VIII

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Pia wollte nur noch nach Hause. Ihr war heute alles zu viel.
Erst das mit Ahks Bruder, dann die Aufklärung über den Tod ihrer Eltern.

Sie sprach auch nicht mehr wirklich, Ahk nahm sie in den Arm. Er wollte für sie da sein, er wollte stark für sie sein. Doch konnte er es verstehen, dass sie keine Kraft mehr für alles hatte.
Die ganze Vergangenheit komplett neu erklärt zu bekommen, alte Narben aufgerissen zu bekommen, musste die Hölle für sie sein.

"Ich will ja diese Situation nicht noch mehr zerstören, aber es geht gleich die Sonne auf." warnte Larry vor.
"Aber was machen wir mit den ganzen Museumsbewohnern?" fragte ich entsetzt.
"Keine Sorge, ich habe mit dem Museumsdirektor gesprochen und wir dürfen unsere Ausstellungsstücke morgen Abend mitnehmen. Also quasi eine Ein-Tag-Attraktion ab heute Morgen bis zum Abend."
"Okay, aber da müssen wir jetzt alle auf Position bringen." beschloss Nick.

Gesagt, Getan. Larry, Pia und Nick brauchten diese eine Stunde bevor Sonnenaufgang komplett um alles so zu positionieren, wie es mit dem Direktor abgesprochen war.
Pia und Nick meldeten sich heute krank in der Uni und beide mit der Begründung etwas Falsches gegessen zu haben. Klang ja an sich logisch, da beide zusammen wohnten.
Als Larry, Pia und Nick so den Tag in London verbrachten, fiel Pia ein, dass sie bis morgen den Aufsatz abgeben musste.

"Ich muss morgen den gottverdammten Aufsatz abgeben und ich habe keine Materialien hier! Was soll ich jetzt nur tun?" bemerkte ich.
"Dann sieht es sehr danach aus, dass du die Nacht durchmachen musst. Oder wolltest du die Nacht mit deinem Ahkmenrah verbringen?" spaßte Nick und wackelte am Ende des Satzes mit den Augenbrauen.
Ich schaute ihn nur entsetzt an.
"Komm gib es zu, du bist in Ahk mehr als verknallt. Du verbringst die Nächte im Museum nur mit ihm. Schmachtest ihn ja förmlich an! Aber eins muss ich dir ehrlich sagen..." sprach Nick weiter.
"Was?" fragte ich geschockt.
"Dieser Altersunterschied! Zwischen euch liegen 4000 Jahre! Meinst du nicht, dass er ein wenig zu alt ist?"
"Nick, dein Ernst? Ahk und ich? Nie im Leben! Wir sind nur Freunde und werden es auch bleiben. Ich meine, es würde eh nicht funktionieren. Er ist unsterblich, ältert nie und ich bin ein Mensch. Ich werde älter und grau und irgendwann sterbe ich. Ich bin auch nicht vom königlichen Blut. Und kenne mich mit seiner Kultur nicht aus, außer das was man in den Büchern lesen kann."
"Also würdest du eine Beziehung und eine Liebe zu ihn nicht verneinen?" fragte Nick.

Larry sah nur geschockt zu beiden. Pia ist verliebt.
In Ahkmenrah.
Einem über 4000 Jahre alten Pharao.
Der nie ältert und sie schon.
Es wäre eine Nachtbeziehung.
Eine Beziehung, die man nie öffentlich machen dürfte.
Weil er eine Mumie ist, die wie ein Vampir jede Nacht zum Leben erwacht.
Irgendwann werden alle Bekannten von Pia fragen, nach einem Partner. Nach Nachwuchs. Nach allem.
Wie sollte sie es je schaffen?

"Würdest du es wagen mit Ahk eine Beziehung einzugehen?" fragte Larry mich.
"Ja, nein. Jein? Was soll er dann an mir finden? Einem älter werdenden Menschen, der nicht mal königliches Blut besitzt."
"Du klingst fast wie Aragorn aus Herr der Ringe, der dachte, er sei Arwen nicht würdig! Und auch die beiden hatten eine funktionierende Beziehung. Sie war die ewig Schöne und nie Sterbende und er war der immer älter werdende Mensch, der bald auch seinem Ende entgegen sehen musste."
"Nur bin ich nicht Aragorn, sondern ein für immer verlorener Legolas! In eine Person verliebt, die man nie bekommen könne und alleine sterbend."
"Was ist mit der immer positiven Pia passiert?" stellte Nick fest.

Pia zuckte mit den Schultern. Weder ist sie Bella noch Aragorn und hat somit kein Happy End in ihrer Situation.
Ahkmenrah könnte nie eine Arwen oder ein Edward sein.
Es würde immer der Altersunterschied eine Rolle spielen oder der Fakt, dass sie irgendwann nichts mehr, außer einer schmerzenden Wirbelsäule besitzt und an dieser sterben würde ...
All diese Filme sind nur Hirngespinste, die sich Regisseure ausdenken und für Teenager eine Fantasiewelt auslösen, die diese jungen Mädchen nur in völlige Depressionen bringen würden, weil es komplett falsche Werte vermittelt.
Aber eigentlich ist sie kein Elb. Sie kann sich diese Liebe zu diesen Pharao abgewöhnen oder gar unterdrücken und einen Partner finden, der ihren Leben entspricht.

Und ab dieser  Sekunde war das ihr Plan. Die Liebe zu den Pharao vergessen und einen Menschen finden für ihr späteres Leben.
Koste es, was es wolle...

Sie durfte diese Liebe nicht größer werden lassen. Es sollte nur ein Keim bleiben, der im Schatten eingeht, wie eine Lotusblume im Schatten mit völliger Trockenheit...

Aufsatz a la Pharao Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt