Nachdem sie Alessa verabschiedet hatten, machten sich Annika und Mic daran, ihre Sachen zu packen und alles vorzubereiten. Viel hatten sie ohnehin nicht und für Mic war lediglich der Kakaovorrat am wichtigsten. Annika packte sich ihr wichtigstes Zeug in einen Rucksack und stellte diesen, neben den Kakaobeutel, an die Tür. Daniel besaß ohnehin nur seine Kleidung, die er am Leib trug und musste sich dementsprechend wenig Gedanken darüber machen, ob er irgendetwas vergessen hatte. Als letztes griff Annika unter ihr breites Bett und holte eine kleine Metallschatulle hervor. Den Schlüssel irgendwo unter der Matratze hervorholend, schloss sie die Schatulle auf nahm mehrere kleine Chips, welche ihren Weg in ihre Hosentaschen fanden.
„Was ist das?", wollte Daniel wissen und Annie erwiderte nur, „Geld." Diese Creditchips waren ihr gesamtes Vermögen und sie hatte sie sicher verwahrt, für den Fall von harten Zeiten. Die nun eindeutig angebrochen waren. Sie nahm noch etwas aus der Schatulle. Eine dünne Kette, an welcher drei kleine Knochen hingen. Dann verschloss sie die kleine Kiste und verstaute sie wieder unters Bett. Der Schlüssel fand seinen Platz wieder in der Matratzenlücke und als sie sich erhob, blickte sie sich noch ein letztes Mal um. Sie hatte ihr Zuhause schon einmal verlassen müssen und hatte gehofft, dass nie wieder zu tun. Doch entweder das oder in der Saftpresse landen.
Sie schulterte sich ihren Rucksack, Mic nahm seinen Sack und gemeinsam verließen sie das Kellerloch. Obwohl es nur wenig Sinn hatte, schloss Anni trotzdem ab. Einfach für ihren Seelenfrieden. Sie gingen die kleine Treppe nach oben und standen dann in der kleinen Seitengasse, welche zu ihrer Wohnung führte.
„Und was ist jetzt dieses Zizi-Dingens?" Auch nach mehrmaligem Fragen hatten Mic und Annika es nicht erklären wollen. Stattdessen hatten sie sich nur amüsierte Blicke zugeworfen und Alessa war das alles ohnehin zu blöd, weswegen sie auch nicht weiter nachgefragt hatte.
„Wirst du gleich sehen.", antwortete Anni und nahm die Kette mit den Knochen ab und klapperte mit diesen herum. Ein leises Geräusch nur. Die Antwort kam prompt, in Form eines gutturalen anderweltlichen Brüllens. Daniel fuhr fast aus seiner Haut, als er dieses Geräusch vernahm, mehr noch, da es anscheinend auf sie zu zukommen zu schien. Ängstlich blickte er die Gasse hinunter und sein Blick wurde von grün-bläulichen Flammen erwidert, welche schnell näher kamen. Unter dem Brüllen mischte sich ein Knattern mit ein und je näher die Flammen kamen, desto mehr konnte Daniel erkennen, dass es dabei um eine Art Motorrad handelte. Wobei diese Bezeichnung dem nur entfernt gerecht wurde.
Das Gestell bestand komplett aus blankpolierten Knochen. Auf dem gebogenen langen Lenker, saß zwischen den beiden Streben das Skelett einer Eule, deren ausgebreitete Schwingen, von Strebe zu Strebe reichten. Der Tank bildete den Leib einer Spinne, deren acht Beine wiederum mit dem Lenker verbunden waren. In den Reifen befanden sich die skelettierten Überreste von Fledermäusen, die selbst in diesem Zustand noch irgendwie blutdürstig wirkten. Die Flammen flackerten aus den vier Auspuffen und das Motorrad schien irgendwie lebendig zu sein.
„Das ist Tzitzimitl.", stellte Annie das Gefährt vor.
„Mein ganzer Stolz.", fügte Mic noch an und klopfte dem Motorrad auf den Sitz.
„Es ist... ich...", mehr brachte Daniel nicht raus. Er war fasziniert und verängstigt gleichermaßen. Mic strich sanft über die hintere rechte Seite und dem Motorrad„wuchs" binnen Sekunden ein bequem anmutender Beiwagen. Noch immer aus Knochen gemacht, aber dafür mit dunkelroten Sitzen und genug Platz, damit Daniel darin Platz nehmen konnte. Ohne weitere Umschweife hob der Gott den Jungen an und setzte diesen in den Wagen. Dieser rutschte ein wenig hin und her und stellte dann fest, „Fühlt sich gut an."
„Danke. Das Leder ist aus Cipacnas Haut und die Polsterung aus seinem Fleisch. So hatte der alte Felsenschlepper wenigstens noch einen Nutzen, als ich ihn getötet hatte.", erklärte Mic fröhlich und verstaute seinen Sack unter dem Sitz, während Annika ihren Rucksack neben Daniel abstellte.
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Götter des Neon #Mirroraward18
Science FictionDie Welt ist düsterer und farbenfroher zugleich geworden. Das Neon brachte den Menschen Glückseligkeit und sanftes Vergessen. Doch mit ihrem Vergessen haben sich die Alten erhoben, darauf erpicht wieder ihren Platz in den Himmeln und Unterwelten ein...