zehn. ten. tio

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L.
Ich kam nach der Schule, auf James' Wunsch hin noch mit zu ihm. Er wollte zocken oder so, keine Ahnung.
Ich folgte ihm in die Küche, wo sich natürlich auch Harry gerade aufhielt und ich wollte mich schon wieder umdrehen, als James anfing los zu plappern.
„Ey, Papa. Wusstest du-"
'Papa'...
Er hatte sich einen Apfel geschnappt und biss jetzt beherzt und etwas provokativ hinein.
„Mein netter schwuler Freund hier-" Er zeigte auf mich und ich beobachtete Harry, dessen Augen sich kaum merklich weiteten.
Was wurde das jetzt?
„Er mag keine anderen Schwulen"
James grinste und fand sich immer noch witzig. Er dachte wohl seit letztem Mal, dass er mich bei seinem Vater beliebt machen musste, auch wenn das hier irgendwie nicht effektiv war.
Ich war mir immer noch nicht komplett sicher, ob Harry das mit mir ernst gemeint hatte oder nicht. Dass er mich nervig fand.

Da James sich wieder zum gehen wandte, warf ich noch einen letzten Blick auf Harry, der jedoch ohne ein Wort zu sagen, wieder nachdenklich auf seine Unterlagen starrte. Ich war es wohl nicht wert, ein paar Minuten seine Gedanken zu beanspruchen.
Ich erinnerte mich an unser Zusammentreffen heute Vormittag und fragte mich augenblicklich, ob es Harry wirklich auf mich ankam oder ob er einfach nur dauererregt ist und ein Spielzeug braucht, das die ganze Zeit „Daddy" plappert.
Ich folgte James nach oben.

H.
Louis und James spielten schon eine ganze Weile FIFA, bis Louis endlich mal auf Toilette musste.
Ich hörte, wie er versuchte, die Treppen hoch zu schleichen, weshalb ich mich grinsend und mit verschränkten Armen in den Türrahmen meines Schlafzimmers lehnte und ihn erwartete.
„Hey" sagte ich, doch ich bekam nicht die Reaktion, die ich erwartete.
Louis brummte nur irgendwas und ging ohne mich eines Blickes zu würdigen an mir vorbei Richtung Bad.
„Hallo?!" Ich stellte mich zwischen ihn und die Badezimmertür. Ich war leicht sauer. Was sollte das jetzt?!
Als ich jedoch sah, wie niedergeschlagen Louis aussah, mit den Händen in den Hosentaschen, wurde meine Stimme wieder sanfter.
„Hey..." Ich wollte ihn berühren, doch er ließ mich nicht.
Er drehte sich weg und schaute überall hin, nur nicht in meine Augen.
„Was ist los?", fragte ich jetzt mehr skeptisch, als besorgt und stemmte meine Hände in die Hüften.
„James ist unten, lass mich", versuchte er das Gespräch umzulenken, doch so leicht ließ ich mich nicht abschütteln.
Ich wollte gerade etwas hinsichtlich James erwidern, doch ein Gedanke stoppte mich.
Ich hatte die ganze Zeit nur an mich gedacht.
„Sag mal, hat-" Ich räusperte mich, während Louis ungeduldig seine Füße betrachtete.
„Hat es- hat es dir nicht gefallen?..."
Das Beben in meiner Stimme versuchte ich zu verstecken. Ich hatte Angst vor der Antwort. Wenn Louis sich missbraucht fühlte, würde ich das nicht vertragen.
„Was?!" bestürzt schaute er mir jetzt endlich in die Augen und ich hatte das Gefühl, als würde mein Innerstes auf einem Silbertablett vor ihm liegen. Schön angerichtet mit Weintrauben und all meiner Verletzlichkeit.
Jetzt war ich der, der auf den Boden schaute.
Jedoch nicht lange, denn Louis brachte mich dazu ihn anzuschauen und legte dann sanft seine Lippen auf meine.
Ein Blitz durchzuckte mich.
Wir küssten uns. Behutsam. Ohne Zunge.
Ich hatte noch nie jemanden so sanft geküsst. Doch bei Louis reichte es aus. Seine Lippen umspielten meine und ich spürte die Gänsehaut meine Wangen hochkriechen.
Nur schwer konnte ich mich wieder von ihm lösen.
Ich lehnte meine Stirn gegen seine.
„Was ist dann mit dir los?"
Ich spürte seinen warmen Atem gegen meinen.
Er schüttelte den Kopf.

Ich drehte mich um und verschwand in meinem Zimmer.

classy daddyWo Geschichten leben. Entdecke jetzt