Hochhaus

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Der Ausblick über die Stadt war atemberaubend von dort oben, man konnte bis zu den Vororten sehen. Da es ein recht heißer Tag war, flimmerte die Luft, einige Wolken schwebten am Horizont schwerelos dahin. Schweben würde sie auch gerne können, all dem hier entfliehen und mit den Wolken ziehen.

Einmal nur frei sein !
Doch sie war gefangen, gefangen in der Hölle !

Sie wusste ganz genau, was spätestens in einigen Tagen wieder passieren würde. Ihr Stiefvater würde betrunken von seinem Kegelabend zurückkehren, wenn ihre Mutter schon schlief. Dann würde er sich wieder zu ihr in ihr Zimmer schleichen, ihre Bettdecke zurückschlagen. Wenn sie Glück hatte, würde er nur ihren Körper streicheln und dann wieder gehen.

Hatte sie kein Glück, würde ihm der Sinn nach mehr stehen. So ging das schon seit drei Jahren, Woche für Woche.

Drei verdammte Jahre der Hölle !

Es würde noch mindestens 1 Jahr dauern, bis sie von dort fortkam.

Nun stand sie hier auf dem Dach des höchsten Hauses der Stadt.

Einmal nur frei sein und all dem entfliehen können! Sie trat einen Schritt vor. In diesem Moment war sie schwerelos, alle Probleme fielen von ihr ab.

Sie konnte doch schweben !

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