Die Wahrheit

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Marinettes PoV (Dienstag)
Die Schule hielt mich ganz schön auf Trab. Matheklassenarbeit, Französischleistungskontrolle und generell viele Arbeiten wurden diese Woche geschrieben. Unser Gruppenprojekt war fast fertig, noch ein Nachmittag und wir könnten präsentieren, weshalb wir heute nochmals zu Adrien gehen würden.

Jade war den ganzen Tag schon irgendwie neben der Spur. Sie lief beinahe gegen eine Straßenlaterne, zum Glück zog sie Alya schnell zur Seite. Als Alya sie fragte, was denn los sei, antwortete sie nicht und starrte nur ins Leere. Ich mochte sie zwar nicht, aber was ist bitteschön los mit ihr? Sie war total abwesend und kaum zu gebrauchen!

Als wir endlich bei Adrien waren, wurde sie rastlos und lief im Zimmer auf und ab. Alya beobachtete sie verwirrt und ein wenig besorgt, weshalb wir versuchten, die Gruppenarbeit schnell zu beenden. Als wir fertig waren, blieb sie endlich stehen.
"Adrien, können wir mal kurz reden? Allein.", sagte sie und sah richtig aufgebracht aus. "Okay?", meinte er verwirrt und verließ mit ihr den Raum.

Die Zeit verging, sie waren schon locker eine halbe Stunde weg! Deshalb entschied sich Alya, sie suchen zu gehen. Wir verließen Adriens Zimmer und gingen die Treppe in die Eingangshalle hinunter. Sie waren nirgends zu sehen. Wohin hatte Jade Adrien verschleppt?!
Plötzlich hörten wir einen Schrei von draußen. Ich stürmte zur Tür und riss sie auf. Ein Akumaangriff!

Ein paar Minuten zuvor

Jades PoV
Adrien und ich verließen sein Zimmer um uns ungestört zu unterhalten. Ich war sehr aufgeregt. Wie würde Adrien wohl auf das Geheimnis unserer Eltern reagieren? Meine Panik stieg und ich überlegte, ob das die richtige Entscheidung war. Ich schüttelte den Kopf. Nein, es war richtig so. Er musste die Wahrheit erfahren! Jetzt kamen wir an dem großen Gemälde in der Halle vorbei. Es war ein Bild auf dem Adrien und Monsieur Agreste in schwarzer Kleidung zu sehen waren. Adrien sah nicht gerade glücklich aus... Was wohl passiert war?
"Was wolltest du mir denn sagen, Jade?"
Adrien sah verwirrt aus. Ich wollte zum Sprechen ansetzen, aber plötzlich verließ mich mein Mut. Einmal tief ein- und ausatmen.
"Es ist so: Erinnerst du dich an unser Gespräch vor der Schule als wir so früh da waren? Du hast mir von deiner verschwundenen Mutter erzählt, ich von meinem Vater. Anfangs war es nur so eine Theorie, ein Verdacht, der sich in meinen Gedanken festsetzte und jetzt weiß ich es genau..", begann ich, sah auf und blickte direkt ihn Adriens verwirrtes und zugleich belustigtes Gesicht. Offensichtlich fand er es sehr lustig, wie ich versuchte Worte zu finden.
Ich öffnete meinen Mund um fortzufahren, aber in dem Moment knallte es draußen und ließ Autoalarmanlagen schrill aufkreischen. "Ich glaube, dass muss jetzt bis nachher warten.", sagten wir beide gleichzeitig und lachten daraufhin.

(Und nun, um alles besser zu verstehen hier zum ersten Mal...)

Simons PoV
Nach der Schule kam ich endlich zuhause an. Ich bog in die Rue de Rivoli ein und holte meinen Haustürschlüssel heraus. Routiniert schloss ich die Tür auf und trat ein. Ein ungewohnter Anblick eröffnete sich mir: Die Vorhänge waren aufgezogen, die Zimmer lichtdurchflutet. Aus der Küche kam der Geruch frischer Canelés bordelais (ein Gebäck aus seiner Heimatstadt). Verwundert ging ich dem Geruch nach und fand meinen Vater vor. Hatte er schon früher Arbeitsschluss?
Mein Vater Pierre Dumont war Journalist und viel unterwegs, weshalb wir schon in Bordeaux, Marseille, Nantes und Straßburg gelebt haben.
Als ich in der Küche ankam, strich er sich die Hände an der Schürze ab und eilte auf mich zu.
"Alles Gute zum Geburtstag!", rief er mir entgegen und ich lachte etwas verzweifelt. Er vergaß immer, dass ich erst zwei Wochen später Geburtstag hatte, aber ich spielte jedes Mal mit, weil er sich meist extra dafür Zeit genommen hatte. Seit meine Mutter Marie an Krebs gestorben war, hing ich sehr an meinem Vater. Sie hatte zwar sehr seltsame Ideen, was Geschenke anging, aber war trotz ihrer Krankheit sehr lebensfroh. Dies war mein erster Geburtstag ohne sie, und das machte mich traurig. Ich berührte die Adlerfeder in meinem Haar. Sie war ein Geschenk von ihr. "An deinem 15. Geburtstag werden alle meine Geschenke dir Sinn ergeben.", hatte sie mir letztes Jahr bei der Übergabe der Feder zugeflüstert. Ein paar Wochen danach war sie gestorben.

"Herzlichen Glückwunsch."
Nun war mein Vater bei mir angekommen und umarmte mich. "Du weißt schon, dass mein Geburtstag erst in zwei Wochen ist?", lachte ich in die Umarmung herein. "Ja, klar. Aber ich wollte es gerne wie immer machen..", murmelte er. Jetzt verstand ich! Die Canelés waren Mamans Leibspeise gewesen, deshalb gab es sie heute! Mir kamen die Tränen, aber ich wischte sie schnell weg als Vater mit meinem Geschenk wieder kam.
"Hier. Das hat Marie mir gegeben und hat gesagt, dass du es gebrauchen könntest. Ich sollte es dir schon zwei Wochen vor deinem richtigen Geburtstag geben, warum auch immer.", lachte er traurig.
Es war ein Briefumschlag und eine kleine achteckige Box. Ich öffnete den Brief zuerst:
"Mein lieber Simon, wenn du diesen Brief liest, hat Pierre dir den Brief gegeben. Heute will ich, dass du endlich die Wahrheit erfährst. Ich hätte es dir alles zu gern selbst erzählt, aber meine Zeit ist abgelaufen und es ist dein Schicksal, dass du es so erfahren musst. Öffne bitte erst heute Abend die Schatulle, du wirst es später noch verstehen.
Aber jetzt zu dem, was ich dir eigentlich erzählen wollte.
Pierre ist nicht dein Vater."
Ich ließ den Brief sinken und starrte Pierre an, der die Canelés aus dem Ofen holte. Mein Brief landete auf dem Boden also hob ich ihn schnell wieder auf und las weiter.
"Er weiß es nicht, aber vielleicht vermutet er es schon länger. Dein Vater kommt aus den USA und heißt Matthew. Vor einer Weile ist er einfach so verschwunden, er weiß sicherlich nicht einmal, dass es dich gibt. Es tut mir so leid."
Dann war der Brief einfach zu Ende.

Nachdem dem Lesen hatte ich einfach still die Canelés gegessen und mich auf mein Zimmer verzogen. Ich setzte mich auf mein Bett. Sie hatte mich mein ganzes Leben lang angelogen! Warum?! Wieso hatte sie das getan?
Mich erfasste keine Wut, sondern einfach große Enttäuschung.
Plötzlich fühlte ich eine große Kälte und das Fenster flog auf. Verwundert stand ich auf und wollte es schließen als ein schwarz-violetter Schmetterling hereinflog.

Ein Akuma!

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Da bin ich wieder! Tut mir leid, dass es so lang gedauert hat... Grund: SCHULE
Hoffentlich hat euch das Kapitel trotz des langen Wartens gefallen.
(Ich versuche jetzt öfter zu schreiben)

PS: Vielen Dank für die vielen Votes und Reads 😊😍🤗
Ihr seid die Besten ❤️

Feuerstern23

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