Die Deva und ihr Preis

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Letztlich hieß es warten, für die beiden, bis sich die Lage wieder beruhigt hatte, doch das konnte wer weiß wie lange dauern. Und Annikas Finanzen waren ebenfalls begrenzt. Vor allem, wenn sie weiterhin Sebastians Schokolade kaufte.

Aus diesen Grund, stellte Bernie den beiden La Llorona vor. Sie war diejenige gewesen, welche Aufträge an die Deva der Budike weiterleitete und dafür sorgte, dass alle ihre gerechte Bezahlung bekamen. La Llorona wusste bestens Bescheid über die vielen Aufträge, die sich in ihren Büchern befanden und niemand konnte sie für dumm verkaufen.

Als Annika versuchte einen höheren Preis heraus zu schlagen, als angegeben war, bekam sie von der Frau im mittleren Alter einen derart scharfen Blick zu geworfen, dass sogarMic anfing leise zu klappern.

„Ich hoffe, damit ist die Sache ein für alle mal geklärt. 3000. Mehr gibt es nicht." Ihre Stimme hatte einen leichten südländischen Akzent und verstärkte damit das Bild ihrer mythologischen Abstammung noch weiter.
„Ist ja gut.", sagte Annika und winkte geschlagen ab.

„Das Meer der Lichter ist ein Ort, an dem die schlimmsten Typen hausen. Seid vorsichtig, wenn ihr dorthin geht.", gab die ältere Dame noch als Warnung, ehe sie einen großen Stempel auf den Auftrag haute und das Buch zu schlug. „Viel Glück."


Das Meer der Lichter hatte seinen Namen von einem üblen Scherz erhalten. Ist es doch einer größten Umschlagplätze für illegales Neon und Glimmer. Die Dealer und Junkies bildeten den größten Teil der örtlichen Bevölkerung und dementsprechend verdreckt und stinkend war das Meer der Lichter auch.

Schon als Annika und Daniel die U-Bahn verlassen hatten, stach ihnen sofort ein beißender Uringeruch in die Nasen. Die beiden Übernatürlichen machten, dass sie so schnell wie möglich die Haltestelle verließen. An der Oberfläche angekommen, roch es zwar auch nicht besser, aber der Wind machte doch einen Unterschied. Entweder das oder ihre Nasen hatten bereits Selbstmord begangen.

Das Meer der Lichter verband mehrere Straßen und Blocks miteinander. Hier jemanden oder etwas zu finden, war fast unmöglich. Fast. Annika nutzte Mics Kräfte, genauer gesagt seine Augen und Einblick auf die Seelen, welche diesen Ort bevölkerten. Menschen waren für sie nun leuchtende Umrisse, mehr Schemen, als echte Gestalt. Seine Augen besaßen außerdem einen weiteren, für ihre Arbeit, praktischen Nebeneffekt. Solange sie das Bild in etwa vor Augen hatte, konnte Annika jeden Gegenstand oder Dingelchen erkennen, was für sie von besonderem Interesse sein würde. Noch aus der Zeit, vor dem Fall und dem Schlaf, stahl der Gott der Unterwelt den Spiegel seines Bruders. Wohl um mit diesem in die Welt der Menschen zu schauen, um letztlich eine sterbliche Gespielin ausfindig zu machen. 

Während sein Bruder danach suchte, traf er auf Mictlancihuatl, Mictlantecuthlis Ehefrau und er erzählte ihr von seinem Verlust. Sie half ihm dabei, seinen Spiegel zu suchen und es dauerte nicht lang, da fand sie diesen bei ihrem Gatten, auf ihm das Abbild einer schönen jungen Frau. Mictlancihuatl verstand sofort was vor sich ging und stellte ihren Mann zur Rede. Ertappt, ging dieser demütigt auf die Knie und flehte um Vergebung. Seine Frau, normalerweise nicht rachsüchtig, unterrichtete seinen Bruder von diesem Frevel und der Strafe die darauf folgen sollte. Miclantecuthli sollte den Blick des Spiegels bekommen, doch durfte er die Unterwelt nie mehr verlassen. Er sollte sehen, sollte verlangen und doch niemals das bekommen, wonach er sich so sehr verzehrte.  

"Wow. Was für eine Geschichte. Deine Frau muss ziemlich wütend auf dich gewesen sein." , sagte Daniel und richtete sich die Kapuze seines Hoodies zurecht. Im Laufe der letzten zwei Tage hatten sie für den Jungen weniger unauffälliger Kleidung gekauft und nun sah er aus, wie ein gewöhnlicher Bürger, welcher in den Konzerngebieten lebte. Wäre da nicht die Frau an seiner Seite, die mit leuchtend grünen Augen starr und finster in die Gegend blickte. Doch selbst das fiel hier nicht wirklich auf. Für die meisten war sie einfach nur jemand, der gerade eine Dosis Neon inhaliert hatte. Annika lächelte grimmig und erwiderte mit kratzigerer Stimme, "Du hast ja keine Ahnung, Kleiner. Ich hab Cihuatl niemals wieder so wütend erlebt, wie an diesem Tag." Und damit zog sich Mic, in Erinnerungen versunken, in die junge Frau zurück.

Götter des Neon #Mirroraward18Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt