eichhornschweif, Sandsturm mit Honigpfote. „Gerne!”, antwortete er und lief ihnen entgegen. Zusammen trotteten sie zum Ausgang. An der Grenze zum Schattenclan blieb Brommbeerkralle stehen. „Ich rieche Schattenclan Krieger auf unserem Territorium”, murmelte er und seine Nackenhaare sträubten sich. Löwenpfote prüfte die Luft. Er roch auch Schattenclan, aber schon ziemlich fade. „Hier waren welche, aber die müssten schon wieder weg sein”,sagte er. „Trotzdem werde ich das Feuerstern melden”,murrte er und fing an, die Grenze zu markieren. Die anderen Verteilten sich und setzten ebenfalls ihre Duftmarken.
Als sie mit der Grenze fertig waren, liefen sie zur Windclan Grenze. Gerade, als Löwenpfote seine Duftmarke setzten wollte, hörte er ein seltsames Geräusch. Er stand still da und lauschte. Da sah er einen Kater aus dem Gebüsch laufen. „Socke, was machst du hier? Das hier ist Donnerclan Territorium, wieso bist du so weit vom Pferdeort entfernt?” Löwenpfote schaute sich schnell um, er wollte nicht, dass Socke entdeckt wurde. „Es geht um Schattenpfote. Sie... Sie liegt im Sterben.” Löwenpfotes Augen weiteten sich und er bekam Tränen in die Augen. „Was? Nein, das kann nicht sein.” Er schaute sich nochmal um, dann rannte er in Richtung Pferdeort. Socke rannte ihm hinterher, aber nur mühsam.
„Da seid ihr ja”, miaute Molly, als sie ankamen. Sie stand am Eingang der Scheune. Löwenpfote nickte ihr nur kurz zu und tappste in die Scheune. Schattenpfote lag da, regte sich kaum, nur ihre Flanke hob sich leicht, doch es wurde immer langsamer. „Schattenpfote, Schattenpfote sag doch was. Bitte, lass mich nicht alleine. Ich... Ich liebe dich doch.” Kleine Tränen kullerten sein Gesicht hinab. Ängstlich schaute er auf seine ehemalige Baugefährtin. Ihre Flanke bewegte sich nicht mehr, auch ihr Atem hatte aufgehört. Löwenpfote legte sich neben sie. Pelz an Pelz lagen sie nun da. „Ich bleibe ein bisschen hier”, murmelte er zu Molly und Socke, dann schloss er die Augen und vergrub sein Gesicht in Schattenpfotes Fell.

Warrior Cats - Schattenpfotes Gabe FFWo Geschichten leben. Entdecke jetzt