朋友 ғʀɪᴇɴᴅ ✧ ᶜᴴᴬᴺᴵᴺ

九

Ein mulmiges Gefühl überkam mich die ersten Schulstunden lang, weshalb ich keine einzige Sekunde Aufmerksamkeit aufbringen konnte. Ich nahm die Vorstellungsrunde nur mit halbem Ohr wahr sowie ich die Gruppenbildung in der neuen Klasse verpasste. Ich ersehnte mir nur noch das Klingeln zum Schulschluss herbei, um endlich wieder Chan zu Gesicht zu bekommen.
Ich hätte ihn nicht alleine gehen lassen sollen, war der einzige Gedanke, welcher in meinem Kopf Platz fand.
Seufzend ließ ich mich in meinen Stuhl sinken, während ich einige Gespräche meiner Mitschüler vernahm. Für einen kurzen Moment riss ich mich aus meiner Trance, um meinen Blick durch den Raum gleiten zu lassen. Dabei fiel mir auf, dass ich keinen einzigen Namen von ihnen kannte. Zum ersten Mal realisierte ich die Gesichter meiner Klassenkameraden, dennoch schenkte ich ihnen kaum Interesse. Ich hatte mir diese Schule nicht rausgesucht um endlich neue Freunde zu finden, sondern meine gesamte Zeit Chan opfern zu können. Ich wollte ihm dabei helfen, sein letztes Schuljahr angenehm zu gestalten und es zu schaffen, dass er mit einem Lächeln das Klassenzimmer betreten konnte. Ich wollte nicht, dass ihn weiterhin die Angst plagte und die Menschen ihm schmerzen zufügten.
,,Jeongin, richtig?," ertönte nun eine sanfte, weibliche Stimme neben mir. Ich spürte, wie ich leicht in meinen Oberarm gepickt wurde weshalb ich letztlich ein sachtes Lächeln aufsetzte und mich der unbekannten Person zuwende.
,,Richtig," erwiderte ich auf die Frage und hängte noch ein höfliches „und dein Namen ist nochmal?" daran. Kurz ließ ich meinen Blick über das Mädchen wandern, wobei mir gleich die brustlangen hellbraunen Haare ins Auge fielen.
,,Sana," sie schenkte mir ein breites Lachen, gefolgt von einem leisen Kichern. Ich konnte nicht beschreiben, wie sehr ich mich dabei in ihren strahlenden Augen verlor. Sie schien ein gar makelloser Mensch zu sein, welcher einen nur nach wenigen Sekunden in seinen Bann ziehen konnte.
,,Der Lehrer hat uns diese kleine Rede Runde vor der Pause ermöglicht, um uns einander besser kennenzulernen. Doch du wirkst auf mich, als würde dich seit dem Anfang der Stunde etwas schreckliches plagen. Willst du darüber reden?"
Erwartungsvoll betrachtet sie mich während ich kurz zu überlegen schien. Könnte ich ihr einfach von Chan erzählen?
,,Ich mache mir Sorgen um meinen besten Freund. Ich habe das Gefühl, dass der Tag nicht schön für ihn begonnen hat," äußerte ich mich nun, woraufhin Sana verwirrt die Augenbrauen nach oben zog.
,,Seine Mitschüler haben Spaß daran ihm Schmerzen zuzufügen," räusperte ich mich daraufhin. Ich bemerkte, wie sich ihre Augen geschockt zu weiten begangen.
,,Wie schrecklich! Ich kann einfach nicht verstehen, wie sich Menschen an solch grausamen Dingen amüsieren können."
Vorsichtig nickte ich, während mein Blick langsam zur Seite wandert. Ich schaute nach vorne an die Tafel, hinauf zu der darüber hängenden Uhr. Nur noch wenige Sekunden, dann würde es klingeln.
,,Geht er hier auf die Schule?," stellte sie mir die nächste Frage, doch ich schenkte ihr nur ein eiliges Nicken. Nur noch eine Sekunde, dachte ich mir bevor endlich die erlösende Klingel ertönte.
,,Es tut mir leid, Sana aber ich muss zu ihm," warf ich ihr nun den Satz an den Kopf. Daraufhin sprang ich förmlich von meinem Stuhl auf, um aus dem Klassenzimmer raus zu rennen.
,,Warte!," hörte ich sie mir noch hinterher rufen, doch ich verschwendete nicht einmal einen Gedanken daran stehen zu bleiben. Ich wollte nur noch Chan sehen.