Abend der Erinnerungen (Teil 1)

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Jades PoV
Ich sprang über die Dächer zurück nach Hause und sammelte all meinen Mut zusammen, denn heute wollte ich Maman zur Rede stellen. In der Nebenstraße verwandelte ich mich zurück und Sharon flog schweigend in meine Jackentasche, da er wahrscheinlich meine innere Unruhe spürte und merkte, dass ich nicht reden wollte. Ich schloss die Haustür auf und stapfte die Treppe hinauf.

"Jade! Wo bist du gewesen?", rief meine Mutter mir entgegen. Ich sah sie ernst an. "Wir müssen reden." "Erst sagst du mir, wo du gewesen bist. Ich hab mir Sorgen gemacht!", empörte sich meine Maman. "Das hast du die letzten Tage auch nicht. Du hast nur in deinem Zimmer gesessen und selbst an meinem Geburtstag bist du nicht herausgekommen.", warf ich ihr entgegen. Sie holte gerade Luft um etwas zu erwidern als ich einfach weiterredete. "Du hast vergessen, mich zum Reiten anzumelden, was ich ja noch nicht machen kann, da ich minderjährig bin. Du hast vergessen deine Umzugskartons auszupacken, welche ich schlussendlich ausgepackt habe um dir einen Gefallen zu tun. Du hast dich vergessen, uns vergessen!" Mir schossen Tränen in die Augen. "Ich fühle mich einsam. Du erzählst mir nichts über meinen Vater, vor allem nicht über meinen Bruder. Aber du kannst es nicht länger verhindern."

Ich drehte ihr den Rücken zu und sah nur über meine Schulter zu ihr. "Mein Zwillingsbruder ist Adrien Agreste und mein Vater Gabriel Agreste, oder?" Meine Mutter schnappte nach Luft. "Woher..." "Das spielt jetzt keine Rolle, erzähl mir alles." Sie seufzte. "Ich hatte gehofft, dass dieser Tag nie kommen würde, aber jetzt ist er trotzdem da. Na gut ..." Sie holte etwas aus einem Karton. Es war das Foto! Lächelnd sah sie das Bild an. "Adrien und du, ihr seid unzertrennlich gewesen. Auf dem Foto hier seid ihr gerade einmal drei Jahre alt. Man hatte euch abends kaum in eure Betten bekommen, weil ihr euch nicht trennen wolltet. Deshalb haben wir uns entschlossen, dass ihr ein gemeinsames Zimmer bekommt." Maman lächelte traurig. "Gabriel hat dich sehr geliebt. Er hat dafür gesorgt, dass du alles bekommst, was du gern wolltest."

"Aber warum habt ihr uns getrennt, wenn wir euch so am Herzen lagen?", fragte ich dazwischen. "Das ist eine lange Geschichte..." "Ich habe Zeit.", antwortete ich gelassen. "Ich glaube, du bist noch nicht bereit dafür. Es ist wirklich eine lange komplizierte Geschichte. Sagen wir es so: Es gab große Meinungsverschiedenheiten." Maman schien das alles ziemlich unangenehm zu sein, aber ich hatte lange genug gewartet. "Weiß Adrien eigentlich noch, dass es mich gibt?", fragte ich mit rauer Stimme. Maman sah zu Boden. "Ich hab gehört, dass unser Verschwinden Gabriel das Herz gebrochen hat. Er soll so erschüttert gewesen sein, dass er Adrien nie wieder von dir erzählt hat. Wahrscheinlich hat er dich im Laufe der Zeit einfach vergessen." Meine Augen füllten sich mit Tränen, ich schnappte mir meine Jacke und rannte die Treppe hinunter. "Jade!", schrie mir meine Mutter Emilie Agreste, geborene Chevalier, hinterher, aber ich ignorierte sie geflissentlich.

Ich musste einfach raus. Weg von hier. Irgendwo, wo mich keiner finden kann. "Jade? Alles in Ordnung?", fragte Sharon vorsichtig. "Ich brauche bloß frische Luft.  Weißt du irgendeinen Platz, wo ich hingehen könnte und bleiben kann?" "Vielleicht ist Meister Fu ja noch wach...", antwortete er. Einen Versuch ist es immerhin wert. "Sharon, verwandel mich!" Nachdem mein Anzug vollständig erschienen war, sprang ich auf unser Hausdach und von dort in Richtung des Eiffelturms. Die kalte Pariser Nachtluft fuhr mir durch die Haare und Tränen schossen mir in die Augen. Die ganze Zeit hatte sie mich belogen. So gut wie mein halbes Leben lang! Deprimiert setzte ich mich auf das Geländer und starrte ins Leere.

"Lady Lion? Alles in Ordnung?", sprach mich jemand von hinten an. Langsam zog ich mein Zepter aus der Haltung. Verwirrt und kampfbereit drehte ich mich um und sah ... Chat Noir!  "Chat Noir? Was machst du denn hier?", fragte ich verwundert. "Dasselbe könnte ich dich fragen.", antwortete er lachend. Irgendwie hatte ich in dem Moment ein Déjà-Vu. Als ob ich ein ähnliches Gespräch schon mal geführt hätte... "Du bist schon wieder abwesend.", brachte mich Chat Noir aus dem Konzept. "Tut mir leid. Wartest du etwa auf Ladybug?", fragte ich verschmitzt.

Chat Noir wurde ein wenig rot und senkte den Kopf. "Ja, wir sind zur Patrouille verabredet." "Nur zur Patrouille?", hakte ich nach." Chat seufzte. "Nur zur Patrouille,", bestätigte er. Ich sah wieder in den Himmel. "Weiß sie es?", fragte ich ihn vorsichtig. "Wer weiß was?", antwortete er verwirrt. Ich schüttelte den Kopf. War das nicht offentsichtlich? "Weiß Ladybug, dass du in sie verliebt bist?", fragte ich erneut. Er seufzte und sah nun ebenfalls in den Himmel. "Du bist noch nicht lange im Team und hast es rausgefunden.. Ladybug weiß es, ich hab es ihr gesagt, aber sie liebt einen anderen.", meinte er. "Das tut mir leid. Ich finde, ihr wärt ein tolles Paar." "Daran kann man halt nichts ändern.", sagte Chat Noir nur. In der Ferne sah ich einen roten Punkt, der sich uns schnell näherte. Ladybug. "Ich geh dann mal.", sagte ich und nahm mein Jojo aus der Halterung. "Vielleicht könnt ihr ja was gemeinsam unternehmen.", meinte ich noch und zwinkerte ihm zu. Er lächte schief und ich warf mein Jojo aus. Hoffentlich schläft Meister Fu noch nicht...

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Hi, da bin ich mal wieder.... Hab ich schon einmal gesagt wie sehr ich es hasse, wenn ich keine Zeit zum Schreiben habe??? Auf jeden Fall hier der erste Teil des zweiteiligen Kapitels "Abend der Erinnerungen". Wie durch ein Wunder habe ich es geschafft, nicht ein einziges Mal die Sicht zu wechseln! Dieses Kapitel habe ich Jade und ihren Gefühlen gewidmet, das Nächste gehört Adrien ganz allein. Danach ist es vielleicht an der Zeit, dass Adrien endlich von seiner Schwester erfährt... ;)

Bis dahin

Feuerstern23

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