Ich hatte mich noch nie so fremd und einsam in meiner eigenen Wohnung gefühlt, wie in dem Moment, in dem ich endlich, nach vielen Tagen der Abwesenheit, die Haustür hinter mir schloss und unsägliche Stille mich umfing. Planlos stand ich im Flur und rührte mich keinen Zentimeter, bis ich mich schlussendlich losriss und daran machte, die Heizung ordentlich hochzudrehen. Es war eisig kalt hier drin.
Ich hatte nichts mehr im Kühlschrank, was nach all der Zeit noch essbar gewesen wäre, also bestellte ich mir ohne lange zu überlegen eine Pizza. Den Rest des Abends kuschelte ich mich bewaffnet mit meinem Laptop ins Bett und schaute irgendeine Serie, bei der ich aber schon nach wenigen Minuten nicht mehr aufpasste. Ich konnte einfach nicht aufhören an Ben zu denken. Es war zwar schön, wieder hier in meinem eigenen Bett zu liegen und nicht mehr auf einer Schlafcouch nächtigen zu müssen, aber ich vermisste Benedicts Gesellschaft. Denn daran, nicht mehr alleine zu sein, gewöhnte man sich schnell, aber daran wieder alleine zu sein, leider umso schwerer. Wo sollte das alles nur hinführen?
Ich musste wohl irgendwann eingeschlafen sein, denn als ich aufwachte, war mein Laptop immer noch aufgeklappt und spielte munter weiter meine Serie. Ein Wunder, dass ich dabei so fest geschlafen hatte, auch wenn die Lautstärke stark reduziert gewesen war. Glücklicherweise war es jedoch noch früh am Morgen und ich hatte noch etwas Zeit. Ich war wirklich froh darüber, dass ich Sophia bereits vor unserem Ausflug in die Bronx am Vortag darum gebeten hatte, mir noch einen weiteren freien Tag zu ermöglichen. So fertig war ich lange nicht gewesen und daran hatte auch der restliche Tag gestern nichts geändert, obwohl ein Abend vor dem Laptop für mich äußerst selten und normalerweise entspannend war.
Auch an diesem neuen Morgen waren die U-Bahnen immer noch etwas verspätet und übermäßig voll, was natürlich sofort die Erinnerungen an die Fahrt mit Benedict hervorrief, die ich umgehend versuchte zu verscheuchen.
Benedict wartete bereits am Eingang unseres Hotels auf mich und unterhielt sich gerade mit Frank. Worüber sie wohl sprachen? So, als ob Ben meine Anwesenheit gespürt hatte, als ich gerade die Straßenseite wechselte, drehte er sich prompt zu mir um. Ich bildete mir ein, einen Anflug von Erleichterung auf seinem Gesicht zu sehen, ehe ein erkennendes Lächeln auf seine Lippen wanderte – trotz des Anlasses unseres Treffens. Mir stockte fast der Atem, als ich seine Aufmachung von vorne sah. In seinem schwarzen Anzug, der mitternachtsblauen Krawatte und dem blütenweißen Hemd inklusive Einstecktuch, sah er einfach verboten gut aus. Bei ihm sah all das so einfach und locker aus, wie er schlicht mit den Händen in den Hosentaschen vergraben vor mir stand. Ich musste mich immer wieder daran erinnern, weiter zu laufen.
„Hannah, da bist du ja", begrüßte mich Ben erleichtert und nahm mich ohne jegliche Vorwarnung in den Arm, was mich doch ziemlich überrumpelte. „Du warst gestern einfach weg. Was war denn los?", wollte er sofort von mir wissen und klang dabei sogar etwas besorgt.
Eilig sah ich weg, sobald er mich wieder losgelassen hatte. Ben hatte mich demnach also wirklich nicht gehört. Wem machte ich hier eigentlich etwas vor? Natürlich hatte er das nicht.
„Ich... Es tut mir leid, es gab einen Notfall", antwortete ich mehr als dümmlich und gab mir innerlich postwendend eine Ohrfeige für meine Kreativität.
Bens Blick nach zu urteilen kaufte er mir das selbstverständlich nicht ab, allerdings sagte er nichts, wofür ich ihm sehr verbunden war. So etwas wollte ich auch in der Anwesenheit von Frank definitiv nicht weiter ausführen, denn mich konnte er nicht täuschen. Ich wusste genau, dass dieser Mann, obwohl er schon alt war, immer noch hören konnte wie ein Luchs und so sehr ich ihn auch mochte: Dieses Gespräch ging ihn überhaupt nichts an.
„Du siehst gut aus, auch wenn es bestimmt schönere Farben an dir gibt", meinte Ben, als er wieder etwas von mir zurücktrat und mich von oben bis unten musterte. „Trotzdem muss ich dich das fragen... Frierst du denn nicht in dieser Aufmachung?"
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New York Exit // Benedict Cumberbatch FF [abgeschlossen]
FanfictionNew York im tiefsten Winter. Der Schauspieler Benedict Cumberbatch und die Hotelmanagerin Hannah Adair lernen sich auf einer reinen geschäftlichen Ebene kennen. Kurz darauf sind sie gezwungen, viel Zeit miteinander zu verbringen. Ein Star, der seine...