Die kleine Hook

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Pans Sicht:

"Wohin gehen wir?", fragt Felix.

Felix folgt mir Richtung Strand. Wir sind noch vor dem Sonnenaufgang losgegangen.

"Zu Hook", antworte ich.

"Wieso?", fragt Felix weiter.

"Um ihm von der Ankunft der kleinen Hook zu erzählen.", meine ich und grinse.

"Die kleine Hook?", Felix muss auch grinsen.

Vor drei Tagen ist dieses Mädchen angekommen. Bisher hat sie sich ihr Haus eingerichtet, hat sich aber nicht weit davon entfernt. Ich hab sie nicht mehr gesprochen. Und es hat noch kein Junge das Haus entdeckt. Sie rätseln alle, was mit dem Mädchen ist. Manche hoffen, dass ich sie ins Lager hole. Definitiv ein Grund es zu lassen. Vorerst.

Ich drehe mich zu Felix um: "Sie will mir nicht ihren richtigen Namen sagen. Und außerdem..."

"Es passt zu ihr.", stimmt Felix mir zu.

Ich nicke nur und drehe mich wieder nach vorne. Der Dschungel lichtet sich und vor uns erstreckt sich der Strand, im Licht des Sonnenaufgangs.

Hook sitzt mal wieder auf einem Stein und schaut sich den Horizont an. Wahrscheinlich saß er da die ganze Nacht. Das hat er schon immer gemacht. Doch erst jetzt weiß ich wieso.

"Die Beiden sind sich so ähnlich.", spricht Felix meine Gedanken aus.

"Willst du es ihm sagen?", ich heb eine Augenbraue.

Felix schüttelt nur grinsend den Kopf: "Das ist dein Spiel, Pan."

Ich nicke. Felix ist mein bester Freund. Doch manchmal ist er einfach langweilig.

Wieso hab ich ihn eigentlich mitgenommen?

Ich halte ihm einen Sack mit goldverzierten Muscheln hin: "Dann geh und bring das den Meerjungfrauen."

Felix nickt nur und geht. Ich hole das Medaillon raus und verzaubere es. Eine Sekunde später schwebt es vor Hooks Gesicht. Er zuckt nicht mal zusammen. Er nimmt es nur und dreht sich wütend zu mir um.

"Was willst du, Pan?", fragt Hook mit zusammengebissenen Zähnen.

Ich grinse wieder und hebe eine Augenbraue: "Willst du raten?"

"Was hast du damit gemacht?", Hook hält das Medaillon hoch.

"Gespielt", meine ich betont unschuldig.

Hook sieht so aus, als wolle er auf mich losgehen. Doch er atmet nur tief durch und wendet sich von mir ab. Er setzt sich wieder hin und betrachtet das Medaillon.

Er hat dazu gelernt.

"Sie ist dir sehr ähnlich, weißt du?", ich tauche neben ihm auf.

"Wer?", Hook hat Hoffnung in der Stimme.

"Die kleine Hook.", sage ich.

"Die kleine Hook?", Hook hat ein Lächeln im Gesicht.

Ich nicke nur ausdruckslos.

"Was willst du von ihr?", jetzt kommt der väterliche Beschützerinstinkt durch.

Ich grinse nur wieder: "Nichts...Bestimmtes. Sie ist mehr ein Mittel zum Zweck. Das Einzige, was im Moment wichtig ist, ist was ich von dir will."

"Und das wäre?"

"Ihren Namen"

Zuerst ist Hook verwirrt, bevor er lauthals lacht: "Dieses sture, kleine Biest."

"Da stimme ich dir ausnahmsweise zu.", ich gehe aus Langeweile ein bisschen hin und her, "Du sagst mir ihren Namen und ich sag dir wo sie ist."

"Nein."

"Nein?"

"Wenn sie dir ihren Namen nicht sagt, dann sag ich ihn dir auch nicht.", sagt Hook.

Ich sehe ihn überrascht an: "Willst du sie etwa nicht wiedersehen?"

"Glaub mir. Für einen Vater ist eine wütende Tochter weitaus schlimmer, als keine Tochter."

Ich gebe es nicht gerne zu, aber Hook hat wahrscheinlich recht. Das Mädchen ist schon von Natur aus extrem frech. Und so stürmisch. Wie sie ist, wenn sie wütend ist...

Ich sollte das mal rausfinden.

"Gibt es sonst Nichts, dass du willst?", unterbricht Hook die Stille.

Ich sehe ihm genau an, dass er eigentlich nicht fragen will. Hook sieht sehr wütend aus. Wie lustig. Wenn es um das Mädchen geht, ist er echt extrem ernst.

"Gibt es. Aber deshalb bin ich eigentlich nicht hier.", ich hab so eine spontane Eingebung.

Ich halte Hook ein Pergament vor die Nase. Ich weiß genau, dass da eine Zeichnung von dem Mädchen drauf ist. Eine Zeichnung, wie sie an den Klippen sitzt, als ich sie beobachtet hab.

Hook nimmt misstrauisch das Pergament und sieht es sich an. Seine Augen leuchten auf, als er es sieht. Ich kann stolz in ihnen sehen.

Ich sollte seine Hoffnung zerstören.

"Oh, und keine Sorge. Du wirst sie auf jeden Fall sehen. Ob sie dich dann aber noch sehen will..."

"Will sie.", unterbricht Hook mich.

"Was macht dich da so sicher?"

"Ich habe sie seit Jahrhunderten nicht gesehen und sie hat in dieser Zeit nie das Medaillon abgenommen. Nicht ein einziges Mal. Glaubst du wirklich, du kannst sie dazu bringen?", fragt Hook herausfordernd.

"Das werden wir ja dann sehen.", grinse ich ihn an.

Der Stolz in Hooks Augen vermischt sich mit Zweifel.

Seine Tochter ist seine Schwachstelle. Irgendwie schon langweilig. War ja zu erwarten. Vielleicht macht das Mädchen es ja interessant. Wenn nicht...

Freche Mädchen haben ihre eigenen RegelnWo Geschichten leben. Entdecke jetzt