Aufsatz a la Pharao

I

Seit Stunden saß ich nun in meinem Zimmer und durchstöberte ein Buch nach den anderen. Doch irgendwie wollte es nicht so klappen, wie es sollte.
Ich, Pia, 21, kann keinen vernünftigen Aufsatz für mein Geschichtsstudium verfassen.
Warum ist das alte Ägypten auch noch so unerforscht?
Ich dachte, es wird einfach über dieses Thema ein 20 Seiten Aufsatz zu schreiben, aber da hab ich mich wohl tief geschnitten.
Sehr tief.
Ich las gerade das nächste Buch, als es plötzlich an der Tür klopfte.
„Hey, suchst du immer noch nach Antworten?" fragte Nick, mein Mitbewohner.
„Ja, leider." gab ich niedergeschlagen zu.
„Über welchen Pharao schreibst du nun?" fragte er neugierig.
„Keine Ahnung. Am berühmtesten sind Tutanchamun und Kleopatra. Wahrscheinlich einer von denen. Aber da weiß man auch alles. Also bringt mir das auch nichts. Gott, hasse ich diesen Scheiß jetzt schon."

Pia durchforstete schon seit ungeschlagenen 4 Tagen nach einem gut geeigneten Pharao für ihren Aufsatz. Generell sollte sie über das alte Ägypten schreiben, was sie auch am meisten interessierte, doch fand sie teils nur Fakten, die jeder kannte. Und das nervte sie tierisch.
Sie wünschte sich am liebsten einen Pharao herbei um ihn jedes einzelne Detail auszufragen.
Doch das wird es wohl nie geben.
Sie hatte vor, am nächsten Morgen ins Internet zu gehen und dort nochmal ein paar Stunden zu verbringen und versuchen etwas rauszufinden.
Aber sie sah jetzt schon keinen Erfolg darin.

„Wie wär es, wenn wir morgen ins Museum gehen und danach wieder in die Bibliothek. Vielleicht haben wir bzw du dann mehr Erfolg." meinte Nick hoffnungsvoll.
„Ach Nick, vergiss es. Du musst dich doch nicht mit einmischen. Die Suppe muss ich auslöffeln, nicht du. Und am liebsten würde ich gerade alles rückgängig machen. Ich verfluche Herrn Bianason für diesen blöden Aufsatz!" meckerte ich und warf dabei meine Notizen durch den Raum.
„Hey, beruhig dich. Ich helfe dir gern. Wirklich."
„Du willst doch nur bei Lilli einen guten Eindruck machen." lachte ich.
„Womöglich. Und jetzt, schließe für heute mit dem Thema ab und schlaf erstmal eine Runde und morgen sieht die Welt ganz anders aus." zwinkerte Nick.
„Ja, Papa, mach ich." lachte ich und ging ins Bad.

Nach dem Duschen, machte sich Pia einen Zopf und putze sich Zähne, währenddessen ging ihr Aufsatz ihr immer noch durch den Kopf.
Sie konnte und wollte nicht aufhören, darüber nachzudenken.
Immerhin ist das ihre letzte Möglichkeit ihr Studium zu bestehen, da es ihre Abschlussarbeit ist.
Doch wie soll sie es schaffen, diesen perfekt abzugeben, wenn sie jetzt schon daran verzweifelt?
Von Gedanken gequält, stieg sie ins Bett und fiel in einen tiefen Schlaf.
Sie träumte vom alten Ägypten, wie sie dort als Dienstmagd für einen jungen Pharao arbeitet.
Am nächsten Morgen, klingelte ihr Wecker. Pia quälte sich aus dem Bett, ging ins Bad um sich fertig zu machen und ging daraufhin in die Küche, wo Nick schon den Kaffee bereit gestellt hatte.
Nachdem sie das flüssige Gold ausgetrunken hatte, ging sie eine Runde Joggen, wie jeden Morgen.
Sie wollte unbedingt fitter werden.
Nachdem Joggen sprang sie kurz in die Dusche, schminkte sich anschließend und ging mit Nick ins Museum.
Ohne groß Zeit zu verschwenden, gingen sie in die Ägypten-Abteilung.
Es hatte sich nicht verändert. Wie sollte sie hier also irgendwelche Antworten finden?

„Das hat doch alles keinen Sinn." meckerte ich.
„Wir waren doch nur eine Stunde hier."
„Ja, dass war eine zu viel!"
„Weißt du was? Mir reicht's. Mach deine Scheiße alleine! Ich wollte nur helfen und werde permanent angezickt. Komm vergiss es." sprang Nick wütend auf und ging.
„Nick, es tut mir leid! So war das nicht gemeint." murmelte ich vor mich hin.

Pia saß noch eine Stunde, ging aber dann. Sie machte sich auf den Weg zur WG. Sie wollte keinen Streit mit Nick. Sie hasste Streit und zwar abgrundtief.
Sie schloss die Tür auf und rief nach Nick, doch keine Antwort kam. War er wirklich so genervt?
Ok, ihr Verhalten war definitiv mehr als übertrieben, aber sie wollte einfach nur perfekt sein.
Als sie in die Küche ging, fand sie einen Zettel:
Treff dich heute mit mir um 22 Uhr am Naturkunde Museum!
Dort werde ich mit meinem Vater auf dich warten.
Nick :)
P.S.: Ich bin dir schon längst nicht mehr sauer. Dafür hab ich die beste Idee für deinen Aufsatz.

Pia war erleichtert.
Doch was wollte Nick dort um die Zeit? Das Museum hat doch da schon seit mindestens drei Stunden zu.
Sein Vater ist doch Nachtwächter, aber warum soll sie um diese Zeit ins Museum?
Was hatte Nick vor?
Fragen über Fragen, die Pia nicht beantworten kann.
Es wurde langsam Zeit loszugehen.
Sie nahm ihre Notizen und ihr Notizbuch und machte sich auf den Weg.
Doch eine Frage blieb ihr die ganze Zeit im Gedächtnis:
Was wird sie erwarten?