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"Tyler?" Leise tapse ich, eingewickelt in mein Handtuch, ins Wohnzimmer.
Er schaut verwundert auf.
"Allysa, was ist los?" Wankend laufe ich zum Sofa.
"Kannst du mich in Arm nehmen?" Ich fühle mich wie ein kleines Kind, doch es ist genau der Wunsch, der in meinem Kopf herumschwirrt.
"Komm her, Süße." Tyler legt seinen Laptop neben sich und zieht mich in seinen Arm. Er hat sich immer noch kein T-Shirt angezogen, doch das stört mich nicht weiter. Mir fällt gerade zum ersten Mal auf wie makellos ud  kräftig sein Oberkörper doch ist. Mit meinem Zeigefinger male ich die Konturen nach, während mein pochender Kopf an seiner Schulter lehnt. 
"Danke", flüstere ich leise.
"Wofür?" Beim Sprechen vibriert sein Kehlkopf, was ich äußert süß finde.
"Dass du meinen Kopf repariert hast!" Seufzend schließe ich die Augen. Ich atme seinen Duft ein und versuche darauf zu achten meinen Beustkorb beim Atmen zu heben, sobald sich seiner hebt.
"Allysa?" Enttäuscht komme ich zurück ins Leben.
"Mmh?"
"Mach deine Augen bitte wieder auf!" Verstört schlage ich meine Augen auf. "Ich liebe es in das sanfte grün hineinblicken zu können." Ich spüre wie sich meine Wangen rosa verfärben. "Und noch mehr liebe ich es wenn deine Augen zusammen mit deinen rosa Wangen um die Wette strahlen." Ich muss grinsen. "Und dein Lächeln passt noch besser dazu!" Jetzt fängt auch Tyler an zu grinsen.
Ehe ich bemerkt hab, dass er sich vor mein Gesicht beugt befinden sich auch schon seine Lippen auf meinen. Unsere Lippen verschmelzen zu einem Kuss. "Ich kann das nicht", wimmert er, zieht mich weiter auf seinen Schoß, wobei mein gewickeltes Handtuch leider ein bisschen stört, ich wuschel ihm durch seine honigfarbenden Haare und unser Kuss wird immer wilder.

"Hallöchen! Wir sind wieder da! He, nicht Jason ..." abrupt hebt mich Tyler von seinem Schoß runter. Er wischt sich mit dem Handrücken über den Mund und ich ziehe mein Handtuch ein bisschen enger. "Oh ... ähm, hey, wie geht's?" Emily und Jason stehen im Eingang.
"He, Junge! Wie schön dass ihr euch endlich gefunden habt! Ach, duschen wart ihr wohl auch schon zusammen?" Jason deutet auf mein Handtuch und mir wird heiß und kalt zugleich. Wie das wohl für die beiden aussehen muss?
"Nein, äh ... es ist nicht so, wie es aussieht ... ich ähh", Tyler stottert vergeblich herum und sucht hilfesuchend meinen Blick.
"Ich bin im Bad ausgerutscht und Tyler hat mich gerettet. Beim Verarzten hier auf dem Sofa kamen wir uns wohl ein bisschen zu nah, was Tyler?" Ich versuche ein gefälschtes Lachen hervorzubringen, doch es klingt nicht wirklich echt.
"Ach, alles gut! Ist doch schön. Ich finde ja schon lange ihr solltet zusammenkommen!" Emily schenkt mir ein fröhliches Grinsen, klopft Tyler auf die Schulter und macht sich dann in der Küche zu schaffen.

Verwirrt und vorsichtig stehe ich auf und gehe in mein Zimmer. Sicherheitshalber schließe ich die Tür ab. Dann lege ich mein Handtuch aufs Bett und gehe zum Kleiderschrank. Ich sollte auf jeden Fall mit Tyler über den Kuss sprechen. Wahrscheinlich ist das einfach nur ein großes Missverständnis gewesen. Vielleicht sind unsere Köpfe einfach zu nah gewesen und dann haben wir beide Sehnsucht verspürt. Ein Teil von mir möchte das aber nicht wahr haben, das spüre ich in mir. Beim Gedanken an unseren Kuss wird mir ganz warm.
Es klopft an der Tür.
"Allysa ich bins. Bitte mach mal einmal auf", Emily versucht vergeblich die Tür zu öffnen. Ich laufe hin und schließe auf.
"Tyler ist weg", sie sagt es in so einem beiläufigen Unterton, als wäre es das normalste der Welt.
"Wie weg?" Doch sie zuckt nur die Schultern.
"Er ist mit Tränen in den Augen davongestürmt. Ich will dir ja keine Angst ..."
"Hat er gesagt wohin er gegangen ist?" unterbreche ich sie. Doch sie schüttelt nur den Kopf.
"Vielleicht solltest du nach ihm sehen, jetzt wo ihr zusammen ..."
"Wir sind nicht zusammen, Emily!" Ich stürme aus meinem Zimmer zur Wohnungstür. Am besten schaue ich auf der Terrasse nach. Von dort oben hat man einen super Ausblick über New York und viel Zeit und Luft zum Nachdenken.
Ich rase die Treppe rauf und komme vor der Glastür zu unserem Part der Terrasse stehen. Ich sehe ihn. Tyler lehnt am Geländer. Den Kopf aufgestützt starrt er ins Leere. Vorsichtig betrete ich die Terrasse und gehe auf ihn zu.
"Tyler?" Er dreht sich um und wischt sich eilig Tränen aus den Augenwinkeln. "Ich muss mit dir reden."
"Ich auch mit dir. Ich wollte bloß warten bis ich mich ein wenig beruhigt habe." Damit habe ich ja jetzt nicht gerechnet.
"Du zuerst", ich stütze mich neben ihn ans Geländer. Er nickt stumm und fährt sich seufzend durch sie Haare.
"Als ich von LA hierherkam war ich anders. Ich war ein verwöhntes Arschloch und ein richtiger Badboy. Ich hätte nie gedacht dass mich Freunde so derart verändern können. Du kannst Jason fragen. Er hat miterlebt wie ich aus meiner Krise Stück für Stück mühsam rausgekrochen kam. Ihr habt mich immer aufgebaut, ihr seid mein Zuhause, aber ich kann nicht mit dir zusammen sein. Ich würde dich verletzten. Ich glaube nicht, dass ich mich auf eine richtige Beziehung einlassen kann. Das bin nicht ich.
Ich liebe dich, Allysa, aber auf freundschaftliche Weise. Es tut mir leid, ich hätte dich nicht so küssen dürfen." Mir rollt eine Träne über meine Wange. Ich hab ihn lange nicht mehr so emotional erlebt. Schwer schluckend gehe ich auf ihn zu und nehme ihn in Arm.
"Es ist okay. Ich wollte es dir auch sagen. Ich kann nicht mit meinem besten Freund zusammen sein." Doch mein Herz schreit tief in mir. Hör auf zu Lügen! Tyler nickt verständlich, drückt mir einen Kuss auf die Stirn und wendet sich dann zum Gehen.

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