eleven

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"Entschuldigen Sie die frühe Stunde. Wir haben einen Spender für Tyler gefunden!" Plötzlich bin ich hellwach.

"Das ist ja ... das ist ja super! Oh mein Gott! Wann ist es soweit?" Mein Herz rast.
"Morgen Nachmittag findet die Transplantation statt. Bis dahin müssen wir uns noch geduldigen. Tyler befindet sich zwar im Koma, aber das ist kein Problem."

Zum ersten Mal wieder ein Lichtblick.

"Wissen seine Eltern schon Bescheid?" Ich stehe auf und laufe hinüber zum Schrank.
"Ja, die sind bereits hier. Also wenn Sie möchten, können Sie vorbei kommen."
Ich bedanke mich nich schnell und lege auf. Es ist großartig! Schnell schlüpfe ich in eine schwarze Shorts und ein weißes T-Shirt und laufe raus ins Wohnzimmer. Mom sitzt auf dem Sofa, auf ihrem Schoß mein Laptop. Sie hört mich und dreht sich um.

"Oh ... guten Morgen Allysa. Wie geht es dir?"
"Ich bin okay. Danke. Was machst du da?" Ich deute mit dem Kinn auf meinen Laptop und mache mir einen Tee in der Küche.

"Ach so. Ich äh ... ich wollte dich nicht wecken. Ich recherchiere nur was."
"Mom, sie haben einen Spender gefunden!" Vorsichtig gieße ich das heiße Wasser ein. Meine Mutter nickt wissend.

"Ich weiß", sagt sie nur und vertieft sich wieder in ihre Recherche. Langsam laufe ich um die Theke herum und schaue ihr über die Schulter.

Leben mit einer Niere - was dürfen Sie und was auf keinen Fall? Was bedeutet das? Sie ist so vertieft, dass sie mich gar nicht bemerkt, als sie auf den anderen geöffneten Tab klickt.
Organspendeausweise anfertigen lassen.

"Ich muss los. Wir sehen uns im Krankenhaus." Sie klappt den Laptop zu und steht auf. Völlig verdattert warte ich darauf dass sie mich bemerkt.
"Mom? Was bedeutet das? Leben mit einer Niere und Organspendeausweise? Du verheimlicht mir doch was!"
Wütend starre ich sie an, doch sie lächelt nur.
"Ich werde Tyler eine Niere von mir spenden", mir bleibt die Luft weg als sie das sagt. Vorsichtshalber setze ich mich aufs Sofa.

"Was?"
"Hör zu. Ich kann nicht mitansehen wenn er stirbt. Du würdest unendlich traurig sein. Du würdest an Kummer nach und nach sterben. Ich sehe wie verliebt du bist", ich schneide ihr das Wort an.

"Aber Mom! Das ist gefährlich!" Sie schüttelt den Kopf.
"Lass mich ausreden. Ohne Tyler könntest du nicht leben. Ohne dich kann ich nicht leben. Ohne eine Niere kann ich aber leben. Ich bin Ende vierzig. Die Chancen dass alles gut geht sind mehr als hoch. Ich möchte euch und vor allem Tyler helfen!"
Mir kullern Tränen über die Wangen.
"Oh Gott. Mom! Du bist unglaublich. Danke" weinend falle ich ihr in den Arm. Müde lächelt sie mich an.

"Ich habe jetzt gleich einen Termin um den Ausweis anfertigen zu lassen. Morgen werden wir operiert. Würdest du mich ins Krankenhaus begleiten?"

"Natürlich! Ich packe eben ein paar Sachen zusammen, dann kannst du von mir eine Zahnbürtse mitnehmen und was man alles braucht."

Während ich dabei bin alles zusammenzupacken gehen die Gefühle mit mir durch. Ich fange laut an zu schluchzen, lächle aber gleichzeitig. Jetzt muss nur noch die OP gut gehen und natürlich muss Tyler wieder aufwachen. Dann wird alles wieder gut werden. Hoffentlich.

Am nächsten Tag sitze ich auf einem der Wartestühle vor den OP-Säälen. Meinen Kopf in meine Hände gestützt warte ich auf ein Zeichen von Mom und Tyler. Als ich gerade dabei bin mir einen Kaffe am Automaten zu kaufen höre ich Schritte auf mich zukommen. Es sind Tylers Eltern.

"Allysa! Hallo. Hast du schon was gehört?" Tylers Mom kommt auf mich zu und nimmt mich in den Arm.
"Nein, noch gar nichts. Ich warte hier bestimmt schon seit zwei Stunden, doch ..." die Tür zu den OP Räumen öffnet sich und eine junge Ärztin mit blonden Haaren und grünem Kittel tritt heraus.

"Sind Sie die Freundin von Tyler?" Stumm nicke ich und schaue sie an.
"Ihrer Mutter geht es soweit gut. Sie befindet sich in einem sicheren Zustand, allerdings schläft sie noch. Tyler ... Na ja, sein Zustand ist unverändert schlecht. Wenn sich in den nächsten Stunden nichts tut werden wir davon ausgehen müssen dass er es nicht schafft. Es tut uns leid. Die Niere muss angenommen werden und danach sieht es nicht aus."

Ein schwaches Lächeln ist alles an Emotionen was ihr auf dem Gesicht erscheint. Neben mir höre ich Tylers Mom aufzuschluchzen. Auch ich fange wieder an zu weinen.

"Sie müssen ihn gesund machen! Ohne ihn schaffe ich das alles nicht!" Weinend lasse ich mich in den Stuhl sinken und schließe meine Augen.














Ein neues Kapitel. Ich finde ziemlich kurz ... wie findet ihr es? Anmerkungen? Kommentare? LG🍍

Your heartbeat #WaveAward2019Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt