Ich glaube

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Rebelles Sicht:

Ich ging nicht in eine andere Richtung. Glaub ich mal zumindest.

Egal. Also ich bin irgendwann an einer Klippe angekommen. An einer Klippe, mit einer echt hammermäßigen Aussicht aufs Meer. Nur eine kleine Felseninsel durchbricht die blaue Masse, die gleichmäßig gegen die Felsen hunderte Meter unter mir schlägt.

Ich weiß nicht, wie lang ich hier schon sitze, ein Bein über den Rand gehängt, das Andere angewinkelt, mit dem wundervollen Salzgeruch der See in der Nase und dem pfeifenden Wind in den Ohren, der meine Haare aus meinem Gesicht weht. Die Sonne wärmt mich und bringt mich zum Lächeln. Aus meiner einen Tasche hab ich mir eine Tüte Gummibärchen gefischt, die fast schon wieder leer ist. Es steht für mich nicht mal in Frage hier weg zu gehen.

Egal, wie lang ich von meinem Dad getrennt bin. Ich bin und bleibe seine Tochter.

Gedankenverloren spiele ich mit meinem Medaillon und starre den Horizont an.

Diese Aussicht...Schon sicher seit einem Jahrhundert hab ich mir so eine Aussicht vorgestellt. Eine perfekte Aussicht, um sie von meinem eigenen Traumhaus aus zu bewundern. Mein Traumhaus wäre im Stil eines Strandhauses gehalten, mit einer Holzveranda drum herum und zwei Stockwerken. Unten wäre das gemütliche Wohnzimmer, ein großer Pool, eine moderne Küche und einem kleinem Bad. Oben wäre mein Zimmer, mit begehbarem Kleiderschrank und einem großen Bad mit Dampfsauna, dann noch ein Gästezimmer mit Bad und außerdem einer großen Dachterrasse mit einer kleinen Bar und gemütlichen Plätzen zum Sitzen und Liegen zum Sonnen.

Ich hab mir in Katalogen die perfekten Möbel rausgesucht, die Aufteilung der Zimmer sicher schon zehn Mal gezeichnet, genau wie die Bilder an den Wänden und die Einrichtung genau geplant. Sogar die Anordnung von meinen Büchern und Filmen in den Regalen, sowie meine Musikanlage und Playlists habe ich in meinem Kopf zusammengestellt. Ich seh es bis ins letzte Detail vor meinem inneren Auge. Dieses Haus ist einfach mein größter Wunsch.

Klar, hab ich mir immer gewünscht meinen Vater wieder zu sehen. Aber durch das Medaillon stand das nie in Frage, dass ich ihn eines Tages wieder fest in den Arm nehmen und nerven kann. Doch in diesem perfekten Haus leben, zu jeder Tageszeit den Salzgeruch riechen und das Meer hören und einfach glücklich alt werden...

Ich wünsch es mir nicht nur. Das tun auch alle in der nicht-magischen Welt. Doch ich bin vom Zauberwald. Ich weiß, dass das nicht reicht.

Ich glaube. Sonst ist mir, außer dem Medaillon, nichts von meiner Kindheit geblieben. Ich glaube ganz fest daran.

Freche Mädchen haben ihre eigenen RegelnWo Geschichten leben. Entdecke jetzt