*neun*

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*Trevor*

Die erste Woche wäre fast geschafft. Und ich bin immer noch glücklich und strahle wahrscheinlich mit der Sonne um die Wette. Wäre ja auch schlimm wenn nicht. Ich habe mich einfach noch nie so wohl gefühlt.

„Du siehst so ekelhaft glücklich aus." stellt Leo beim Frühstück fest. Ich wollte gerade von meinem Brötchen abbeißen, doch halte inne. Fast schon entsetzt schaue ich ihn an. Mir fällt beim besten Willen nicht ein, was ich darauf jetzt erwidern soll.
„Das ist gut. Dann renne nicht nur ich so bescheuert rum." grinst er mich an. Puh. Ich dachte schon. Habe gerade einen leichten Schreck bekommen.

"Also bist du glücklich?" frage ich ihn dennoch.
"Dass du noch fragen musst. So unfassbar glücklich." strahlt er mich an, worauf ich wahrscheinlich noch etwas mehr strahle als vorher.
"Was machen wir heute eigentlich?" interessiert sich Leo. Tja, was macht ein verheiratetes Paar an einem Wochenende? Nachdenklich kaue ich etwas auf meiner Unterlippe.

Die Nachricht, die mich in dem Moment erreicht, könnte die Frage klären. Neugierig öffne ich die Nachricht von meinem Bruder.
"Wie sieht es mit Eishockey aus?" frage ich ihn und versuche ihn nur leicht bittend anzuschauen.
"So lange ich nicht mit muss." kommentiert er nur grinsend.

Obwohl ich es schade finde, dass er nicht mit möchte, kann ich es verstehen. Jedes Mal herrscht eine angespannte Stimmung zwischen uns und Taylor. Das ist echt belastend. Ich kann ihm im Spiel ja immer wieder nonverbal klar machen, dass er doch endlich Ruhe geben soll. Da lässt sich die Situation dann einigermaßen ertragen. Aber Leo fällt es mit jedem Mal schwerer sich zu beherrschen, um Taylor nicht zu verprügeln. Da wären wir wieder bei dem Punkt, an dem ich merke, dass er deutlich sensibler wird. Am Anfang unserer Beziehung hatte er mir ja noch geraten, so etwas zu ignorieren. Jetzt kann er das selbst nicht mehr.

"Was machst du dann in der Zeit? Nicht, dass du dich langweilst." Schließlich kann es passieren, dass der ganze Vormittag drauf geht.
"Ich gehe Jack etwas auf die Nerven." meint er grinsend. Wahrscheinlich beschwert sich Jack sonst wieder, dass Leo so wenig Zeit für ihn hat. Und hoffentlich gelingt es Leo, ihm klar zu machen, dass er doch endlich mal den Mut findet, um mit Kelsey eine Beziehung anzufangen. Sie wollen es doch beide und trotzdem traut sich keiner. Die benehmen sich teilweise wie Teenager, die das erste Mal ein Date haben. Süß, aber langsam anstrengend.

Ich bin schon wieder voller Energie und freue mich richtig auf Eishockey. Als Leo auf dem großen Parkplatz vor der Halle anhält, muss ich aussehen wie ein hibbeliges Kind. Kurz lehne ich mich zu ihm rüber und gebe ihm einen Abschiedskuss. Leo reicht das jedoch nicht. Der Kuss war ihm zu kurz.

Als ich aussteige, steht bereits Cal dämlich grinsend da. Wir haben uns extra etwas früher verabredet, damit wir entspannt spielen können, bevor der Miesmacher Taylor kommt.
"Was mache ich falsch? Ich werde nur mit einem Schmatzer verabschiedet." Ich weiß, dass er nur stänkern will. Und ich weiß, dass es nicht so ist. Er würde Lexi doch am liebsten nie allein lassen, so sehr liebt er sie. Trotzdem gehe ich drauf ein.
"Du bist nicht frisch verheiratet." Ich vermute doch sehr, dass das der Grund dafür ist. Es hat den Anschein, als hätte uns das an den Anfang unserer Beziehung zurück gebracht. Als wären wir nicht schon eine Weile zusammen, als würden wir den anderen nicht in und auswendig kennen, als wäre es eine ganz frische Liebe. Cal rollt jedoch nur die Augen.

Ich schmunzle über ihn bloß. Er tut jetzt so als wäre er von dem Thema genervt, doch eigentlich will er es auch. Es steht für ihn doch ohnehin fest, dass er niemanden außer Lexi will. Er liebt diesen Lockenkopf mehr, als ... Vergleichsweise fällt mir nur die Luft zum atmen ein, aber das ist noch zu wenig. Wahrscheinlich liebt er sie mehr, als sein einiges Leben. Und nur, weil er manchmal ein kleiner Schisser ist, der nicht sagen kann Augen zu und durch, traut er sich nicht zu fragen, ob sie ihn heiraten wollen würde. Die Antwort dazu kann ich mir übrigens denken. Als ob sie jemals Nein sagen würde.

Für mich wird das wieder deutlich, als ich beim Umziehen sein Tattoo auf dem Rücken sehe, auf das Oli gerade draufhaut. Frech grinst Lexi's Bruder Cal an. Cal hat ihm also auch gesagt, dass früher kommen soll. Ich mag den breiten Kerl. Er hat immer einen Spruch auf den Lippen und ist schnell für irgendwelchen Unsinn zu begeistern.

Als ich auf dem Eis stehe, fange ich an zufrieden zu lächeln. Das hat mir gefehlt.
"Seit einer Woche grinst du bei fast allem wie ein Trottel. Wann hört das auf?" Cal hat wohl heute besondere Lust mich aufzuziehen. Doch ich mache munter mit, während wir uns den Puck zu spielen.
"Das verstehst du nicht. Du bist nicht verheiratet." Obwohl es nichts damit zu tun hat, reibe ich es ihm zu gern unter die Nase. Von Oli bekomme ich einen komischen Blick, der sich schnell wieder ändert.
"Dann muss ich dich ja noch beglückwünschen." lacht er auf und umarmt mich kurz. Wieder grinse ich wie ein Trottel.
"Oder doch bemitleiden?" fragt er, wobei er mich frech anschaut. Ich schüttle mit meinem dümmlichen Ausdruck nur den Kopf. Definitiv nicht bemitleiden.
"Aber ich bin beleidigt, dass ich nicht eingeladen wurde." ernst schaut er mich, bevor er das Gesicht wieder zu einem Lächeln verzieht.
"Beinahe wäre niemand dabei gewesen. Die wollten einfach durchbrennen." antwortet Cal ihm. Leicht sehnsüchtig verzieht Oli das Gesicht.
"Das hätte ich auch gern gemacht. Allein wegen dem ganzen Stress bei der Planung. Was ich mich mit Sydney deswegen gestritten habe." Er seufzt leise. Das kann ich mir vorstellen. Bei Leo und mir hat die Frage, ob wir nicht heimlichen heiraten wollen, ja schon zu Uneinigkeiten geführt.
"Du musst irgendetwas falsch gemacht haben." grinse ich ihn an. Doch so wie ich meinen Bruder kenne, wird er das nicht so stehen lassen.
"Aber auch nur, weil ihr nichts geplant habt." Sofort schaut Oli mich mit großen Augen an.
"Wir wussten immer hin, welchen Tag und was wir anziehen müssen. Reicht doch. Ach und wir mussten selber die Ringe aussuchen." Absolut unschuldig und zugleich hochgradig frech grinse ich dabei Oli an. Er bekommt einen total ungläubigen Blick und er muss aufpassen, dass ihm die Augen nicht raus fallen.
"Dann zeig mal her, was ihr ausgesucht habt?" fordert Oli nur. Ich ziehe den Handschuh aus und halte ihm meine Hand hin. Auch Cal kommt zu uns, doch er kennt es ja eigentlich schon.
"Ich wollte auch so einen dunklen, aber ich durfte nicht. Jetzt aber die wichtigste Frage. Wer hat wen gefragt?" Ich blinzle ihn nur an wie ein Auto. Tja. Das ist eine sehr gut Frage. Da Cal die Antwort kennt, gluckst er nur leise. Ich glaube ich muss aufhören, mit Oli darüber zu reden. Er versteht ja fast gar nichts mehr. Nicht, dass ich von seiner Frau noch angemault werde, weswegen ihm so ein ungläubiger Blick eingemeißelt ihm Gesicht stehen bleibt.

Mit dieser Reaktion hätte ich allerdings nicht gerechnet. Er schlingt die Arme um mich, presst mich an seine Brust und grinst wie ein Doofer.
"Ich muss doch schwul werden. Gemeinschaftlich entschieden, finde ich gut. Das nenne ich Gleichberechtigung." Ich fühle mich in Oli's Umklammerung so schwach. Mit seinen starke Armen erdrückt er mich förmlich. Zudem überragt er mich noch. Ich fühle mich fast als wäre ich sein Teddybär.  Und während er das sagt, läuft bereits ein Teil unserer Mitspieler zur Umkleide und kann deutlich hören was er sagt. Samt Taylor. Oli kümmert es nicht.
"Meinst du wir finden einen passenden Kerl für mich?" lacht er dumpf auf, lässt mich aber nicht los. Der passende Kerl für ihn steht doch gerade da und lacht sich scheckig. So viel Blödsinn wie beide machen, das wäre doch mehr wie passend.

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