3. Kapitel

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Phoenix Club


„Ihr Name?"

„Debbie Johnson, 26 Jahre alt."

„Zahlen sie im Voraus oder im Nachhinein?"

Debbie fischte eine Kreditkarte, die Lestrade ihr gegeben hatte, aus ihrem Portemonaie. „Im Voraus", antwortete sie und lächelte den Portier charmant an. „Sagen wir vorerst eine Woche. Ich weiß noch nicht, wie lange ich hier logieren werde."
„In Ordnung", sagte der Portier, nahm die Karte entgegen und ließ Debbie den Code in das Zahlgerät eintippen.

„Hier ist ihre Zimmerkarte und auch ihre Kreditkarte, Miss Johnson."

„Ach, nennen sie mich doch Debbie. So alt bin ich nun auch wieder nicht", lachte sie und nahm beides entgegen. „Und wie heißen sie?"

„Jack", antwortete der Portier und lächelte.

„Na dann, schönen Tag noch, Jack!", rief Debbie vergnügt und winkte ihm zu, als sie sich auf den Weg in die Sofaecke machte. Der Portier sah ihr fasziniert nach. Debbie Johnson hatte ihn mit Leichtigkeit um ihren kleinen Finger gewickelt.

„Sie haben gerade ziemlich schamlos mit diesem Portier geflirtet", sagte John leicht entsetzt.

„Ich habe ihn jediglich etwas becirzt. Das ist nützlich, ich will nämlich um ein Uhr nachts keine Fragen beantworten, wenn ich ins Hotel komme."

John gab ein Geräusch von sich, das klang, wie eine Mischung aus Lachen und Schnauben.

„Also, ich habe heute Abend von acht bis zwölf Uhr einen Auftritt in einem Nachtclub nicht weit entfernt von meinem Haus. Sie können mich dort gerne treffen. Aber bitte beachten sie, dass mich keiner dort bei meinem Namen kennt, mal abgesehen vom Leiter des Clubs, und das ist auch gut so. Das heißt, wenn sie mich dort ansprechen, nennen sie mich Gloria. In Ordnung?"

„Wie kommen sie auf die Idee, dass wir uns in einem Nachtclub mit ihnen treffen wollen?", entgegnete Sherlock.

„Na, sie möchten mich doch so bald wie möglich ausfragen, oder nicht? Und heute Abend ist eben ein passender Zeitpunkt. Sie müssen natürlich nicht kommen, aber ich kann ihnen nicht versprechen, dass ich in nächster Zeit tagsüber Zeit habe. Ach, und noch was", Debbie erhob sich, nahm ihren Koffer und wandte sich noch kurz den beiden Männern zu, „ziehen sie etwas Weißes an."

Und mit einem letzten Lächeln, gefolgt von einem geheimnisvollen Zwinkern drehte Debbie Johnson sich um und machte sich auf den Weg in ihr Hotelzimmer, um sich für den Abend zurecht zu machen.

Oo.oO

„Und wo liegt dieser verdammte Nachtclub jetzt, Sherlock? Sie hat nur gesagt, er ist in der Nähe ihres Hauses! Nicht einmal den Namen hat sie uns verraten!"

„Phoenix Club", entgegnete Sherlock.

„Was?", fragte John verblüfft.

„Phoenix Club", wiederholte Sherlock. „Der einzige Nachtclub, der sich in unmittelbarer Nähe der Phoenix Street 6 befindet."

„Okay, das leuchtet ein", gab John zu.

Schweigend setzten sie ihren Weg fort, bis sie schließlich vor der Tür des Nachtclubs standen. Lärm und laute Musik dröhnten auf die Straße und umschlossen sie, als John und Sherlock eintraten.

„Ein Schwarzlichtclub", merkte John an und musste lachen. „Deswegen sollten wir also weiße Sachen anziehen."

John hatte Recht. Überall leuchteten weiße oder neonfarbene Klamotten, Kostüme, Masken und Make-up im Schwarzlicht auf wie Laternen.

Und auf einer Bühne am Ende des Raumes stand Debbie, bekleidet mit einem schwarz-weiß gestreiften Kostüm, weißen High-Heels, einem schwarzen Hut mit weißem Band und einer hüftlangen, schneeweißen Perrücke. Ihre weiß geschminkten Lippen leuchteten am Mikrofon, als sie voller Elan in den neuen Song startete.

„You change your mind

like a girl changes clothes!

Yeah, you, PMS,

like a bitch, I would know!"

Die Menge brüllte den Songtext mit und hüpfte energisch auf und ab. Sherlock sah etwas angewidert drein, während John einfach nur lächelte. „Sie scheint ihren Job sehr zu mögen."

„And you over think,
Always speak cryptically!
I should know,
That you're no good for meeee!

Cause you're hot, then you're cold..."

„So, wie sie da rumspringt, ist das doch offensichtlich", entgegnete Sherlock etwas pikiert.


„You're yes, then you're no,
You're in, then you're out,
You're up, then you're down..."

„Ach, komm schon, Sherlock, du willst doch immer interessante Klienten", lachte John.

„You're wrong when it's right
It's black and it's white
We fight, we break up
We kiss, we make up..."

„Scheint so, als hätten wir zwei verschiedene Ansichten von interessant, mein lieber Watson", antwortete Sherlock in seinem üblichen Tonfall. „Wann ist sie denn endlich fertig?"

„You, you don't really wanna stay, no,
You, but you don't really wanna go-o!
You're hot, then you're cold,
You're yes, then you're no,
You're in, then you're out,
You're up, then you're down!"

„Sei doch ein bisschen geduldiger, Sherlock. Nach diesem Lied hat sie auch schon Feierabend", beruhigte John ihn.

Feierabend wäre in diesem Falle wohl nicht das richtige Wort", erwiderte Sherlock und rümpfte die Nase. „Hier sind so viele Menschen. Ekelhaft."

„Reiß dich jetzt mal zusammen, Sherlock", zischte John, der so langsam mit seinen Nerven am Ende war. „Der Barkeeper schaut schon zu uns rüber."

Nach ein paar Minuten stieg Debbie endlich von der Bühne. Mit vor Aufregung geröteten Wangen suchte sie die Menge nach den beiden Jungs ab und entdeckte sie schließlich in einer der hinteren Ecken. Doch anstatt sie permanent anzusteuern lief sie wie zufällig an ihnen vorbei, tat so, als hätte sie sie gerade erst entdeckt und machte ein gespielt verblüfftes Gesicht. „Hey, Leute! Was für eine Überraschung! Schön, euch zu sehen!"


Die DiebinWo Geschichten leben. Entdecke jetzt