Die Budike und Pierogi

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Die Budike. Ein alter Berliner Begriff, welchen einen Krämerladen oder einen Kiosk bezeichnete, der vieles verkaufte. Auch Viktualienkeller genannt, hat dieser Begriff eine Tradition, welchen Bernhard Rubinstein, seines Zeichens der Budiker, also der Besitzer, unbedingt bewahren wollte. Als die Götter einst erwachten und sich mehr und mehr herauskristallisierte, wie die Welt sie behandeln würde, hat er diesen Ort gegründet. Aus einem Laden mit Schlafplatz ist in den vergangenen zwei Jahrzehnten eine Stadt unter der Stadt geworden. Mit vielen Einkaufs- und Schlafmöglichkeiten und vor allem mit dem Versprechen, dass sich die Deva hier frei und ohne Angst bewegen konnten. Die Budike wurde zu einem Hafen für all jene, die mit den Konzernen nichts zu tun haben wollten oder aber vor ihrer Vernichtung geflohen waren. Von außen war es nicht mehr als ein umfassender Wellblechzaun, welcher die neugierigen Blicke fernhielt und den Eindruck einer Obdachlosensiedlung machte. Doch im Innern war die Budike vollkommen autark und konnte sich, dank der tatkräftigen Unterstützung von Frühlings- und Fruchtbarkeitsgöttern, allein versorgen. Götter der Bäume und des Steins sorgten für genügend Baumaterialien, während Götter von Sturm und Feuer, für Elektrizität und Wärme sorgten. Natürlich basierte alles auf freiwilliger Basis und niemand wurde gezwungen, seine Kräfte einzusetzen. Es war lediglich der grenzenlosen Dankbarkeit von vielen zu verdanken, dass alles so reibungslos lief.

Obwohl er der Budiker war und damit eine Art Bürgermeister, wohnte Bernie noch immer in seinem bescheidenden Laden und bot auch noch immer Schlafplätze in seinen Gästezimmern an. Es war nicht viel, aber es gehörte ihm. Er schenkte seinen Gästen eine warme Tasse Tee ein und reichte dabei ein Teller voll Gebäck. Als sich alle gesetzt und getrunken und gegessen hatten, fragte der ältere Mann, „Also?Was führt euch hierher?" Annika und Miclantecuhtli erklärten die derzeitige Situation und Bernhard hörte ihnen währenddessen aufmerksam zu. Derweil spielte Daniel mit Kaldr und wurde mehr als einmal von dem großen Wolf umgeschubst und abgeleckt.

Als sie mit ihren Ausführungen fertig waren, nickte Bernie und sprach, „Eine interessante Geschichte. Mehr noch, da sich eure ursprünglichen Pläne anscheinend radikal geändert haben." Er blickte kurz zu Daniel und richtete dann abermals seine Aufmerksamkeit auf die beiden vor sich. „Nun wundert es mich auch nicht mehr, warum Kaldr so reagiert hat. Habt ihr eine Ahnung, von wem er abstammt?" Als Antwort bekam er bloß ein einstimmiges Kopfschütteln.

„Verstehe. Dann sollten wir umso vorsichtiger sein, was ihn betrifft. Halbgötter sind nochmal eine ganz andere Hausnummer als wir Deva. Siehe Herkules und Konsorten.", fügte er noch hinzu und trank eine Schluck Tee.

„Wir wissen ehrlich gesagt nicht mal, ob seine Kräfte überhaupt schon erwacht sind. Wir wissen eben nur, dass er kein Sterblicher ist.", sprach Mic und biss ein Stück Keks ab, welches sich in eine kleine schwarze Flamme auflöste.

„Nun, wie dem auch sei. Betten sind gemacht und Licht ist an." Dies war eine Phrase, welche Bernie benutzte, um zu sagen, dass sie in seinen Gästezimmern schlafen können. Annika und Mic bedankten sich bei ihm und schafften ihren Kram auf ihr Zimmer.

Daniel war noch immer unter Kaldr begraben und kuschelte sich in sein weiches warmes Fell, welches der Wolf mit einem Schwanzwedeln und geschlossenen Augen quittierte.

„So kuschelig wie er auch ist, aber ich kann dich nicht auf dem Boden schlafen lassen.", erklang Bernies amüsierte Stimme über Daniel und der Junge sah, wie dieser über ihm stand und ihn warm anlächelte. Dann strich der Budiker sanft über den Rand eines Ohres von Kaldr und der Wolf erhob sich sogleich und wich etwas zurück, damit Daniel aufstehen konnte. „Annika und Mic sind schon auf ihrem Zimmer. Du solltest zu ihnen gehen. Oder möchtest du dein eigenes Zimmer?", fragte der ältere Budiker.

„Nur wenn ich Kaldr mitnehmen darf.", erwiderte Daniel mit einem Grinsen und Bernie lachte leise. „Da wird sich sicherlich eine Möglichkeit finden lassen."

Götter des Neon #Mirroraward18Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt