*zehn*

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*Trevor*

Taylor kommt mit so einem verdächtigen Ausdruck auf das Eis, dass ich mich ernsthaft frage was er heute wieder für ein Problem hat. Dass er mich nicht einfach in Ruhe lassen kann, verstehe ich nicht im Geringsten. Ich habe ihm nichts getan. Ich könnte das ja etwas verstehen, wenn ich mit ihm geflirtet hätte. Aber seit mir das bewusst geworden ist, habe ich doch Leo. Ich verstehe einfach nicht, was er für ein Problem hat. Kann er mich nicht mein Leben leben lassen und gut ist?

"Ach, unsere Schwuchtel hat also geheiratet." fängt er an. Genervt atme ich tief ein.
"Und das interessiert dich jetzt, weil...?" entgegne ich nur trocken. Es bringt doch eh nichts, sich auf dieses Niveau herab zu lassen.
"Weil so etwas nicht möglich sein sollte. Das ist widerlich." Er spukt mir fast vor die Füße, doch ich schaue ihn nur müde an. Ich bin ihn so leid.
"Wie du meinst." antworte ich und lasse ihn stehen. Ich bin schließlich hier, weil ich Eishockey spielen will. Also widme ich mich dem. So langsam kommen auch die anderen dazu. Dann kann das Spiel ja mal anfangen.

„Trevor. Bist du etwa verweichlicht? Du gibst so schnell auf." Er kann es nicht sein lassen. Passend dazu bleibt er an meiner Seite kleben. Ich komme keine zwei Meter von ihm weg. Er folgt mir einfach.
„Du nervst einfach nur. Das geht jedes Mal so. Was hast du für ein verdammtes Problem?" Ich lehne mich gegen die Bande und lasse das Spiel an mir vorbei ziehen. Mit ihm an meiner Seite macht es einfach keinen Spaß.
„Du bist mein Problem." fährt er mich an, sodass Cal und Oli in meine Richtung blicken, ich jedoch nur das Gesicht resignierend verziehe. Was er nicht sagt. Das hätte ich mir ja nicht denken können.
„Eine tolle Begründung. Ich habe dir nichts getan, dass dir einen Grund geben würde, mich jedes Mal so zu behandeln." Ich bin einfach nur genervt. Mit ihm zu diskutieren ist genauso sinnvoll, wie den Garten zu wässern, wenn es regnet. Es bringt nichts.
„Trotzdem bist du schwul." Da argumentiert ein Kleinkind ja noch besser.
„Ja, und? Ich will trotzdem nichts von dir. Das werde ich auch nie wollen. Verdammt, lass mich doch einfach in Ruhe!" Maule ich, während ich mich von der Bande abdrücke und zum Ausgang gleite. Ich habe keine Lust mehr hier zu sein. Ich muss mir das nicht geben.
„Trevor! Du bist eine richtige Pussy geworden." ruft er mir hinter her, doch ich halte einfach nur kommentarlos meinen Mittelfinger hoch. Mehr ist er nicht wert.
„Halt doch endlich die Fresse! Du nervst nur noch jeden!" brüllt Jackson ihn an. Das hätte ich jetzt nicht erwartet, da ja Jackson am Anfang noch etwas mitgemacht hat. Doch ich schaue nicht zu ihm rüber. Meine Überraschung unterdrücke ich und gehe weiter in die Umkleide.

„Nächstes Mal haust du ihm wieder eine rein. Vielleicht lernt er es dann." Jackson klopft mir auf die Schulter und lässt sich auf die Bank neben meinem Spind fallen. Ich schüttle nur minimal den Kopf und ziehe mein Shirt über.
„Hast du wirklich geheiratet?" fragt er weiter. Als Antwort halte ich nur die Hand mit dem Ring hoch. Ich bin nicht mehr gewillt zu reden.
„Dann herzlichen Glückwunsch. Ich würde mich das ja nie trauen." erzählt er mir weiter, dabei beobachtet er mich eingehend. Skeptisch ziehe ich eine Augenbraue hoch und schaue zu ihm runter.
„Naja. Allein die Entscheidung, dass es die Person ist, mit der man den Rest de Lebens verbringen will, ist schon ganz schön schwer." Wieder wartet Jackson auf eine Reaktion von mir. Doch es wandert nur meine zweite Augenbraue nach oben und sie ziehen sich skeptisch zusammen, wobei ich leicht den Kopf schüttle.
„Nicht? Aber woher weißt du das? Ihr seid doch erst so kurz zusammen. Was wenn doch jemand anders der eine ist?"
„Das merkst du einfach. Und ich will gar keinen anderen, sonst hätte ich es ja nicht gemacht." erkläre ich ihm und packe dabei meine Sachen ordentlich in meine Tasche. Er legt nachdenklich den Kopf schief.

„Weißt du was ich mittlerweile feststelle?" Er redet einfach weiter. Ihn scheint seine Art von Monolog nicht zu stören. Stumm schaue ich ihn an und warte, dass er sich selbst seine Frage beantwortet.
„Du mutierst zu Cal und er zu dir. Als ob ihr euch abgesprochen habt, dass du jetzt der Schweigsame wirst." Ausdruckslos blinzle ich ihn lediglich an. Nur weil ich keine Lust habe zu reden? Weil ich bemerkt habe, dass ich auf diese Weise nicht explodiere beim Antworten. Außerdem rege ich mich so nicht mehr so schnell auf.
„Doch. Guck, wir spielen fünf Jahre zusammen Eishockey. Du bist mit uns immer auf Partys gegangen, hattest fast immer gute Laune und meistens ein breites Grinsen im Gesicht. Und jetzt..." Als mein Handy anfängt zu klingelt bricht er seinen Satz ab.

Ich lese Leo's Namen auf dem Bildschirm, ziehen dabei einen Mundwinkel nach oben und gehe ran.
„Ihr seid schon fertig?" fragt er mich verwundert.
„Ja. War nicht so." antworte ich ihm nur.
„Nicht schön. Ich schmeiß Jack nur bei Kelsey raus und bin gleich da."
„Bis gleich."
Ich stecke das Handy in die Hosentasche und fange an zu kontrollieren, dass ich alles eingepackt habe.
„Ach, auf die Weise bekommt man dich zum Lächeln." Wieder schaut mich Jackson an und schätzt meine Reaktion ab. Mittlerweile hat auch er sich umgezogen. Doch ich weiß nicht wieso.
„Jackson, ganz ehrlich was willst du bezwecken?" Ich bin erschöpft. Nicht müde, sondern erschöpft. Kraftlos. Seufzend lasse ich mich auf die kleine Bank neben dem Spind fallen, auf der er gesessen hatte und nun mir gegenüber sitzt.
„Nichts. Wollte dir nur etwas Gesellschaft leisten. Wie das Freunde eben so machen." erklärt er mir ruhig. Ich habe beinahe das Gefühl, als würde mich ein treudoofer Hund anschauen. Ähnlich wie Chucky manchmal.
„Außerdem verdirbt Taylor einem die Laune. Das ist doch kein Eishockey mehr. Das ist Kindergarten." ergänzt er. Ich nicke nur.

Wieder lächle ich leicht, als ich auf mein Handy schaue. Leo ist da. Ich stehe auf und nehme meine Tasche.
„Ich muss los." Berichte ich knapp.
„Ich komme mit raus. Will noch eine rauchen." Was soll ich dazu noch sagen? Ich bin immer noch der Meinung, dass er etwas hat. Er entscheidet doch nicht mit einem Mal sich anders zu benehmen.

Ich versuche unauffällig am Eis vorbei zu gehen, damit Taylor nicht wieder anfängt.
Was mir nicht gelingt.
„Na, habt ihr es dadrin schön getrieben?" ruft er uns zu. Diesmal kommt eine Antwort von Noah.
„Halt endlich das Maul." fährt er Taylor an und zieht ihm mit dem Hockeystick die Füße weg, sodass Taylor krachend zu Boden geht. Das beachte ich jedoch nicht weiter, schon gar nicht das Geschrei danach. Ich schaue nur kurz zu Cal rüber und hebe die Hand zum Abschied. Er erwidert es mit einem Kopfnicken.
Durch die Eingangstür kann ich bereits einen mir sehr bekannten dunkelblauen Audi sehen. Wieder lächle ich und auch meine Körperhaltung wird etwas aufrechter, gespannter.

Mit einem knappen Bis bald verabschiede ich mich von Jackson, schmeiße meine Sachen auf die Rückbank und steige zu Leo ins Auto. Augenblicklich steigt meine Laune wieder. Er lächelt mich an. Das reicht dafür vollkommen aus. Ich lehne mich zu ihm rüber und küsse ihn. Genau so ein Kuss, wie der zweite Abschiedskuss vorhin. Ein paar Sekunden später rollt das Auto an. Ich schaue kurz aus dem Fenster und sehe Jackson. Er lächelt. Ich fange erst gar nicht an darüber nach zu denken, das würde mich nur verwirren.

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