Anne holte uns an der selben Stelle ab, an der sie uns auch absetzte. Die Fahrt über verlief ruhig und seit dem letzten Gespräch über Freundschaft, sagte Harry nicht ein Wort zu mir. Er verhielt sich kindisch, meiner Meinung nach. Ich weiß zwar immer noch nicht genau wie alt er ist, dennoch bin ich mir sicher, dass er älter ist. Aber wie kommt es dann, dass ich die reifere von uns beiden bin? Zumindest in der Hinsicht. Das wird sicherlich für mich anstrengend mit ihm zwei Wochen in Miami auszuhalten..
Ich merkte wie das Auto parkte und ich sah unser Haus. Das Haus, welches sich für mich noch nicht so ganz vertraut anfühlte. In diesem Augenblick fiel mir meine Mutter ein. Ich bemerkte ein Stechen in meiner Brust, als ich daran dachte, wie es ihr wohl gehen muss. Ich weiß, dass ich böse Dinge zu ihr gesagt habe, aber sie war auch nicht gerade unschuldig. In diesem Haus habe ich mich immer wohl gefühlt, abgesehen wenn meine Eltern sich stritten.
Ich stieg aus dem Auto aus und wartete keine Sekunde auf die anderen. Ich lief zur Haustür zu und wollte so schnell wie möglich in mein Zimmer. Mein Vater stand an der Haustür und wartete darauf, dass wir gemeinsam wie eine Familie in das Haus gingen und ihn mit voller Liebe begrüßten. Doch ich ging diesen Vorstellungen nicht nach sondern rannte an ihm vorbei, um schnell wie möglich in mein Zimmer zu gelangen. Ich fühlte wie all meine Sorgen und all mein Schmerz mir wieder hochkam. Ich habe meine Mutter verlassen. Ich habe sie alleine gelassen nur um mit meinem Vater zu der Frau zu ziehen, weswegen sich die beiden trennten. Ich habe meine Freunde zurück gelassen und zugleich auch meine große Liebe Jake. Zu diesem Zeitpunkt wäre ich eigentlich in einer Beziehung mit ihm, wenn ich nicht hierher gezogen wäre.
Ich ließ mich auf das Bett fallen und fing anschließend an zu weinen. All meine Emotionen, die ich die Zeit über gut verdrängt hatte übernahmen mich. Ich hatte keine Kontrolle mehr über diese und ließ ihnen den freien Lauf.
Ich werde mit Anne und ihrem idiotischen Sohn in den Urlaub fliegen. Dorthin, wo wir all die Jahre mit meiner Mutter verbracht haben, im selben Haus und am selben Strand. Ich fühlte mich, als wäre ich nun diejenige die meine Mum betrügen würde. Es fühlt sich so falsch an.Ich hörte, wie meine Tür sich öffnete und sofort gewann diese meine Aufmerksamkeit. Harry stand am Türrahmen und sah mich an.
"Was ist los?" fragte er mich und weder seine Stimme noch sein Blick trug auch nur annähernd Mitleid mit sich.
"Nichts, Harry. Geh bitte raus." antwortete ich daraufhin und versuchte so gut wie möglich mein Gesicht zu verstecken.
"Meine Mum hat mir gesagt ich soll nach dir sehen. Also sag schon, was ist los?" fragte er mich erneut mit der selben Stimmlage.
"Ich will nicht reden! Also verschwinde einfach!" ich wurde lauter. Das ist nicht üblich für mich. Dennoch war ich in diesem Moment sauer, wie eiskalt Harry mit mir sprach. Denn so sollte man nicht mit einem weinenden Mädchen sprechen.
Ich hörte nur noch wie die Tür sich schloss. Es schien mir, als hätte er auf mich gehört und wäre gegangen. Doch im nächsten Moment hörte ich seine Schritte und spürte anschließend, wie er sich auf mein Bett setzt.
"Sprich mit mir." sagte er leise, sodass man ihn kaum verstehen konnte.
Plötzlich spürte ich seine Hand an meiner Schulter. Dies erschrak mich und ich zuckte zusammen. Ich war Berührungen von Harry nicht gewohnt und um ehrlich zu sein, wollte ich mich daran gar nicht erst gewöhnen.
Er sah mich nun mit einem anderen Blick an. Ich konnte etwas erkennen, das ich so noch nicht von ihm kannte. War es Mitleid? War es Hoffnung?
Dieser Blick brachte mich dazu zu sprechen. Ich wusste nicht wieso, aber ich tat es."Ich will nicht mehr hier sein Harry." sprach ich hoffnungslos. "Ich kann das nicht. Ich fühle mich schlecht."
Seine Augen waren voll und ganz auf mich gerichtet. Er hörte mir zu. Ich kam mir ein wenig blöd dabei vor, da ich Harry gar nicht wirklich kenne. Trotzdem fühlte es sich gut an, darüber zu sprechen.
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Stepbrother Styles
FanfictionDas Leben kann manchmal schrecklich sein. Es kann sich von der einen auf die andere Sekunde um 180º wenden. Gerade war dein Leben noch perfekt. Du hast viele Freunde, dein Verhältnis zu deinen Eltern ist gut und du bist glücklich verliebt. Doch in...