朋友 ғʀɪᴇɴᴅ ✧ ᶜᴴᴬᴺᴵᴺ

十

Außer Atem erreichte ich Chan sein Klassenzimmer. Ungeduldig wartete ich jedoch vor der geschlossenen Tür, wobei ich etliche male auf meine Uhr hinab sah. Aus seinen etlichen Erzählungen hatte ich schon vernommen, dass seine Lehrer den Unterricht meist einige Minuten überzogen bevor sie die Schüler endlich erlösten. Doch die Zeit schien für mich förmlich zu verfliegen und die Tür bewegte sich keinen Zentimeter, weshalb ich mich letztlich neugierig auf die Zehenspitzen stellte um durch das kleine Fenster zu schauen. Ich erhoffte einen kurzen Blick auf Chan zu erhaschen. In der Hoffnung, dass er artig auf seinem Platz sitzen würde und gezwungenermaßen die letzten Notizen des Lehrers abschrieb.

,,Siehst du deinen Freund?," ertönte plötzlich wieder diese liebliche Stimme hinter mir, weshalb ich vor Schreck zusammen zuckte und einige Schritte zurück stolperte.

,,Tut mir leid. Ich wollte dich nicht erschrecken!," erwiderte sie woraufhin sie probierte mich mit ihren Händen zu stützen, damit ich nicht auf den Boden fiel.

,,N Nicht schlimm," stotterte ich zu beginn, während ich probierte mein pochendes Herz zu beruhigen. 

,,Welche Klasse ist das?," fragte sie nun, weshalb ich mich langsam zu ihr umdrehte. Wieder einmal lag dieses breite Grinsen auf ihren Lippen, während sie beinahe ungeduldig auf meine Antwort wartet. Dieses mal schien keine faszinierende Atmosphäre um sie herum zu herrschen, welche sie sympathisch wirken ließ. Der Aspekt, dass sie mir anscheinend hinterher „jagen" musste ging ihr anscheinend gegen den Strich sowie meine verspätete Antwort auf ihre Frage.

,,12 B," erwiderte ich nun lächelnd, woraufhin sie überrascht ihre Augen zu weiten und voller Freude in ihre Hände zu klatschen begann.

,,Das ist aber ein Zufall, mein Bruder geht auch in diese Klasse. Wie heißt dein Freund noch einmal?"

,,Chris," antworte ich ihr kleinlaut. Für eine kurze Zeit schien sie zu überlegen, bevor sich ihr liebevoller Blick mit einem mal verfinsterte. Doch ich konnte ihren plötzlichen Stimmungswechsel nicht hinterfragen, da sich die Tür hinter mir plötzlich öffnete. Förmlich sprang ich zur Seite um dem Lehrer den Weg frei zu räumen, doch anstatt einer Aufsichtsperson blickte ich in das Gesicht eines unbekannten Jungen. Eilig verließ er das Zimmer wobei sein Blick durchgehend auf seinem Handy lag. Dieser unscheinbare Junge schien meine gesamte Aufmerksamkeit zu ernten, bevor mich ein lautes kichern aus meinen Gedanken zog. Weitere Schüler traten aus dem Raum, gefolgt von dem Lehrer aber Chan war nicht unter ihnen.

,,Der wird etwas zu hören bekommen," vernahm ich nun das schnaufen von Sana, weshalb ich meinen Blick verwirrt zu ihr wendete. Doch sie ignorierte mich und betrat ohne weiteres das Klassenzimmer.

,,Warte," sagte ich nun bevor ich hinter ihr her stolperte, doch sobald ich Chan erblickte begann mein Körper förmlich zu gefrieren. Zusammengekauert saß er auf seinem Platz, während sich zwei Jungs um seinen Tisch versammelt hatten. Ich verstand kaum die bösen Worte, welche sie ihm an den Kopf warfen. Zu sehr versank ich in meiner eigenen Welt. Ich vernahm nur noch wie Sana auf einen von ihnen zuging und mit ihm zu diskutieren begann. Nur noch die Wortfetzen „Wie kannst du dermaßen grausam zu ihm sein?" und „Ich verpetze dich" erreichten mich. Ich hatte mir vorgenommen Chan zu helfen doch nun erreichte mich die bittere Realität, in welcher ich mich keinen Millimeter bewegen konnte. Dabei war es nicht einmal der Anblick der beiden Jungs gewesen oder der von Chan, die mich zu Stein erstarren ließen, sondern eher sein Blick welchen er Sana zuwarf seitdem er sie erblickt hat. Ein unbekanntes Glänzen hatte sich in seinen Augen niedergelegt, woraufhin er sie einmal von oben bis unten betrachtet. Sein Blick hängte während der gesamten Diskussion wie gespannt an ihren Lippen, wobei mich nur ein Gedanke überkam.

Warum hat er mich noch nie mit diesem Blick betrachtet?