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Nervös zog ich an meiner neuen Schuluniform herum. Es war ungewohnt in derselben Kleidung wie Chan herum zu stolzieren, sowie an meiner üblichen Haltestelle vorbei zu fahren.
,,Aufgeregt?," riss mich Chan mit seiner Frage aus meinen Gedanken. Ich wende meinen Blick zu ihm. Sein Gesicht war mit einem breiten Grinsen geziert, während in seinen Augen ein undefinierbares Gefühl lag. Ich konnte mir nicht im geringsten vorstellen, was momentan in seinem Kopf vorging.
,,Ich mache mir eher Sorgen," erwiderte ich ohne weiteres, während ich gespannt seine Mimik beobachte. Doch sie veränderte sich nicht. Das Lachen und das fragliche glänzen in seinen Augen blieb bestehen. 
,,Solange du dich nicht einmischst, muss ich mir keine Sorgen machen. Deswegen Handel bitte nicht unüberlegt."
,,Dann muss ich dich wohl enttäuschen," erwiderte ich nuschelnd auf seine unlogische Aussage. Wenn nur eine Person ihm ein Haar krümmt, würde ich eingreifen. Es war keine unüberlegte Handlung. Das war mein Entschluss gewesen, seit er zum ersten Mal mit einem blauen Fleck nach Hause kam.
,,Wir sind Freunde, da ist es selbstverständlich das ich eingreifen werde," waren meine letzten Worte, bevor der Bus stehen blieb und wir beide aussteigen mussten. Ich ignorierte dabei seine weiteren Versuche mir ins Gewissen zu reden. Ich verstand, dass er mich nicht mit hinein ziehen wollte doch er musste akzeptieren, dass ich nicht wortlos dabei zuschauen konnte, wenn sie ihm schmerzen bereiten.
,,Bring mich bitte einfach zu meinem Klassenzimmer," gab ich letztlich von mir, während ich meinen Blick über das fremde Schulgelände gleiten ließ. Ich betrachte die Schüler um uns herum. Viele freundliche Gesichter traten hervor, die einem im vorbei gehen ein lächeln schenkten, andere wiederum zeigten ihr hämisches Grinsen, welches sie offensichtlich Chan zuwarfen. Ich hatte bemerkt, wie er neben mir langsamer geworden war und sein Rücken sich zu krümmen begann. Ich lernte in den wenigen Sekunden eine neue Seite von Chan kennen, welche mir sichtlich nicht gefiel. Der offene, fröhliche Junge war zu einem schüchternen, ängstlichen Haufen elend geworden.
,,Ist mein Raum weit weg von deinem?," fragte ich ihn, während ich mich seinem Tempo anpasste.
,,Mein Klassenzimmer befindet sich im zweiten Stock," flüsterte er gar, wobei sein Blick ängstlich in der Gegend herum wandert. Traurig betrachte ich den Jungen neben mir. Die Schule hatte seinen gesamten Charakter verändert.
,,Zeig mir auf dem Weg meinen Raum. Ich begleite dich bis zu deinem Klassenzimmer."
Ich schenkte ihm ein schüchternes Lächeln, welches er nur widerwillig zu erwidern schien. Ich konnte seine Gedanke beinahe erraten. Er plante mich vor meinen Raum ab zu setzen, denn er wollte nicht das ich ihn begleite. Ich würde nur seine Kameraden kennenlernen und wahrscheinlich einige dieser Idioten sehen, welche ihm schmerzen zufügten. Seine Gedanken würden nur einen Salto schlagen, wenn ich mit ihm gehen würde. Deswegen ließ ich es letztlich doch zu, dass er alleine zu dem Raum geht. Mit schlechtem Gewissen blieb ich noch wenige Sekunden vor der Klassenzimmertür stehen und schaute ihm hinterher, wie er die Treppen hinauf ging.

朋友 ғʀɪᴇɴᴅ ✧ ᶜᴴᴬᴺᴵᴺWo Geschichten leben. Entdecke jetzt