Jungkook und ich standen unter Schock. Er besonders. Das Erlebnis von eben... das... es war einfach mehr als gruselig.
Ein fremder, wenn nicht sogar gefährlicher Mann, hatte nach Jungkook gegriffen und wollte ihn entführen. Mit 13 Jahren so etwas zu erleben ist wirklich unangenehm.
Jin bekam jetzt langsam Panik. "Was machen wir jetzt? Wir können doch nicht zurück auf den Flur. Wenn der Mann Jungkook wieder angreift, dann könnte das auch richtig schief gehen. Leute was machen wir jetzt?!"
"Beruhig dich!"
"Namjoon, wie kann ich mich in so einer Situation beruhigen?!" Aber ich gab Namjoon recht. Es würde nicht viel bringen hier nach einer Lösung zu suchen, indem...
"Na klar... Jungs, ich habe eine Idee." Die volle Aufmerksamkeit der Jungs lag auf mir. "Die Polizei wollte uns nicht helfen. Wenn wir aber zumindest zur Polizei oder zu sonstwem kommen, dann wären wir da sicher."
Yoongi erkannte aber das einzige Problem an meinem Plan. "Dir ist bewusst, dass wir dafür auf den Flur müssen?" Dessen bin ich mir durchaus bewusst. Aber... was sollten wir sonst machen?
"Die Idee ist nicht schlecht, aber w-wir müssen höllisch aufpassen", erinnerte uns Taehyung. "Natürlich doch." Ich sah zu unserem jüngsten, der immer noch geschockt war. "Wir werden uns alle an den Händen halten. Niemand lässt hier irgendwen los. Verstanden?"
"Verstanden!", riefen alle gleichzeitig. Ich nahm Jungkooks Hand und die von Jin. Letztere lächelte mich schwach an, als sich unsere Hände berührten. Dieses Lächeln erwiderte ich auch.
Namjoon nahm Jungkooks andere Hand, Taehyung die von Jin und Yoongi Taehyungs. Ich erklärte den Jungs noch einmal meinen Plan. "Yoongi wird vorlaufen. Wir versuchen so schnell wie nur irgend möglich zum Haupteingang zu kommen. Sobald wir draußen sind, versuchen wir zur Polizei zu kommen."
Alle Jungs nickten. Yoongi nahm das als Zeichen loszulaufen.
Wir liefen alle in einer Reihe, alle Yoongi hinterher. Ich wusste leider nicht genau, wo das Gemeinschaftswohnzimmer im Haus lag, aber ich glaube, es lag ziemlich mittig. Immerhin.
Auf den Fluren war alles ruhig. Zum einen fand ich das unheimlich, weil eigentlich immer Personal hier herum läuft. Wieso ist es heute nicht da? Das ist mehr als eigenartig.
Aber andererseits fand ich es gut, dass es leise war. So konnte man Schritte im Haus wahrnehmen. Falls sie näher kommen. Hoffen wir mal, dass passiert nicht.
Die Stimmung unter uns, war aber auch nicht berauschend. In ein paar Minuten sind wir hier raus. Bis dahin macht mir diese Stille unter uns, etwas Angst. Vielleicht kann man ein Gespräch anfangen. Nur wären dann die Schritte nicht zu hören. Die würden aber doch nur kommen, wenn das Licht ausfällt, also...
"Freut ihr euch schon, wenn wir unsere Eltern wiedersehen?" Taehyung antwortete als erster. "Oh ja. Ich werde sie nie wieder loslassen."
Belustigt kommentierte Jungkook seine Antwort. "Tust du das nicht sonst auch immer?" Von vorne kam ein empörtes "Gar nicht wahr". Jungkook ignoriere das und antwortete auf meine Frage. "Ich freue mich aber auch. Sobald ich sie wieder sehe, frage ich, ob sie mir 20 Taschenlampen kaufen."
Mir hätte eine gereicht, aber wenn das Geld nun einmal da ist. Warum nicht für Taschenlampen ausgeben?
"Und du Jin?", fragte ich doch er musste einen Moment überlegen. "An sich ja, aber dann heißt es nur wieder "Lerne noch mehr für die Schule", "Schau dir noch einmal unsere Firma an" oder "Wenn du so weiter machst, wirst du es nie schaffen, die Firma zu übernehmen". Aber keine Sorge, ich habe mich damit abgefunden."
Das hat mich jetzt schon überrascht. Jin ist zwar der älteste, aber dass er so unter Druck in diesen jungen Jahren steht, ist doch bestimmt nicht gut.
Vorsichtig fragte ich Namjoon, ob er sich freue. "Ja, meine Eltern werden mich nach diesem Ereignis nie wieder aus meinem Zimmer lassen, aber ich habe ja genügend Bücher. Das passt schon."
"Und was ist mit dir Yoongi?" Er antwortete nicht. Wahrscheinlich steht er seinen Eltern nicht so nahe. Vielleicht wird er auch so unter Druck gesetzt wie Jin.
Um das Schweigen zu unterbrechen antwortete ich auf meine Frage. "Also werde mich sehr freuen. Meine Mutter wird mich dann alle fünf Minuten fragen, ob alles okay ist, aber sie meint es ja nur gut."
Amscheinend habe ich Yoongi dazu gekriegt auch eine Antwort zu geben. "Meine Eltern würden einmal fragen, ob es mir gut ginge und danach weiter arbeiten. So wie immer halt."
Jetzt fühlte ich mich schlecht, dass ich die Frage gestellt hatte. Hätte ich nicht irgendeine banale Frage stellen können? Wie... mögt ihr Kekse oder was hört ihr für Musik? Wieso wollte ich überhaupt etwas sagen?
Ganz leise, aber gerade noch hörbar, entschuldigte ich mich bei Yoongi. "Tut mir leid, dass ich gefragt habe Yoongi." Von vorne war ein Seufzen zu hören. "Schon gut Süße." Diesmal nervte es mich nicht einmal, dass er mich so nannte.
Eine Weile lang liefen wir einfach schweigend weiter. Bis Taehyung fragte, wie lange wir denn noch bräuchten. "Keine Ahnung, vielleicht noch knapp fünf Minuten", erklärte Yoongi.
Also noch fünf Minuten. Dann wären wir aus diesem Horrorhaus entkommen. Wenn ich jetzt denke, dass nichts mehr passieren kann, dann wird doch etwas passieren. Ich darf nicht daran denken.
Und daraus wurde auch nichts. Denn das Licht ging aus. Obwohl noch nichts passiert war, schrie ich vor Scheck auf und hielt beide Hände so fest ich konnte.
Ich konnte nichts erkennen. Was wenn einer von uns losgelassen hat? Dann wird vielleicht einer entführt! Meine Beine konnte mich fast nicht mehr halten. Ich fühlte nur Angst. Angst davor, dass mir oder jemand anderen etwas passieren könnte.
Plötzlich hörte man Schritte. Schnelle Schritte. Mein Herz pochte schneller als jemals zuvor. Etwas streifte meine Schulter. Ich schrie auf. Auch jemand anderes schrie.
Das Licht ging wieder an.
Vor Erschöpfung fiel ich auf den Boden, wobei ich Jin und Jungkook mit mir zog. Aber auch denen ging es nicht besser. Ich sah mich um.
Yoongi, Taehyung, Jin, ich, Jungkook und Namjoon. Alle da. Niemand war weg. Das war für mich kein Grund zur Erleichterung.
Die beiden Jungs halfen mir wieder auf die Beine. Ich wollte hier nur noch raus. Mehr will ich nicht.
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1014 Wörter
~🌹LY🌹~
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The Man In The Mirror
FanfictionMein Blick fiel auf den großen Spiegel. Langsam schlenderte ich auf ihn zu. Eine Sache, die ich sehr an Spiegeln schätze ist, dass sie nicht lügen. Manchmal wünscht man sich, dass das Bild, das man dort drin sieht, anders ist, als es wirklich ist. A...