die 119. Stunde kam zu plötzlich

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Eine plötzliche Welle der Hoffnung überkam die Braunhaarige.
Hatte sie tatsächlich eine Idee, die nicht zum Scheitern verurteilt war?

Unmöglich.

Auf jedes Hoch folgt ein Tief.
Diese Idee war einfach zu naiv, als dass sie hätte möglich sein können.
Auf jedes Hoch folgt ein Tief und so übermannte sie die nächste Welle, diesmal aber des Wahnsinns und der Trauer.
Eine Stunde hatten sie noch. Würden sie es schaffen oder hatte nun im wahrsten Sinne des Wortes ihr letztes Stündlein geschlagen? War die Idee vielleicht doch nicht so primitiv, wie sie angenommen hatte? War ihr Leben und das des Jungen vielleicht doch nicht auf diese eine Stunde begrenzt?
Einen Versuch war es Wert! Denn, wie ihre Mutter es immer gesagt hatte: ,,Ein Nein hast du schon, ein Ja kannst du kriegen."
Sollte es dieses Ja wirklich geben?
Von neu gewonnener Energie und neu gewonnenen Überlebenswillen gepackt sprang sie auf und schrie quer durchs Haus:,, DRACO!!! DRACO!!! DRACO, ICH HABE EINE IDEE!"
Sie rannte und rannte. Sie dachte, sie würde rennen, um zu finden, doch sie rannte vor ihrer Angst weg.
Immer wieder rief sie seinen Namen und immer wieder bekam sie keine Antwort. Immer wieder rief sie in die bedrückende und trügerische Stille und immer wieder war die Stille ihre Antwort. Immer wieder rannte sie durch die unendlichen Weiten des großen Hauses und immer wieder fand sie nichts vor.
Sie geriet in Panik und wurde erneut von einer Welle der Angst übermannt.
Irgendwann hörte sie ein dumpfes rhythmisches Klopfen. Als ob jemand mit seinem Kopf gegen die Wand schlagen würde.
Sie folgten diesem angsteinflößenden Geräusch und fand ihn schließlich.
Er stand mit dem Kopf zur Wand und stützte sich daran ab. Mit dem Kopf schlug er immer wieder dagegen und murmelte irgendetwas in sich hinein. Seine Augen waren gerötet und sein Gesicht war aufgedunsen und geschwollen. Hatte er geweint? Hatte er auch mitbekommen, dass jetzt alles vorbei sein sollte? Hatten ihn auch der Mut und der Wille verlassen?

Vielleicht!

Sie ging näher an ihn heran und legte ihm vorsichtig die Hand auf die Schulter. Er zuckte vor Schreck zusammen. Er war zulange allein gelassen worden, zu lange hatte sich das Gefühl der Einsamkeit in seine Knochen und in seine Geist geschlichen und ließ ihn langsam aber sicher verrückt werden.
,,Es ist vorbei, Hermine. Es ist alles vorbei", flüsterte er und hörte immer noch nicht auf, seinen Kopf gegen die Wand zu schmettern. Vielleicht hoffte er, dadurch zu sterben und seine Qualen nicht erleben zu müssen.
Betreten schaute sie auf den Boden. Sie atmete einmal tief durch und setzte an:,, Vielleicht... Vielleicht ist doch noch nicht alles vorbei. Ich hab...", fing sie an, wurde jedoch unterbrochen.
,,VERSTEHST DU ES IMMER NOCH NICHT?! ES IST VORBEI! ALLES!", schrie er sie an und brach mit diesen Worten an der Wand zusammen.
Der Stolz der Malfoys hatte ihn verlassen. Er war nur noch ein Häufchen Elend, das auf den Tod wartete und nun die letzte Stunde seines Lebens weinend an einer blau gestrichenen Zimmerwand verbringen wollte.
Doch sie schöpfte neue Hoffnung. Sie wurde durch seine Verzweiflung gestärkt. War es Liebe? Fragte sie sich, während ihr bewusst wurde, dass sie nicht mehr ihr Leben retten wollte sondern seines.
,,Draco...bitte hör mir zu! Ich habe eine Idee", fing sie an.
Der Junge schaute zu ihr auf.
Der Glanz war aus seinen Augen verschwunden.
Das Mädchen verlor das Gleichgewicht. Sie fiel. Sie fiel auf den Boden und kauerte sich zusammen, in der Hoffnung, nie wieder von diesen Augen enttäuscht werden zu müssen.
Sie wollte schreien, sie wollte um sich schlagen und sie wollte nicht auf diesem polierten Parkett liegen, aber sie konnte nicht. Sie wollte nicht. Sie war am Ende doch verloren in ihrem Meer aus Tränen und Verzweiflung.
Kurz musste der junge blinzeln und sich zu vergewissern, dass er nicht träumte. Konnte das wirklich sein? Konnte die mutige und tapfere Kämpferin, die ihn im Kampf besiegt hatte wirklich vor seinen Füßen liegen und denn Lebenswillen verloren haben?

Ausgeschlossen!

Wie konnte ausgerechnet sie ihren Mut verloren haben, nur weil sie in seine Augen gesehen hatte?
War es Liebe? Plötzlich wurde dem Slytherin bewusst, dass er nicht um seinetwillen hier raus wollte. Er wollte ihr Leben retten, er wollte, dass sie die erfolgreichste Hexe der Geschichte würde. Koste es ihn was es wolle!
,,Hermine, Hermine hör mir zu!", versuchte er, sie wieder ins Leben zurückzuholen. Ganz langsam, wie bei einem kleinen Kind, fragte er:,, Was war deine Idee?"
Sie rührte sich nicht. Er wollte sie auf den Rücken drehen und sie zwingen, ihn anzuschauen, aber sie wehrte sich. Sie wollte nicht wieder in die leeren Augen des Draco Malfoy schauen.
,,Was war deine Idee?", fragte der Blonde, nun mit etwas Nachdruck.
Als sich sich Immer noch nicht bewegte, schrie er sie an:,,VERDAMMT MINE, WAS WAR DEINE IDEE?"
Erschrocken zuckte die Braunhaarige zusammen und wich von ihm zurück.
Nich nie hatte er sie mit ihrem Spitznamen angesprochen.
Sie brabbelte etwas unverständliches und raufte sich die Haare.
,,Wir...wir müssen, die Fenster von außen öffnen", brachte sie nach ewigem hin und her heraus.
Fassungslos starrte er sie an. Von außen. Natürlich, sie waren ja nur hier  eingesperrt und versuchten, etwas zu öffnen, um überhaupt nach draußen zu gelangen.
Aber er fragte so ruhig es eben ging, wie sie das denn anstellen sollten.
,,Du musst deinen Arm aus dem angeklappten Fenster Strecken und dann den Bann aufheben. Ich habe etwas nachgeforscht und heraus gefunden, dass die meisten Zauber nur einseitig funktionieren und einen Versuch wäre es Wert."
Er war verblüfft. Sie war doch die klügste Hexe, die ihm je untergekommen war. Jeder andere hätte in dieser Situation seinen Kopf verloren und hätte darauf gewartet, dass sie kommen und endlich alles vorbei ist. Doch sie war anders.
Stumm und langsam nickte er. Plötzlich wusste er, dass diese Idee funktionieren würde.
Wie eine Marionette ging er auf ein Fenster zu und öffnete es, soweit es eben ging. Er versuchte, seinen Arm durch den Spalt zu quetschen, doch er war zu breit.
Die Hexe bemerkte es und ging fast schon lächelnd auf ihn zu.
,,Darf ich?"
Wortlos gab er ihr seinen Zauberstab und sie versuchte es ebenfalls.
Es leises Knarren ließ die Beiden hoffen. Langsam zog sie ihren Arm zurück und versuchte, dass Fenster weiter zu öffnen.
Sie hätte schreien können vor Freude, doch zu groß war die Gefahr, dass jemand sie hätte hören können.
Sie kletterte aus dem Fenster und hörte keine fünf Sekunden später, wie auch ihr Mitgefangener aus dem Fenster sprang.
Sie fiel ihm um den Hals und ihre Münder trafen sich erneut.
Der Berg, der noch vor ein paar Tagen zwischen ihnen gestanden hatte, hatte sich aufgelöst. Alle Sorgen waren vergessen. Doch auch dieser Schein trügte die freudigen Seelen, die sich Immer noch in den Armen hielten.
Denn so bemerkten sie nicht, wie zwei grüne Blitze abgefeuert wurden und Draco Malfoy und Hermine Granger das Leben nahmen.
Niemand würde sie suchen. Doch jemand würde sie finden. Jemand würde die Beiden mit nehmen und in ein tiefes Loch werfen. Man würde sie mit Erde überschütten und niemand würde je wissen, werd diese beiden Personen waren und niemand, der sie gekannt hatte, würde sie an diesem Ort suchen. Doch niemand konnte später behaupten, die zwei wären unglücklich gestorben.

1209 Wörter

120 Stunden ~ Dramione Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt