Save me

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Pov. Taeil

Wie so oft ging ich nachts spazieren. Meine Familie sagte inzwischen auch nichts mehr dazu, das lag vielleicht daran, dass sie langsam die Hoffnung in mir aufgegeben hatten. Mich konnte man nicht mehr retten. Mit lauter Musik ging ich an unserer Garage vorbei und fing mir dabei, mal wieder, einen seltsamen Blick meines Nachbars ein. Auch wenn er mir nie was getan hatte und hier erst vor einem Jahr sein Haus gebaut hatte, verabscheute ich ihn und als seine Frau dann auch noch ein Kind bekam, welches jeden Morgen laut schrie, konnte meine Hassskala kaum noch steigen. Wie immer ignorierte ich seinen Blick und ging den kleinen Weg, welcher an die Hauptstraße weiter. Mein Ziel war wie immer die Schule des Dorfes. Aus irgendeinem Grund mochte ich diesen Ort, wahrscheinlich weil an ihm viele Erinnerungen hangen. Vier Jahre meines Lebens ging ich da immerhin zur Schule bis ich dann auf ein Gymnasium wechselte. Meine Musik wechselte von einem fröhlichen Lied zu einem Trauerlied und wie automatisch passte sich meine Stimmung daran an. Die Schritte von mir wurden schneller und zittriger, warum das so war konnte ich nicht genau sagen. Schon lange hatte ich die Hauptstraße erreicht und sah einmal kurz zu dem Supermarkt des Dorfes, welcher komplett dunkel war. Durch einen Vogel wurde der Bewegungsmelder eines Lichtes an der Gemeindeverwaltung in Gang gesetzt, wodurch ich das Gefühl hatte, dass dort jemand vorstand. Das konnte ich nämlich nicht genau sehen, weil die Gemeinde von einer ungeschnittenen Hecke umzäunt war. Mir war bewusst, dass dort niemand war, aber Stimmen in meinem Kopf, welche ich schon lange nicht mehr vernommen hatte, redeten mir dies ein und ließen mich paranoid werden. Ich setzte meine Schritte schnell fort und versuchte mich auf meine Musik zu konzentrieren. 'Hier ist niemand' lief auf Dauerschleife in meinem Kopf in der Hoffnung mich zu beruhigen. In den Häusern leuchteten noch einzelne Lichter, aber die meisten Räume wurden nur von einem Fernseher beleuchtet. Langsam fing ich an mich zu beruhigen, trotzdem ging ich so schnell wie vorher. Das Lied, welches ich hörte ging zu Ende und ich nahm meinen MP3 Player in die Hand, um darauf vorbereitet zu sein Lieder zu überspringen. Ein schlechter Tick von mir: alle möglichen Lieder überspringen. Es war auch der Fall, dass ich vieles überspringen musste bis ich es aufgab, weil ich heute noch bei der Schule ankommen wollte und mich überraschen ließ, welches Lied als nächstes kommt. Es wurde ein Rock Lied, welches ich schon länger nicht mehr gehört hatte. Ein Auto fuhr an mir vorbei und auch wenn ich nicht mal eine Sekunde in dieses gucken konnte, wusste ich dass der Fahrer mich dumm anschaute. Ich war das gewohnt, aber trotzdem ging es nach einiger Zeit ziemlich auf die Nerven. Kurz schüttelte ich den Kopf und ging die restlichen Meter noch bis ich durch den Schulwald musste. Durch diesen kam man zu den Skater Rampen, welche mein genaues Ziel waren. Den Wald kannte ich in und auswendig, weswegen ich selbst im Stockdunklem wusste wo Wurzeln waren und wo ich lang gehen konnte. Lang ging man nicht durch ihn, es war vielleicht eine Minute. Auf der freien Fläche angekommen stellte ich mich erst auf die kleine Rampe um auf die große laufen zu können. Dort angekommen setzte ich mich auf das wacklige Geländer und versuchte meine Musik zu genießen. Hinter mir war ein Gestrüpp, welches sich meine Einbildungen und mein Kopf zu nutzen machten. Immer wieder hörte ich den Satzanfang 'Was wäre wenn...' in meinem Kopf. Hauptsächlich war es 'Was wäre wenn darin jemand sitzt und dich hier runter zieht, sodass du dir den Kopf auf den Steinen aufschlägst und dadurch elendig und alleine verreckst ?' Kurz schloss ich meine Augen um auf andere Gedanken zu kommen, was sich aber als Fehler rausstellte. Meine Gedanken führten sich aus.

Du sitzt auf dem Geländer und lässt dich davon rückwärts runterbaumeln, dabei merkst du nicht wie ein Mensch auftauchte und in dem Rasen unter dir ein Messer einbuddelte, sodass man nur noch die Klinge sah und diese senkrecht aus dem Boden rausragte. So schnell wie diese aufgetaucht war, verschwand sie auch wieder. Als du schon langsam Kopfschmerzen bekamst, weil du ja immer noch über Kopf hängst, wolltest du all deine Kraft in deine Beine machen und dich wieder gerade hinsetzten, so wie immer, allerdings rutschte dein Fuß aus dem Geländer und du flogst rückwärts genau mit dem Rücken auf das Messer, welches sich dadurch in dein Fleisch bohrte. Laut schreist du auf und verlierst dann das Bewusstsein.

Afraid |Taepyo| OneshotWo Geschichten leben. Entdecke jetzt