Sophia sah umgehend auf, als sie mich aus dem Aufzug treten hörte. Die Absätze meiner schwarzen Stilettos klackerten über den weiß-melierten Marmorboden, als ich auf sie zusteuerte. Liam konnte ich nirgends sehen, vermutlich war er noch mit der Gästeliste beschäftigt, obwohl seine Schicht eigentlich vor einer Stunde beendet gewesen war.„Wie sieht es aus?", fragte sie, sobald ich wieder hinter den Tresen getreten war.
„Bei mir hat niemand Probleme gemacht, aber ich hatte auch keine der Problemgäste auf meiner Liste. Armer Liam", entgegnete ich und grinste dabei verschmitzt, auch wenn das eigentlich nichts war, worüber man sich lustig machen sollte.
„Hattest du Mr. Cumberbatch auf deinem Teil der Liste?", platze es schließlich aus Sophia heraus, auch wenn ich ihr hoch anrechnete, dass sie versuchte gänzlich ohne Eigeninteresse in der Sache zu fragen, aber mich konnte sie nicht so leicht täuschen.
„Ja, hatte ich. Er war schon wach und hat keine Probleme gemacht", antwortete ich gelassen und hoffte, dass dieses Thema damit nun erledigt war, aber natürlich war dem nicht so.
„Ich sagte ja: Er ist wirklich nett", sagte Sophia und ich sah aus den Augenwinkeln das Lächeln, welches schlagartig wieder ihre Mundwinkel umspielte. „Wie war es gestern eigentlich mit ihm?"
„Du musst das nicht beiläufig klingen lassen, Sophia. Ich weiß doch, dass du vor Neugierde platzt", antwortete ich und seufzte langgezogen, ehe ich zu einer richtigen Antwort ansetzte. „Ja, du hattest recht. Er ist wirklich sympathisch."
„Und?", bohrte Sophia, nachdem ich nicht weitersprach.
„Was und?"
„Was hat er dir erzählt?", wollte sie aufgeregt wissen und ich konnte aufgrund ihrer Reaktion nur mit dem Kopf schütteln. Manchmal merkte man doch, dass sie etwas jünger war als ich. Zum Glück hatten wir nicht öfter Gäste, auf die sie offensichtlich flog.
„Sophia...", stöhnte ich und versuchte so, sie zu besänftigen, aber sie zuckte lediglich mit den Schultern.
„Er schien dich ebenfalls sympathisch zu finden, Hannah."
„Das mag ja auch stimmen, aber deshalb erzählt mir Mr. Cumberbatch ja wohl kaum irgendwelche brisanten Details. Das ist es doch, was du wissen möchtest oder?", entgegnete ich mittlerweile leicht genervt und tippte gereizt auf meiner laut klackernden Tastatur herum, während ich Sophia aber auch weiterhin wachsam aus den Augenwinkeln beobachtete. Aus Absicht betonte ich deutlich seinen Nachnamen und war stolz auf mich, dass mir zu keiner Zeit sein Vorname auf der Zunge lag.
Zugegebenermaßen regte es mich auf, dass wir immer wieder auf dieses Thema zurückkamen. Wir hatten definitiv Wichtigeres zu tun und obwohl mir Mr. Cumberbatch seit gestern Abend so einiges erzählt hatte, ging das Sophia definitiv nichts an. Ich wusste zwar selbst nicht genau, wie ich das was ich mehr oder weniger erfahren hatte einordnen sollte, aber Benedict hatte mir das in absolutem Vertrauen erzählt. Ich würde einen Teufel tun und anderen davon erzählen. Ich hatte zwar Jackson gegenüber etwas angedeutet, aber er war bei so etwas auch ein gänzlich anderes Kaliber als Sophia.
„Tut mir leid, Hannah", murmelte Sophia nach einigen stummen Augenblicken und räusperte sich verlegen. „Gibt es schon etwas Neues von Kevin?" Ich war ihr dankbar dafür, dass sie nicht weiter darauf rumhacken wollte.
„Er meinte vorhin, dass es schon mehrere Meldungen aus unserem Bezirk gegeben hätte und er alles dafür tut, dass das Problem bald gelöst ist", erklärte ich und machte mir darum auch keine Sorgen.
Ich vertraute Kevin. Ich hatte ihn kurz nach meinem Umzug nach New York per Zufall kennengelernt. Er arbeitete bei dem größten Heizungsversorger der Stadt – ConEd – und seit wir uns angefreundet hatten, hatte er mir und dem Hotel schon mehrfach aus der Patsche geholfen, da er in einer leitenden Position arbeitete und unser Anliegen meistens sogar bevorzugt behandeln konnte. Auch dieses Mal würde er das wohl in kürzester Zeit wieder hinbekommen. Dennoch würde ich das Heizungssystem in New York wohl nie so ganz verstehen. Für mich wirkte dieses System mit der Dampfheizung wie aus dem Mittelalter.
DU LIEST GERADE
New York Exit // Benedict Cumberbatch FF [abgeschlossen]
FanfictionNew York im tiefsten Winter. Der Schauspieler Benedict Cumberbatch und die Hotelmanagerin Hannah Adair lernen sich auf einer reinen geschäftlichen Ebene kennen. Kurz darauf sind sie gezwungen, viel Zeit miteinander zu verbringen. Ein Star, der seine...