Ihre Füße kamen mit einem dumpfen Aufprall auf dem dunkelgrünen Gras auf, das vor dem etwa zwei Meter hohen Fenster wucherte. Sie hielt sich eine Hand vor die Augen, um sich vor dem zu hell wirkenden Licht der Sonne zu schützen. Das neuartige Gefühl von Leben durchströmte ihren Körper und sie hätte vor Glück schreien können, doch ihre Angst war doch zu groß, von ihnen gehört zu werden.
Ein Büschel blonder Haare streiften ihr Gesicht und sie musste kurz niesen. Als ihr Gefährte sich zu ihr umgedreht hatte, strahlten seine grauen Augen zum ersten Mal seit 120 Stunden wieder. Er fiel dem Mädchen mit den krausen braunen Locken um den Hals und umarmte sie stürmisch. Sie verkrampfte für den Bruchteil einer Sekunde, konnte sie doch nicht leugnen, dass sie den Zauberer sehr lieb gewonnen hatte in den fünf Tagen der Einsamkeit. ,,Wir haben es geschafft", flüsterte er gegen ihre Stirn während er seine Arme auf ihren Schultern ablegte. Sie legte ihren Kopf in den Nacken und strahlte zurück. Plötzlich versteinerte sich seine Miene. Er beugte sich soweit runter bis seine Stirn fast die ihre berührte. Er raunte in ihre Ohren und sie riss ihre Augen in Erstaunen weit auf. ,,Wenn ich jetzt sage, rennst du rüber zum Tor und wartest dort auf mich. Da bist du nicht mehr... JETZT!" Sie stolperte die ersten drei Schritte bestürzt in Richtung Osten während sie ihren Blicke schmerzlich von den stechenden grauen Augen abwendete und in Richtung des schwarzen Tores rannte. An ihrem linken Ohr flogen im Sekundentakt grüne und rote Blitze vorbei. Sie drehte sich um, ihre braunen Locken wirbelten um ihren Kopf und verdeckten ihr für einen Moment die Sicht und sie geriet ins Straucheln. Ihr angstverzerrter Blick und ihre vor Furcht flackernden braunen Augen trafen eine Sekunde die erschrockenen grauen Augen des Malfoy Erben und sie erkannte das erste Mal seit Jahren etwas in seinem Blick, dass all die Luft auf einmal aus ihren Lungen strömen ließ - Angst. Nicht diese feige Angst, die ihr bereits vor etlichen Jahren aufgefallen war, sondern die Angst davor, etwas zu verlieren das nicht sein eigenes kümmerliches Leben war. Sie erkannte die Angst in seinen Augen, sie zu verlieren. Tränen rannen sein Gesicht herunter und er feuerte unerlässlich tausende Flüche auf die maskierten Männer hinter ihm. Er sah in ihre braunen Augen und wollte schreien, dass sie laufen solle, doch er war zu beschäftigt damit, die todbringendenKapuzenmänner in Schach zu halten. Er merkte nur schwach, wie seine Wange ein Rinnsal aus Blut hinab lief. Er beobachtete wie das Mädchen, das er liebt hinter einer großen Hecke aus seinem Blickfeld verschwand. Er rannte schneller und versuchte, auch die letzten Verfolger abzuhängen. Als er um die letzte Ecke stolperte und zum dritten Mal auf seinen angebrochenen Arm fiel, rief er ihren Namen so laut er konnte, doch die Kräfte hatten ihn verlassen. Sie rannte weinend auf ihn zu und packte ihn am ausgestreckten Arm.
Sie begannen sich zu drehen und nur wenige Wimpernschläge später,befanden sie sich auf einer Lichtung mitten im Wald. „Wo sind wir?", krächzte der Slytherin mit rauer Stimme. „Nottingham."Er guckte sie verwirrt an. „Sonst nichts?" „Tut mir leid..." Die Tränen verließen schwallartig ihre weichen Augen. ,,Hätte ich mich nicht umgedreht, wärst du nicht abgelenkt worden und hättest alles geschafft und du hättest dir nicht den Arm gebrochen und wir würden hier nicht verloren irgendwo im Sherwood Forest festsitzen und..." Er unterbrach ihren hektischen Redeschwall, indem er sie sanft umarmte und ein leises ,,Shhh" gegen ihre verknoteten Haare hauchte.
All die Tränen, die sich in den letzten fünf Tagen qualvoll zusammengestaut hatten, fanden ihren Weg auf den feuchten Waldboden. Einige herzzerreißende Schluchzer verließen ihre Kehle und sie bebte wegen all der Trauer, die jetzt auf einmal in die Tiefen des Waldes verschwand. Viele Minuten verbrachten sie so eng umschlungen, weinend und intim auf der Lichtung mitten im Herzen des Sherwood Forest. Die letzten Spannungen zwischen dem Blonden und der Brünette wurden mit all den glitzernden Tränen weg gespült, die in dieser Zeit vergossen wurden. Es dauerte lange bis die junge Hexe sich vollständig beruhigt hatte. Sie trocknete sich die salzigen Tränenreste mit dem Saum ihres befleckten Pullovers und schniefte ein letztes Mal. Ihre Augen waren rot und geschwollen, doch das hinderte sie nicht daran, dem Malfoy-Jungen zu helfen.,,Zieh dein Hemd aus", sagte sie verlegen und starrte lieber den Boden voller Kiefernnadeln an als die leuchtend grauen Augen ihres Partners. Der blasse junge Mann zog amüsiert seine Mundwinkel nach oben. ,,Wir sind irgendwo im Nirgendwo, deine Nase blutet, du hast dir gerade die Seele aus dem Leib geweint, aber du willst, dass ich mein Hemd ausziehe. Du hast Prioritäten, Kleine." Es war als wäre jede Barriere gebrochen und jede Mauer gefallen, denn die junge Frau lachte kurz auf als hätte Draco Malfoy gerade einen Witz gemacht. Vielleicht kam ihr die Situation auch nur so absurd vor, dass sie nicht glauben konnte, welch dumme Anforderung sie gerade gestellt hatte.
,,Ich will nur deinen verdammten Arm stabilisieren. Ich bin nicht erpicht darauf, deinen nackten Oberkörper zu sehen", gab sie dennoch zurück. Er knöpfte sein Hemd quälend langsam auf und gewährte ihr Zentimeter um Zentimeter Einblick auf seinen perfekten Oberkörper. Blasse Haut, die im Licht der Nachmittagssonne schimmerte, spannte sich über definierte Bauchmuskeln und ein paar feine Adern leuchteten violett unter der dünnen Haut. Das Mädchen musste all ihre Willenskraft zusammenbringen, um ihn nicht unerlässlich anzustarren, hatte sie sich doch schon jahrelang erträumt, ihn so sehen zu dürfen. Mit ihren dürren Fingern fing sie geschickt sein löchriges weißes Hemd auf. Geschickt legte sie es sich zurecht und schlang es einige Male um seinen Arm bevor sie es hinter seinem starken Nacken fest knotete. Als sie fertig war blieb sie einige Sekunden stehen, bevor sie zurück zu ihm ging. Ihre Wangen waren rot eingefärbt und glühten vor Scham. Sie hatte sich selbst dabei erwischt, wie sie diese perfekten Muskeln berühren wollte. Ihre Hände lagen immer noch auf dem weichen Stoff des Hemdes. Ihr Blick war auf einen Stein am Boden gerichtet und so merkte sie nicht, wie der Kopf des Zauberers sich zu ihr umdrehte und sich seine strahlenden Augen auf ihre verworrenen Haare heftete. Mit seiner gesunden Hand nahm er ihr schmales Gesicht behutsam und zwang sie, ihn anzusehen. ,,Hey...", wisperte er und der markante Geruch von Apfel und Minze stach ihr in die Nase und ihre Pupillen weiteten sich bis beinahe das wunderschöne Haselnussbraun ihrer Iris verschluckten. Zaghaft stellte Hermine Granger sich auf ihre Zehenspitzen bis nur noch wenige Millimeter ihre Gesichter trennten. Ihre Herzen begannen, im selben Takt zu schlagen, als der Platinblonde sich runter beugte und ihre Lippen miteinander verschmelzen ließ.
Lange verharrten sie in dieser Position, denn sie wussten, dass sie mehr als 120 hatten. Sie hatten alle Zeit der Welt in diesem perfekten Moment.
DU LIEST GERADE
120 Stunden ~ Dramione
Fanfiction120 Stunden 100 Verfolger 2 verzweifelte Zauberer Eine Chance Und alles verändert sich... Best Rankings: #81 in Dramione am 2.9.18 😍😍😍 danke😘 #10 in Dramione... einfach nur Sprachlos😍❤ #7 in Dramione am 2.3.19❤(besides: reached 10k😍) #2 in He...