elf. eleven. elva

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L.
Harry war mir ein scheiß Rätsel.
Erst will er mich küssen und es fühlt sich echt an und in der nächsten Sekunde verhält er sich mir gegenüber kalt und gefühllos.

Ich hingegen fühlte viel. Zu viel.
Ich fühlte so viel, dass ich Kopfschmerzen kriegte. Dauernd.
Das alles hier wuchs mir über den Kopf, aber ich wusste keine Möglichkeit es zu „entkomplizieren", ohne Harry und damit auch James aus meinem Leben auszuschließen.

James saß neben mir und tippte grinsend auf seinem Handy rum.
„Was machst du?", fragte ich neugierig und lehnte mich zu ihm rüber, um ihm ins Handy gucken zu können.
„Son Mädel", meinte er ohne aufzuschauen und ich lehnte mich verlegen wieder zurück.
Anscheinend wollte er nicht mit mir drüber reden.
„Hm"
Ich ließ ihn in Ruhe und setzte mich stattdessen an meinen Schreibtisch, um ein paar Hausaufgaben zu erledigen, die wir über die Ferien aufbekommen hatten.
Lehrer sind scheiß Sardisten.

Nach einer Weile spürte ich plötzlich James' große Hände auf meinen Schultern und zuckte zusammen.
„Huch, du hast mich erschreckt"
Er hatte die Hände seines Vaters...
„Sorry man."
Er lachte.
„Was willst du eigentlich an deinem Geburtstag machen?"
„Weiß nicht. Wahrscheinlich mache ich gar nichts."
„Was?! Bruder, du wirst ACHTZEHN!"
Er ließ von mir ab und lehnte sich jetzt neben mir an den Tisch.
„Man wird nur einmal achtzehn, das müssen wir doch feiern! Weißt du was? ...Ich schmeiß dir ne Party."
Ich grummelte.
„Ach ich weiß nicht, James... Ich bin nicht so der Party-Typ"
„Ja aber doch auch nur, weil da immer nur Weiber und Heteros rumrennen, ich sags dir."
„Hm"
„Mach nicht immer 'hm'. Na komm. Ich organisier alles, du brauchst nichts machen. Es wird dir gefallen, ich versprechs dir."
Widerwillig stimmte ich zu.
„Nagut"

H.
Als James nach Hause kam, lief er direkt zu mir ins Arbeitszimmer.
„Ey!"
„'Ey' mich nicht. Sprich vernünftig, wenn du was willst."
Ich hatte mich noch nicht zu ihm umgedreht, trotzdem konnte ich förmlich spüren, wie er die Augen verdrehte.
„Ja sorry"
Er kam zu mir und stellte sich vor mich.
„Also"
Wie als würde er jetzt verhandeln wollen, faltete er seine Hände und fuhr dann fort.
„Louis hat ja übermorgen Geburtstag und da er noch nie eine richtige Party hatte, wollte ich ihm hier eine schmeißen."
„Okay"
„Okay?!"
„Ja. Okay."
James guckte irgendwie verdutzt aus der Wäsche und innerlich grinste ich.
„Aber sag bitte vorher den Nachbarn Bescheid, ja? Ich hab keine Lust auf Beschwerden."
„Okaaaay"
Langsam, so als würde er sich von einem wilden Tier entfernen, verschwand er wieder aus dem Zimmer und ich lehnte mich zurück.
Das war witzig.

-

L.
James wollte, dass wir rein feierten, weil mein Geburtstag an einem Sonntag war.
Er bat mich nicht früher als 10 aufzutauchen, weswegen ich etwas hibbelig zuhause saß und schon zum vierten Mal mein Bett neu machte.
Ich guckte auf die Uhr. 21:15.
Eigentlich könnte ich doch schonmal los, oder nicht?...
Ich weiß, eigentlich war ich nicht so scharf auf diese Party, aber James hatte sich viel Mühe gegeben und außerdem erhaschte ich vielleicht GANZ zufällig nebenbei einen Blick auf Harry. Auch wenn ich nicht den blassesten Schimmer habe, was ich sagen würde, wenn ich ihn sähe. Wird er überhaupt da sein?? Eigentlich...warum sollte er...

Nervös checkte ich mich nochmal im Spiegel ab, bevor ich das Haus verließ und machte mich fast schleichend auf den Weg zu James.
Als ich nach ein paar Umwegen und extrem langsamem Spazieren um Punkt 10 vor der Tür stand, hörte ich schon die Musik nach draußen dröhnen.
Ein Windzug streifte mich und ich erschauderte.
„Hi", sagte plötzlich eine Stimme und jemand stellte sich neben mich.
Ich drehte mich um und schaute ihn verwundert an. Ein Typ. Ich kannte ihn nicht.
„Huh?"
Er lachte rau. Seine Hände waren in seinen Jeanstaschen vergraben. Er hatte keine Jacke.
„Ich hab bloß Hi gesagt"
„Oh..." Ich versuchte zu lächeln und wandte meinen Blick wieder dem Haus zu.
„Warum stehst du hier und gehst nicht rein?"
„Ich weiß nicht, eigentlich will ich gar nicht"
„Warum bist du dann hier?"
Ich antwortete nicht.
„Na komm" Er lächelte freundlich, nahm meine Hand und zog mich zur Tür, was mich ein wenig überrumpelte.

Als wir das Haus betraten, war die Party schon voll im Gange und ich fragte mich augenblicklich, ob überhaupt irgendwer von diesen Leuten wusste, dass sie hier meinen Geburtstag feierten.
Doch als ich mich wieder fing merkte ich, dass der nette Typ weg war. Na toll. Jetzt war ich hier ganz allein.
Doch kaum hatte ich das gedacht, sah ich auch schon einen breit grinsenden James auf mich zu kommen.
„Naaa? Naaaaaaa?!" In der einen Hand ein Bier, fuchtelte er in der Luft rum und deutete auf die tanzenden und trinkenden Menschen.
„Wie findest dus"
Weil ich seine Bemühungen schätzte und ich ihm die Freude über das alles nicht verderben wollte, nickte ich lächelnd.
„Das ist super, James! Danke, echt.", über die Musik hinweg, versuchte ich mein Bestes, James meine unbändige Freude zu übermitteln.
Immernoch grinsend umarmte er mich.
„Alles Gute zum Achtzehnten, Louis."
„Dankeschön."
Als wir uns wieder lösten, schien James hinter mir wen entdeckt zu haben, denn er winkte ihn zu uns.
Überrascht stellte ich fest, dass es der Kerl von eben war, der jetzt von James begrüßt wurde.
Beide wandten sich zu mir und auch er schien verwundert.
„Also Louis. Das hier-" James deutete mit seinem Bier auf den Typen.
„-ist Noah. Er ist auch schwul."
Dieser schien sich das Lachen zu verkneifen und schaute wieder zu James.
„Uuund-", wollte James weiterreden.
„-ehm. Ja, eigentlich nix und. Er ist schwul, du bist schwul. Habt Spaß."
Kurz beugte er sich noch zu meinem Ohr und flüsterte: „Keine Angst, falls er dir nicht gefällt, hab ich noch ein paar andere in petto." Er zwinkerte noch und ließ mich zurück mit Noah.

„Hättest ja sagen können, dass das deine Party ist"
Er lächelte, seine Zähne blitzten und mein Gesicht glühte.

classy daddyWo Geschichten leben. Entdecke jetzt