7. Kapitel

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Obwohl ich so früh aufgewacht war, war ich spät dran. Ich hatte die Uhrzeit gänzlich aus den Augen verloren und beeilte mich daher, schleunigst meine Arbeitskleidung wieder anzuziehen und mich zügig im kleineren Badezimmer frisch zu machen. Bis auf mein hektisches Treiben war es wieder absolut still in der Premiere Suite geworden. Benedict musste immer noch schlafen und offenkundig hatte er die Erholung auch bitter nötig. Anstatt mich also zu verabschieden, machte ich mein übergangsmäßiges Bett und schlich mich dann leise aus dem Zimmer. Ich wusste nicht, ob ich noch eine weitere Nacht hier übernachten würde. Das würde sich wohl basierend auf dem Wetter und Benedicts Wohlwollen entscheiden.

Ich sprach mit Frank, der aufgrund der aktuellen Situation ausnahmsweise mal drinnen stand und kritisch die Schneemassen beäugte, die über Nacht nur noch höher geworden waren. Mittlerweile sah ich nur noch einen schmalen Streifen vom grauen Himmel und es sah nicht so aus, als ob es in nächster Zeit aufhören würde zu schneien. Die Wetterlage blieb auch laut Wetterbericht in den nächsten Stunden unverändert und die vorausschauende Vorhersage spendete ebenfalls wenig Hoffnung.

Außerdem telefonierte ich kurz mit Liam. Der Glückliche hatte es noch rechtzeitig aus dem Hotel geschafft und verbrachte nun unverhofft viel Zeit zu Hause, auch wenn er äußert besorgt am Telefon klang und mir versicherte, dass er viel lieber gerade bei uns wäre, um zu helfen, auch wenn wir in dieser Situation nur wenig tun konnten.

In der angrenzenden Lobby saßen einige Gäste um den Kamin herum verteilt und genossen die Wärme, die das sanft brodelnde Feuer schenkte. Zum Glück hatten wir wenigstens noch genug Holz vorrätig. Im Empfangsbereich war es mittlerweile merklich kühl und es würde wohl nicht mehr lange dauern, bis es richtig eisig hier drinnen sein würde. Die alten Gebäude in New York, zu eben jenen auch dieses gehörte, waren schlecht isoliert. Ich betete, dass die Heizung bald wieder funktionieren würde, denn wenn nicht, würden meine jetzt schon kalten Füße wohl das kleinste Problem darstellen. Abgesehen von der Tatsache, dass unser Nahrungsmittelvorrat für einen solchen Fall auch nur begrenzt aufgestockt war.

Der Empfangsbereich war wie ausgestorben. So leer hatte ich diesen Teil des Hotels noch nie erlebt. Während Jackson gelangweilt am Lift wartete, hatten Sophia und ich zwar auch deutlich weniger zu tun, allerdings beschäftigten wir uns größtenteils nur mit Beschwerden von Gästen, die sich anscheinend von uns wünschten, dass wir eine Wettermaschine besaßen. Viel mehr konnten wir zum aktuellen Zeitpunkt nicht tun, was mich einerseits zwar freute, da es zur Abwechselung mal etwas ruhiger wurde, aber auf der anderen Seite mir zu viel Spielraum zum Grübeln gab.

Mir entgingen nicht die neugierigen Blicke, die Sophia mir immer wieder verstohlen von der Seite her zuwarf, doch ich war nicht bereit mit ihr über Benedict zu sprechen. Das war es nämlich, worüber sie nachdachte, so viel stand fest. Sollte sie ruhig für einen kurzen Augenblick glauben, dass ich sauer auf sie war, weil sie ihm davon berichtet hatte, dass ich letzte Nacht nicht hatte schlafen können.

Obwohl sie so nett war und mich nicht gezielt nach ihm fragte, wanderten meine Gedanken ganz automatisch zurück zu ihm, während ich unschlüssig die aktuelle Wetterkarte auf meinem Computerbildschirm begutachtete. Er hatte mir nicht erzählt, was er damit gemeint hatte, dass er diesen Jeff vermeintlich im Stich gelassen hatte. Ich war wie versteinert an seinem Bett gesessen und hatte nicht gewusst, wie ich auf seine Aussage reagierte sollte. Wie sich allerdings herausgestellt hatte, war Benedict gar nicht gänzlich bei sich gewesen, auch wenn das mein Eindruck gewesen war. Wenige Augenblicke später war er wieder eingeschlafen und ich hatte mich auf leisen Sohlen wieder ins Wohnzimmer zurückgezogen. Seit diesem Moment hatte ich nichts mehr von ihm gehört oder gesehen. Vermutlich konnte er sich nicht einmal mehr daran erinnern, dass er mir von Jeff erzählt hatte, wenn ich ihn jetzt darauf ansprechen würde. Wie sollte ich mit alle dem nun umgehen? Vermutlich hatte Benedict nicht einmal beabsichtigt, dass ich davon wusste.

New York Exit // Benedict Cumberbatch FF [abgeschlossen] Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt