Kapitel 4.

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Der Gang zu Erwins und nun wohl auch, hoffentlich nur vorübergehend, meinem Zimmer scheint eine Ewigkeit zu dauern. Ich weiß nicht, ob es daran liegt, dass der Raum sich im zweiten Stock befindet und wir damit einen längeren Weg haben, besonders da Erwin auch noch darauf besteht mich zu tragen, was ihn in seiner Schnelligkeit einschränkt. Oder daran, dass alle Kadetten an denen wir vorbei kommen, und das sind viele, uns anstarren und tuscheln. Auf jeden Fall ist das ganze hier äußerst unangenehm, dass Erwin dabei auch noch stur geradeaus starrt und schweigt, macht die Situation nicht viel besser.

Die Gänge des Hauptquartiers sind lang und schmucklos. Hin und wieder hängt an einer Wand eine Fackelhalterung mit erloschener Fackel in sich, um die dunklen Abendstunden zu erhellen. Die Fenster, die in die Steinwand eingearbeitet sind, sind schlicht und klein. Viele Türen gehen von der rechten Seite ab  und insgesamt konnte ich drei weitere Gänge sehen die von unserem abgehen. Das ganze Hauptquartier wirkt kalt und still, obwohl Menschen durch die Gänge irren. Es erinnert mich an ein Labyrinth, was es vermutlich auch für Leute, die hier nicht wohnen ist. 

Die Treppe zum zweiten Stock wirkt alt und als würde sie jeden Moment zusammenbrechen. Bei jedem Schritt den Erwin macht, knarzen die hölzernen Stufen unter unserem Gewicht. Erstaunlicherweise kommen wir jedoch unbeschadet oben an, ohne dass die Treppe unter uns hin weg bricht.

Erleichtert sehe ich mich im neuen Stockwerk um. Es scheint auf den ersten Blick weniger Türen zu geben. Auch hier hängen an den Wänden Fackelhalterungen, als einzige Lichtquelle. Während der untere Gang, trotz seiner ruhigen Atmosphäre, von Kadetten gefüllt war, ist der obere wie leer gefegt. Ich sehe an den Wänden herauf, nicht wissend nach was ich eigentlich Ausschau halte.

Keine Spinnweben und auch Staub oder Asche scheinen hier überhaupt nicht zu existieren. Es war mir vorher gar nicht aufgefallen, aber die ganzen Gänge sind trotz der vielen Menschen, die mit ihren dreckigen Stiefel von draußen kommen, sehr sauber. Das ist sogar noch untertrieben, es wirkt wie der sauberste Ort der Welt.

Abrupt bleibt Erwin vor einer großen dunklen Tür stehen, die relativ weit hinten im Gang liegt. Ahnend, dass das hier wohl sein, nein unser Zimmer sein muss, sehe ich fragend nach oben, um von Erwin eine Bestätigung zu bekommen. Dieser nickt mir kurz mit einem Lächeln zu und setzt mich dann vorsichtig ab. Seine eine Hand legt er um meine Hüfte um meinen Stand zu stabilisieren, mit der anderen kramt er in seiner Hosentasche nach etwas, höchstwahrscheinlich dem Schlüssel zum Zimmer.

Erwin zieht seine Hand wieder aus seiner Tasche, einen kleinen kupferfarbenden Schlüssel in der Hand haltend. Er öffnet die Tür und führt mich herein. Direkt gegenüber der Tür steht am anderen Ende des Raumes, ein großer Schreibtisch, auf dem sich Dokumente und Briefe stapeln. Der Sessel hinter dem Schreibtisch scheint aus einer Art braunen Stoff gemacht zu sein. An den Wänden entlang stehen unzählige Regale mit alten Büchern. Außerdem geht eine weitere Tür vom inneren des Raumes ab, vermutlich das Schlafzimmer. Das jedoch beeindruckendste ist das riesige Fenster das hinter dem Schreibtisch fast die Hälfte der Wand einnimmt. Die Fensterbank scheint breit genug zu sein um sich darauf zu setzen, der perfekte Ort zum lesen oder einfach um verträumt in den Himmel zu starren.

Ich höre das Klicken einer zugehenden Tür, als ich mich umdrehe steht Erwin wieder hinter mir. Ich hatte nicht einmal bemerkt, dass er mich losgelassen hatte.

"(V/N)?", fragt Erwin sanft lächelnd und stellt sich neben mich. Erwartungsvoll sieht er mich an, als würde er eine Reaktion oder so was von mir erwarten. Meine Augen zucken schnell durch das Zimmer, um sich die Details noch einmal einzuprägen und eine hoffentlich für Erwin zufriedenstellende Reaktion zu erzeugen.

"Ehm...du hast viele Bücher...", antworte ich mit unsicherer Stimme während ich mit einer Strähne meines (H/F) Haares spiele. Wow, (V/N) was besseres konnte dir nicht einfallen?! Du hättest einfach sagen können, dass das Zimmer schön aussieht, oder so was...aber nein!

Erwin runzelt seine Stirn und sieht mich verwirrt an, fängt dann jedoch an zu lachen. Es ist ein warmes und ehrliches Lachen, das den ganzen Raum füllt. Allerdings bin ich nun verwirrt, warum lacht er denn jetzt? So komisch war mein Kommentar auch wieder nicht. Nach einer kurzen Weile hört Erwin wieder auf zu lachen und sieht mich mit einem breiten Grinsen an.

"Das beantwortet zwar nicht meine Frage, aber schon in Ordnung", klärt mich Erwin auf, "Die ganzen Bücher habe ich über die Jahre gesammelt, teilweise Geschenke und teilweise selbstgekauft zu Recherchezwecken. Magst du Bücher?"

Er hat vorher mich etwas gefragt? Peinlich berührt, dass ich nicht mitbekommen habe, dass er etwas gefragt hatte, schaue ich zur Seite und antworte zumindest seiner neuen Frage :" Weiß nicht. Vielleicht. Sie nehmen so viel Zeit in Anspruch."

Enttäuscht sieht mich Erwin an und seufzt leicht auf :"Verstehe. Zeit ist Luxus. Also um zu meiner eigentlichen Frage zurückzukommen (V/N), soll ich dir jetzt das Schlafzimmer zeigen?" Sein freundliches Lächeln ist auf seine Lippen zurückgekehrt, als wäre es nie weg gewesen, aber erneut an diesem Tage durchschaue ich es. Ein falsches Lächeln, nur da, um andere im Glauben zu lassen man wäre wirklich glücklich. Seltsamerweise kommt es mir nur allzu bekannt vor.

"Ja, bitte", erwider ich ihm ebenfalls mit einem aufgesetztem Lächeln, welches vollkommen natürlich erscheint, als hätte ich dieses schon unendliche Male gelächelt.

Erwin geht auf die Tür zu, die ich bereits vorher bemerkt hatte und deutet mir ihm zu folgen. Langsam gehe ich ihm hinterher und lasse währenddessen meinen Blick über ihn schweifen. Von seinem muskulösen Rücken hoch zu seinen breiten Schultern bis hin zu seinem Hinterkopf, der bedeckt wir von seinen blonden Haaren. Seine Haare sehen unglaublich weich aus. Ich würde sie am liebsten anfassen, aber das käme falsch rüber.

Bei ihm angekommen sieht er mich ein letztes Mal an. Ich meine Nervösität in seinen Augen kurz aufblitzen zu sehen. Sein Mund öffnet und schließt sich wieder, so als ob er etwas sagen möchte, aber nicht die richtigen Worte findet und sich deswegen dazu entschließt nichts zu sagen.

"Nun dann...", setzt Erwin an und öffnet die Tür zum Schlafzimmer.

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Ich bin zurzeit echt motiviert zu schreiben^^

Hoffe es gefällt euch,

eure Pervyflower <3



Eine zweite Chance (Erwin x Reader)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt